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Schock-Werners Adventskalender (9)Radios im Plastik-Look

2 min
Radios der späten 1930er bis 1950er Jahre im Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK)

Radios der späten 1930er bis 1950er Jahre im Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK)

Zu den Beständen historischer Radios im Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) gehört auch ein sowjetisches Exemplar der Stalin-Ära.

In einem Museum für Kunstgewerbe erwartet man sehenswertes Design und originelle Schmuckobjekte. Alles das gibt es im Kölner Museum für Angewandte Kunst (MAKK). Eine ganze Vitrine mit alten Radios unterschiedlichster Größen, Farben und Formen würde man aber vielleicht hier nicht unbedingt vermuten. Diese Sammlung verdankt das MAKK einer Schenkung. Es ist ein echter Blickfang, nicht nur für Freunde historischen Designs, sondern auch für Phonofans.

Das MAKK zeigt Radioapparate verschiedener Epochen auch an anderer Stelle, unter anderem den „Volksempfänger“, den die Nazis in fast jeden deutschen Haushalt brachten. An der eindrucksvollen Radiowand im ersten Obergeschoss sind speziell Kunststoffradios, teils sogar mit einer kleinen Fernseh-Mattscheibe, von den späten 1930er bis in die 1950er Jahre versammelt. Anders als der behäbige Volksempfänger aus Holz verströmen die fast zeitgleich entstandenen Geräte mit ihrem Plastik-Look und der teils futuristischen Formensprache sofort und unmittelbar Modernität.

Zu den Beständen historischer Radios im Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) gehört auch ein sowjetisches Exemplar der Stalin-Ära.

Zu den Beständen historischer Radios im Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK) gehört auch ein sowjetisches Exemplar der Stalin-Ära.

Ein Hingucker ist das sowjetische Zvezda 54, leicht erkennbar am roten Stern und dem üppigen Stalin-Barock. Gleich daneben ein Modell des Klassenfeinds, das amerikanische „Cooler“-Radio, dessen Form einer Coca-Cola-Kühlbox nachempfunden ist. Ein anderes Gerät hat den Namen „Bumerang“, was durch den ausladenden Schwung auf der linken Seite unmittelbar verständlich wird. Auch der Name „Owl Eye“ – Eulenauge – für ein weiteres Gerät ist sozusagen selbsterklärend.

Es lohnt sich, sich wirklich jedes einzelne Radio anzuschauen und die Besonderheiten zu entdecken. Einige Radios lassen an ihren Tragegriffen erkennen, dass sie auch für den Betrieb draußen gedacht waren. Heute haben alle ihr Smartphone in der Tasche. Damals haben die Leute noch ihre Radios durch die Gegend geschleppt, um auch im Freien ihre Musik hören zu können.

Aufgezeichnet von Joachim Frank


In unserem Adventskalender stellt Barbara Schock-Werner jeden Tag ein besonderes Ausstellungsstück aus einem von sechs Kölner Museen vor. Alle Folgen finden Sie hier:
www.ksta.de/weihnachten

Das Museum für Angewandte Kunst Köln (MAKK), An der Rechtschule 7, 50667 Köln, ist geöffnet von 10 bis 18 Uhr (montags geschlossen, außer an Oster- und Pfingstmontag). Geschlossen ist das Museum auch an Heiligabend, am 1. Weihnachtsfeiertag, an Silvester und Neujahr sowie an Karneval. Am „Köln-Tag“, dem ersten Donnerstag im Monat, ist das Museum bis 22 Uhr geöffnet (außer an Feiertagen).

Eintritt für die Dauerausstellung „Kunst und Design im Dialog“: 4 Euro (ermäßigt 2 Euro). Kombi-Tickets zu den Sonderausstellungen: 10 beziehungsweise 13 Euro (ermäßigt 5 bzw. 6,50 Euro). Am Köln-Tag freier Eintritt für alle Kölnerinnen und Kölner, ab 17 Uhr ermäßigter Eintritt für alle anderen.