„Andere sind neidisch auf uns“Wie Stadtteil-Lotsen das Leben der Kölner verbessern

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Harald Rau (v.l), Lara Waldron, Brigitte Jantz und Günter Schlanstedt

Köln – Deutschseminare am Kölnberg, Gymnastikkurse für Senioren in Bickendorf und Ossendorf, ein Begegnungscafé für Menschen in Dünnwald und Höhenhaus. Hinter dem sperrigen Namen Sozialraumkoordination verbergen sich konkrete Projekte, die das Leben der Bürgerinnen und Bürger in den Kölner Stadtteilen verbessern sollen. Das dem zugrunde liegende Programm „Lebenswerte Veedel“ wird nun 15 Jahre alt. Es habe den Zusammenhalt in den Vierteln gestärkt, sagte Sozialdezernent Harald Rau am Montag. „Das Programm trägt maßgeblich dazu bei, die Lebensqualität deutlich zu verbessern, wo Menschen in unserer Stadt benachteiligt sind.“

2006 hatte der Rat das Programm für elf sozial benachteiligte Viertel beschlossen, seit 2020 gibt es nun 15 Sozialräume. Dort beschäftigen Träger der freien Wohlfahrtspflege im Auftrag der Kommune die Sozialraumkoordinatoren, die sich für die Belange des Viertels einsetzen. Diese Veedelslotsen sollen die Akteure in den Stadtteilen miteinander vernetzen, etwa Bürger, Vereine, Kitas, Schulen und Kirchengemeinden. Auf diese Weise soll ermittelt werden, was im Viertel gut und nicht so gut läuft und wie sich die Lebensbedingungen und die Teilhabechance der Menschen verbessern lassen. „Es handelt sich um ein Programm, dass es so in Deutschland nicht gibt“, sagte Günter Schlanstedt, Leiter der Stabsstelle Sozialplanung und Sozialberichterstattung. „Andere Kommunen sind neidisch auf uns.“

Einmalig in Deutschland

Zu den Projekten, die im Rahmen der Sozialraumkoordination verankert wurden, gehört zum Beispiel eine neue Lebensmittelausgabe in Porz. Die zuvor bestehenden fünf Ausgaben hatten den Bedarf nicht decken können, sagt Lara Waldron, Sozialraumkoordinatorin Porz-Mitte/Urbach. Im neuen Projekt können nun Bürgerinnen und Bürger zusätzlich Lebensmittel spenden. In einem weiteren Projekt machen sich Engagierte Gedanken, wie ein neuer Porzer Park zwischen Glashüttenstraße und Gleisdreieck aussehen könnte.

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In Bilderstöckchen wurde der erste Klimapark Köln eröffnet, erläuterte die Sozialraumkoordinatorin für Bilderstöckchen, Brigitte Jantz. Auf einem zwei Hektar großen Areal südlich der Heinrich-Pesch-Straße sollen eine Grünfläche mit Obst- und Nussbäumen, ein Insektenhotel, eine Wildblumenwiese und eine Bienenzucht entstehen. In einem eigenen Garten im Blücherpark können Senioren zudem bald gemeinsam gärtnern, und Jugendliche des Dreikönigsgymnasiums entwickeln im Erdkunde-Unterricht einen Klima-Lehrpfad im Viertel. Weiter sind Baumpatenschaften geplant, soll das Kinder- und Jugendwohnheim Raphaelshaus eine Fassadenbegrünung erhalten.

Mit Netzwerken gegen die Pandemie

In der Pandemie sei es ein Vorteil gewesen, dass durch die Sozialraumkoordination Netzwerke entstanden sind. So konnte etwa nachgefragt werden, wo im Rahmen des Homeschoolings digitale Endgeräte fehlen und konnten Menschen für Impfungen mobilisieren werden. In Kalk sei ein Bewegungsprojekt entstanden, das Fettleibigkeit bei Kindern und Jugendlichen bekämpft. Besonders in der Pandemie war es zu Gewichtszunahmen auch bei Mädchen und Jungen gekommen.

Die Ergebnisse des Programms sollen nun im Handbuch „Lebenswerte Veedel“ zusammengefasst werden, dass Anfang 2022 vom Rat beschlossen werden soll. Darin wird beschrieben, wie die Sozialraumkoordination noch besser mit der Verwaltung zusammenarbeiten kann.

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