„Ich dachte, er bringt sie um“Gewalt-Exzess in Kölner Familiengericht

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Der Mann schlug und trat vor den Anwälten im Kölner Familiengericht auf seine Ex-Frau ein.

  • Noch nie hat es vor dem Kölner Familiengericht einen derartigen Gewaltexzess gegeben.
  • Vor den Augen der schockierten Richter und Anwälte schlug und trat ein Mann vor einigen Monaten unvermittelt und äußerst brutal auf seine Ex-Frau ein.
  • Nun musste sich der Mann für seine Tat verantworten – lesen Sie hier die Hintergründe.

Köln – Es war eine Premiere der fürchterlichen Art, die sich vor einigen Monaten in Saal 1119 des Kölner Amtsgerichts abspielte.

Die nicht öffentliche Sitzung des Familiengerichts war schon eine Stunde im Gange, als bei der Frage nach der Unterhaltsregelung für die beiden kleinen Kinder der geschiedenen Eheleute die Emotionen überkochten. Plötzlich sprang der Kindsvater von seinem Sitz auf, ging mit erhobenen Fäusten auf seine Ex-Frau los und schlug sie von ihrem Stuhl. Erstmals in der Geschichte des Kölner Familiengerichts hatte sich vor den Augen von Richtern und Anwälten ein derart heftiger Gewaltausbruch ereignet.

„Ich dachte, er bringt sie um“, sagte die Kölner Anwältin

Auch als die Frau am Boden lag, trat der Mann wieder und wieder auf die Frau ein. „Ich dachte, er bringt sie um“, erinnerte sich unter Tränen die Anwältin der Ehefrau an die schlimme Szene im Gerichtssaal. Der Ex-Mann hatte derart heftig auf seine ehemalige Frau eingetreten, dass die Abdrücke seiner Schuhsohlen auf ihren Armen und am Oberkörper deutlich zu sehen waren, wie die Bilder in den Akten dokumentieren. Auf allen Vieren kriechend war die Verletzte mit Hilfe ihrer Anwältin aus dem Saal geflohen und mit dem Rettungswagen ins Krankenhaus gebracht worden.

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Nun saß der Familienvater, ein 35-jähriger gebürtiger Ägypter, wegen des Exzesses im Gerichtssaal auf der Anklagebank, im wird gefährlicher Körperverletzung zur Last gelegt. Seine Version des damaligen Tatgeschehens klang indes völlig anders: „Sie hat mich provoziert, geschlagen und in den Schritt getreten“, lautete seine Erinnerung, die im Übrigen von keinem der Augenzeugen bestätigt wurde. Hintergrund der Eskalation war die Erkenntnis, dass seine Ex inzwischen einen neuen Mann hatte, den seine leiblichen Kinder inzwischen als Ersatzvater ansahen. „Das werde ich niemals akzeptieren, denn sie haben nur einen Vater, und das bin ich“, wütete er auf der Anklagebank.

Prozess in Köln: Mann muss zum Anti-Aggressionstraining

Akzeptiert hatte er allerdings in der Vergangenheit bereits eine zweijährige Umgangssperre mit seinen Kindern, auch das Sorgerecht wurde ausschließlich seiner Ex-Frau übertragen. Inzwischen lebt er nicht mehr in Köln sondern 300 Kilometer entfernt an der Nordseeküste. Ein Umstand, den das Gericht positiv bewertete wie auch die Tatsache, dass nach dem Gewaltausbruch nichts mehr passiert war. Ein Grund für die Amtsrichterin, es bei dem – nicht vorbestraften – Angeklagten noch einmal bei einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und sechs Monaten zu belassen. Allerdings mit strengen Auflagen: Er muss sowohl einen Anti-Aggressionskurs belegen wie regelmäßigen Kontakt zu einem Bewährungshelfer nachweisen. Darüber hinaus soll er seiner Ex 4000 Euro Schmerzensgeld zahlen und muss 80 Sozialstunden leisten.

Die Anklägerin hatte eine einjährige Haftstrafe ohne Bewährung gefordert und bereits angekündigt, in Berufung zu gehen.

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