Nach Derby-Sieg1. FC Köln droht Strafe von mehr als halber Million Euro

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Die Südtribüne unmittelbar vor dem Anpfiff.

Die Südtribüne unmittelbar vor dem Anpfiff des Spiels.

Beim Derby sei der Gegenwert von einem „Stürmer durch die Luft geflogen“, sagte Coach Baumgart zur möglichen Höhe der Geldstrafe.

Lange vor dem Anpfiff des 114. rheinischen Derbys am Sonntagnachmittag in Müngersdorf waren auf der Südtribüne zwei größere Blockfahnen zu sehen, die scheinbar in keinem Kontext standen zu einer Choreografie der Fans. Tatsächlich waren die rot-weiß gestreiften Banner wie beiläufig platziert, doch erfüllten sie offenbar einen speziellen Zweck: Denn sie dienten den FC-Anhängern als Sichtschutz, unter dem sie sich maskieren konnten für die pyrotechnische Aufführung, die sie unmittelbar vor dem Anpfiff präsentieren wollten.

1. FC Köln: Massen an Pyrotechnik auf Südtribüne gezündet

Die Tribünen Müngersdorfs sind mit Kameras überwacht. Sich also vor laufender Kamera eine Maske über den Kopf zu ziehen, gegen die Stadionordnung zu verstoßen und sich anschließend zu demaskieren, wäre nicht gerade zielführend. Daher die Flächen, unter denen sich die Urheber der Präsentation verbargen, bevor sie zur Tat schritten.

Nach der Schweigeminute für die Opfer des Konflikts im Nahen Osten zündeten Fans auf der Süd Massen an Pyrotechnik. Hinter einer Zaunfahne, die über die gesamte Breite der Tribüne gespannt war und auf der „Heute gibt es nur einen Sieger, 11 rot-weiße Krieger“ zu lesen stand, zündeten die FC-Anhänger bengalische Feuer und eine bemerkenswerte Zahl Rauchbomben. Aus diesem Inferno stiegen Raketen in den Himmel, insgesamt kamen Hunderte pyrotechnischer Gegenstände zum Einsatz, wegen der enormen Rauchentwicklung verzögerte sich der Anpfiff um sechs Minuten – auch das kommt selten vor in der Bundesliga.

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Kölner Fans zünden Rauchbomben und Pyrotechnik.

Kölner Fans zünden Rauchbomben und Pyrotechnik.

Die genaue Zahl wird noch eine Rolle spielen, denn der Deutsche Fußball-Bund berechnet die Strafen in seiner Rechts- und Verfahrensordnung anhand der Menge des gezündeten Materials. Abgebrannte Pyrotechnik wird mit 1000 Euro je Objekt berechnet, für abgeschossenes Feuerwerk werden 3000 Euro fällig. Sollte also jede Leuchtkugel einzeln berechnet werden, dürfte den FC eine Strafe erwarten, die bei mehr als einer halben Million Euro liegt. Oder noch deutlich darüber: Der DFB behält sich vor, die Strafe um 100 Prozent zu erhöhen, sollten die Fans eine Spielunterbrechung von mehr als fünf Minuten verursachen. Ob dieses Merkmal durch den verzögerten Spielbeginn gegeben ist, wird das DFB-Sportgericht entscheiden.

1. FC Köln: Hohe Strafe vom DFB erwartet

Steffen Baumgart sah die Sache mit gemischten Gefühlen: Der Kölner Trainer bemerkte, dass das Spektakel bei seinen Spielern womöglich weitere Emotionen ausgelöst habe, mit denen der 3:1-Sieg über den rheinischen Rivalen begünstigt wurde. „Das war heute nochmal ein Extrapunkt“, sagte der Trainer nach der Partie. Allerdings hatte er auch die Strafe im Blick, die sein Budget für Spieler reduzieren könnte. Da sei der Gegenwert von einem „Stürmer durch die Luft geflogen“, sagte Baumgart: „Aber ich denke, es sah gut aus.“

Die Polizei hat unverzüglich die Ermittlungen aufgenommen. Vor Ort wurde abgebranntes Material sichergestellt. „Anhand der Videoaufzeichnungen versuchen wir unter anderem, die Verursacher zu identifizieren“, sagte ein Polizeisprecher. Beim Abbrennen seien nach bisherigem Kenntnisstand keine verbotenen Böller eingesetzt worden. 

Abgesehen davon zieht die Behörde jedoch eine insgesamt positive Bilanz. So habe es kein Aufeinandertreffen der sogenannten „Störer“ aus FC- und Gladbach-Gruppierungen gegeben. Bislang seien nur eine Handvoll Strafanzeigen bei der Polizei eingegangen, so der Sprecher weiter. So gerieten in einem Block eine Frau und ein Mann aneinander; ermittelt wird wegen Körperverletzung. Zudem hatte eine Frau ein Ticket erworben, das sich beim Einlass als ungültig erwiesen hatte. Auch hier ermittelt die Polizei. 

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