„Bauchschmerzen als Symptom“Chef des Kinderkrankenhauses über Corona-Erkrankungen

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Kinderklinik Amsterdamer Str

Das Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße in Köln

Köln – Covid-19 gilt zwar als Krankheit der Alten, doch gelegentlich trifft die Pandemie auch Kinder und Jugendliche schwer – wenn auch selten. „Wir in der Kinderklinik haben keine dreistelligen Behandlungszahlen. In ganz Deutschland wurden seit Pandemie-Beginn etwa 1300 stationär behandelte Kinder und Jugendliche erfasst“, sagt Prof. Michael Weiß vom Kinderkrankenhaus Amsterdamer Straße.

Grundsätzlich betreffe Covid-19 aber alle Altersgruppen, vom Neugeborenen bis zum Heranwachsenden. Anders als Erwachsene sind aber nicht Atem- und Lungenbeschwerden die klassischen Symptome, sondern etwa Schmerzen im Bauch. „Bei etwa 25 Prozent kommen Beschwerden im Magen-Darm-Bereich vor, seltener gibt es auch schwere entzündliche Verläufe, die einer Blutvergiftung oder einem Schock ähneln“, sagt Weiß. Eine Infektion falle oft beiläufig bei den verbindlichen Corona-Testungen auf, etwa bei einer Blinddarm-OP.

Jüngster Corona-Toter in Köln war 21

Die durchaus interessante Frage erübrigt sich also, wie Pandemie und Bekämpfungsmaßnahmen diskutiert würden, wenn nicht die Alten, sondern Kinder zu Hunderten in der Stadt gestorben wären. Sie sind es nämlich nicht. Der jüngste Corona-Tote Kölns ist 21.

Michael Weiß, Chef des Kinderkrankenhauses Amsterdamer Straße.

Michael Weiß, Chef des Kinderkrankenhauses Amsterdamer Straße.

Lebensgefährliche Symptome sind selten, Beatmungen die absolute Ausnahme. „Die Verläufe bei den kleinen Patienten sind meistens so günstig, dass sie bald wieder gesund werden. In ganz Deutschland gab es nur sehr wenige Todesfälle bei Kleinkindern und Babys“, sagt Weiß. „Aber wir sind gewarnt aus den letzten Wochen. Subjektiv haben wir den Eindruck, dass sich die schwerer symptomatischen Fälle eher häufen könnten.“ Durch die Mutation habe sich die Lage klar verschlechtert. Häufiger als zuvor gehe die Infektion durch die ganze Familie, wenn sich ein Elternteil angesteckt hat – oder umgekehrt.

Trotzdem belegen die Fallzahlen, die die Uniklinik auf Anfrage mitteilt, die überschaubare Lage bei Kindern. Etwa 40 Patienten unter 18 Jahren wurden dort seit Pandemie-Beginn mit einer Corona-Infektion behandelt, zehn davon waren jünger als drei Jahre. Vier Kinder waren so schwer erkrankt, dass sie auf die Intensivstation kamen: drei Fälle in den ersten beiden Wellen und einer in der dritten Welle. Aktuell sind es zwei Kinder – auf der Normalstation. Die städtischen Kliniken geben konkrete Zahlen nicht bekannt. Was aber auffällt: „Weil die Erkrankungszahlen mit stationärer Behandlung bisher bei Kindern insgesamt recht niedrig sind, sehen wir keinen systematischen Zusammenhang zwischen Öffnungen von Schulen und Kitas und höheren Belegungen in der Kinderklinik“, sagt Weiß.

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Was ihm aber Sorgen macht, ist die Zurückhaltung, während der Pandemie zu Ärzten und in Kliniken zu gehen. „Weil die Eltern verständlicherweise Angst vor Ansteckungen hatten, sind zahlreiche Kinder in den vergangenen Monaten mit einer Erkrankung später als sonst und in deutlich schlechterem Zustand zu uns in die Klinik gekommen“, sagt Weiß. Folge sei, dass Krankheiten oft später erkannt und behandelt werden. „Ein wichtiges Beispiel ist der Diabetes mellitus Typ I bei Kindern. Üblicherweise gibt es da Symptome: Etwa wenn das Kind müde und unkonzentriert ist, oft zum Wasserlassen rausrennen muss, viel Durst hat und Gewicht sinkt. Das sind erste Symptome für eine kindliche Zuckererkrankung. Die verzögerte Diagnosestellung kann bis zu einem diabetischen Koma gehen.“ Weiß stellt klar: Durch Impfungen beim Personal und Testungen bei allen Patienten sei die Kinderklinik ein sicherer Ort. Sorgen vor einer Infektion seien unbegründet.

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