„Schneller als Regierung“20 Wirte aus dem Belgischen Viertel steigen auf 2G-Plus um

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Belgisches Viertel Außengastro RAKO

Außengastronomie im Belgischen Viertel in Köln (Symbolbild) 

Köln – Mehr als 20 Bars, Restaurants und Clubs aus dem Belgischen Viertel haben sich zusammengeschlossen und wollen ab kommenden Donnerstag den Zugang nur mit 2G-Plus gewähren: das heißt, dass Geimpfte und Genesene zusätzlich einen tagesaktuellen Schnelltestnachweis vorlegen müssen. Das teilten die Betreiber der „Wohngemeinschaft“ an der Richard-Wagner-Straße Jens Ponke und Guido Bungart mit.

Die Wirte betonen, dass es aus ihrer Sicht „das richtige Modell ist, um langfristig Schließungen zu vermeiden und der Verantwortung für unsere Mitarbeiter nachzukommen“. Das Land NRW plant diese Woche die Einführung einer flächendeckenden 2G-Regel für den gesamten Freizeitbereich, also auch der Gastronomie, während für Clubs und Karnevalsveranstaltungen 2G-Plus gelten soll. Die neue Corona-Schutzverordnung soll am Mittwoch in Kraft treten.

Guido Bungart (links) und Jens Ponke gehören zur Wohngemeinschaft.

Guido Bungart (links) und Jens Ponke gehören zur Wohngemeinschaft.

2G geht Kölner Wirten nicht weit genug

Doch den Wirten im Belgischen Viertel geht das nicht weit genug. „Uns als Gastronomen war wichtig, dass wir schneller sind als die Regierung, um deutlich zu signalisieren, dass wir die Lage sehr ernst nehmen“, sagt Philipp Treudt von der Bar „Zum Scheuen Reh“ am Westbahnhof. „Wir versuchen, einem erneuten Lockdown entgegenzuwirken. Das ist die letzte Maßnahme, die wir ergreifen können. Mehr als 2G-Plus geht nicht“, so Treudt. Die Initiatoren von der „Wohngemeinschaft” finden, dass das „nahezu geschlossene Veedel“ hier ein positives Signal aussende. Das zeige, dass sich die Gastronomen „lösungsorientiert und vernünftig mit dem Problem Pandemie auseinandersetzen“.

Damit das Projekt gelingt, muss jedoch eine Bedingung erfüllt sein: genügend Testkapazitäten. Noch gibt es im Belgischen Viertel nicht ausreichend Anlaufstellen, um die bevorstehenden Testmengen bewältigen zu können. Dafür stehen die Gastronomen im engen Austausch mit Tom Thomas, Betreiber des Clubs „Bootshaus”, und Medicare-Testanbieter. Derzeit betreibt er rund 20 Testzentren in Köln, im Belgischen Viertel aber keine. Dennoch möchte er gemeinsam mit den Wirten für genügend Angebot vor Ort sorgen.

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Die Idee: auf einer privaten oder städtischen Fläche an den Hotspots, etwa dem Brüsseler Platz, eine mobile Teststelle aufzubauen und bis in den späten Abend – unter der Woche bis 23 Uhr, am Wochenende bis 24 Uhr – die Gäste auf Covid-19 zu testen. „Ich habe noch niemanden bei der Stadt erreicht und warte noch auf Feedback auch vom Gesundheitsamt“, sagt Thomas. Die Stadt Köln bestätigt auf Anfrage, dass derzeit „zwei Anträge für Teststellen und ein Antrag für eine mobile Teststelle vorliegen.“ Nach Prüfung und Eingang aller erforderlichen Unterlagen und einer anschließenden Begehung durch das Gesundheitsamt könne man diese auch eröffnen, so der Stadtsprecher. 

Medicare-Testzentrum: Startbereit in 24 bis 48 Stunden

Sobald Zusagen vorliegen, könne er nach eigenen Angaben innerhalb von 24 bis 48 Stunden startklar sein. Genügend Personal zu rekrutieren sei zwar herausfordernd, aber machbar, so Thomas. Ponke und Bungart von der „Wohngemeinschaft“ bitten die Gäste darum, auch Testzentren auf dem Weg zu nutzen, um die vorhandenen Strukturen nicht zu überlasten.  

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Der Kölner Gastwirt Tobias Mintert in einer seiner Kneipen – vor der Corona-Pandemie. (Archivbild)

2G-Plus für Lokale auch eine wirtschaftliche Frage

Von der Aktion erhoffen sich die Wirte auch eine Sogwirkung, sodass sich die restlichen Lokale noch anschließen. „Das ist ein hoher Kostenpunkt. Kleine Läden fragen sich, ob sie sich die 15 Euro pro Stunde zusätzlich für einen Türsteher leisten sollen. Und die zweite Frage ist: Gibt es diese Personen?“, so Treudt. Die Idee sei Ende letzter Woche entstanden, nun seien schon Plakate in Druck. Die Kommunikation unter den Gastronomen sei schnell, manche habe man aber noch nicht erreicht. Andere nähmen sich noch eine Bedenkzeit. „Wir reglementieren schließlich mehr als der Gesetzgeber es verlangt. Damit werfen wir den Gästen ja auch einen kleinen Stock zwischen die Beine“, so Treudt.

Lokale im Belgischen Viertel: Vom „Zum Goldenen Schuss“ bis hin zur „Kölschbar“ mit 2G-Plus

Auch Tobias Mintert von der „Barracuda-Bar“ und der „Forelle Blau“ hält 2G-Plus für den richtigen Weg. Der Lockdown sei konkret greifbar, so der Wirt: „Das ist eine Rechenaufgabe. Wenn dem exponentiellen Wachstum kein Einhalt geboten wird, ist der Lockdown immer noch ein Mittel dagegen. Auch die Sprache der Politik verschärft sich täglich“, sagt Mintert. Nennen oder verurteilen möchte Mintert die Wirte jedoch nicht, die noch nicht überzeugt sind: „Das ist ihr gutes Recht.“ An der Aktion beteiligen sich unter anderem die Lokale „Loreley“, „Zum Goldenen Schuss“, „Grünfeld“, „Sixpack“, „Frieda Bar“, „Gewölbe“, „Subway“, „Kölschbar“, „Zappes“ und viele andere.

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