„Flucht- und Befreiungsgefahr“Polizei hält Weg und Anfahrt von Drach lange geheim

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Drach Anfahrt zum Prozess001

Der Konvoi mit Thomas Drach fährt von Ossendorf aus zum Landgericht Köln.

Köln – Mit Maschinenpistolen bewaffnete Einsatzkräfte patrouillieren am frühen Dienstagmorgen in den Häuserschluchten der Justizgebäude, Polizeihunde schnüffeln nach Gefahrenstoffen, die Nebenstraßen sind abgeriegelt, jeder, der den Bereich betreten möchte, wird kontrolliert.

Zum Prozessauftakt gegen Reemtsma-Entführer Thomas Drach, der unter anderem wegen zweifachen versuchten Mords vor Gericht steht, herrscht die höchste Sicherheitsstufe. Es ist der wohl größte und aufwändigste Gerichtsprozess des Jahres in Köln.

Drach bewaffneter Polizist

Schwer bewaffnete Polizisten patrouillieren am Justizgebäude.

Im Vorfeld galt als sicher, dass der 61-Jährige, dem lebenslange Haft droht, mit einem Hubschrauber von der Justizvollzugsanstalt Ossendorf zum Landgericht an der Luxemburger Straße eingeflogen wird. Dann plötzlich eine neue Information: Drach wird mit dem Auto gebracht. Dass die Einsatzkräfte das erst kurz vor dem Eintreffen des Angeklagten mitteilen, ist nicht ungewöhnlich.

Bei Gerichtsverhandlungen dieser Güte werden Weg und Art der Anfahrt so lange wie möglich geheim gehalten, „aus einsatztaktischen Gründen“, wie es heißt. Auch das ist Teil der Hochsicherheitskonzepts. Denn es besteht „Flucht- und Befreiungsgefahr“, wie die Polizei mitteilt.

Konvoi von schwarzen Oberklasse-Limousinen

Die Kölner Polizei, die für den Transport Drachs verantwortlich ist, führt die Journalistenschar, die deutschlandweit berichtet, in die Hans-Karl-Nipperdey-Straße. Gegen 8.20 Uhr sind Polizeisirenen zu hören. Der Konvoi bahnt sich seinen Weg durch die Rushhour, denn große Verkehrsverbindung wie die Luxemburger Straße sind nicht gesperrt.

Wenig später biegen drei schwarze Oberklasse-Limousinen mit getönten Scheiben und Blaulicht in die Sackgasse ein. In einer davon sitzt Thomas Drach. Die Wagen fahren zügig vor und verschwinden durch eine Einfahrt im Justizgebäude.

Für den Moment macht sich Entspannung breit unter den Einsatzkräften, darunter mehrere Spezialeinheiten der Polizei. Drach hat das Gebäude erreicht, nun wird er zum Sitzungssaal 112 geführt, wo der Prozess stattfindet. „Der Einsatz lief ohne Zwischenfälle“, resümiert ein Polizeisprecher. Zumindest bis jetzt. Denn Drach muss nach der Verhandlung auch wieder ins Gefängnis nach Ossendorf gebracht werden. Doch der Einsatz bleibt reibungslos. Um 15.31 Uhr endet der erste Verhandlungstag, 45 Minuten später ist der Angeklagte wieder in der JVA.

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Bis Ende September sind noch 52 weitere Verhandlungstage im Landgericht Köln angesetzt. Zu jedem Termin gilt erneut die höchste Sicherheitsstufe, sagt die Polizei. Informationen, wie Drach dann das Gericht erreicht, halten die Einsatzkräfte unter Verschluss. Er werde über immer andere Routen dorthin gebracht, heißt es. So soll eine mögliche Flucht oder Befreiung verhindert werden. Auch über Straßensperrungen an den künftigen Verhandlungstagen ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nichts bekannt.

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