„Absurde Vorwürfe“Kölnerin am Flughafen von Istanbul festgenommen

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Istanbul

Die Festnahme erfolgte in Istanbul.

Köln/Istanbul – Die in Köln lebende Tochter der kurdischen Sängerin Hozan Cane ist bei ihrer Einreise in die Türkei festgenommen worden – sie wollte ihre Mutter besuchen, die in der Türkei wegen Terrorvorwürfen zu sechs Jahren Haft verurteilt ist.

Die Festnahme erfolgte bereits am Freitag am Flughafen in Istanbul. Am Samstag wurde Dilan Ö. einem Haftrichter vorgeführt. Der setzte sie auf freien Fuß. Allerdings mit der Auflage, die Türkei zunächst nicht zu verlassen.

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Hozan Cane ist eine Sängerin aus Köln. 

Kölner Politiker in Kontakt mit der Festgenommenen

„Sie ist in die Türkei gereist, um ihre Mutter in Haft zu besuchen“, so Jörg Detjen, Mitglied der Linken im Kölner Stadtrat. Der Kölnerin würden von den türkischen Behörden absurde Vorwürfe gemacht, auch erhebe sich die Türkei, über Vorgänge in Deutschland richten zu können, denn: Es gehe um Dilan Ö.´s Teilnahme an einer Kurdendemo 2012 in Köln.

Detjen sagte, er sei in Kontakt mit Dilan Ö.. Der Kölnerin, die die deutsche wie die türkische Staatsbürgerschaft besitzt, gehe es den Umständen entsprechend gut, aber sie sei entsetzt über den Vorgang. In den Fall habe sich auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Rolf Mützenich eingeschaltet.

Zudem erklärte ein Sprecher des Außenministeriums in Berlin auf Anfrage vom „Express“: „Dem Auswärtigen Amt ist der Fall bekannt. Unser Generalkonsulat in Istanbul steht mit der betroffenen Person und mit den türkischen Behörden in Kontakt.“

Mutter zu sechs Jahren Haft verurteilt

Hozan Cane war Ende Juni 2018 kurz vor den Präsidentschafts- und Parlamentswahlen in Edirne festgenommen worden. Sie hatte dort eine Wahlkampfveranstaltung der pro-kurdischen Oppositionspartei HDP unterstützt. Die Anklage stützte sich unter anderem auf Inhalte, die die Sängerin zwischen 2014 und 2018 auf ihrem Facebook- und Twitter-Profil geteilt haben soll. Sie selbst hatte die Vorwürfe zurückgewiesen. In der Türkei werden immer wieder auch Ausländer wegen Inhalten in den sozialen Medien festgenommen.

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2017 hatte eine Reihe von Festnahmen deutscher Staatsbürger in der Türkei eine schwere Krise zwischen Berlin und Ankara ausgelöst. Prominente Fälle sind die des „Welt“-Reporters Deniz Yücel, der Übersetzerin und Journalistin Mesale Tolu und des Menschenrechtlers Peter Steudtner. Sie durften mittlerweile ausreisen. Ihre Prozesse gehen aber weiter. Der Kölner Sozialarbeiter Adil Demirci, der ebenfalls wegen Terrorvorwürfen angeklagt ist, muss weiter in der Türkei bleiben, während sein Prozess fortgesetzt wird. (red/dpa)

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