110 Jahre Kölner NeptunbadDenkmalschutz verhinderte den Abbruch

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Historisches Foto des Neptun Bads.

Köln – „Städtische Badeanstalt“ steht groß über dem gewölbten Portal. Und tatsächlich melden sich immer noch Besucher an der Rezeption, die gerne schwimmen möchten. Das geht allerdings schon lange nicht mehr, jedenfalls nicht mehr im historischen Teil des Neptunbads, dem architektonischen Schmuckstück im Herzen Ehrenfelds: In der zweigeschossigen Schwimmhalle mit der umlaufenden Empore stehen heute Kraft- und Ausdauergeräte.

Michael Küpper ist Geschäftsführer der „Neptunbad GmbH & Co. KG“, einer Tochtergesellschaft der Claudiustherme. Er führt durch ein ebenso faszinierendes wie verwinkeltes Gebäude, das auch ohne Fitnessbegeisterung einen Besuch lohnt.

Umbau des Kölner Neptunbads war 2022 abgeschlossen

2002 hatte das Unternehmen nach aufwendigen Umbau- und Sanierungsarbeiten das Neptunbad aus einem achtjährigen Dornröschenschlaf geweckt. Aus der ehemaligen Badeanstalt mit damals 90-jähriger Geschichte war das „Neptunbad Sports & Spa“ geworden – eine Wellnessoase inmitten der Großstadt.

Viel hatte sich damals verändert, die weitläufige Saunalandschaft im asiatischen Stil etwa war ein ganz neuer Anbau. Der alte Teil des Neptunbads strahlte hingegen weiterhin die Eleganz der Kaiserzeit aus. Die omnipräsenten Kacheln von „Villeroy & Boch“ werden bei Bedarf noch immer so nachgefertigt, wie sie die Badegäste schon am 10. April 1912, dem Tag der Eröffnung, zu sehen bekamen.

Lange Sanierungsarbeiten in Ehrenfelder Neptunbad

Die damals hochmoderne Badeanstalt, architektonisch beeinflusst von Jugendstil und Werkbundarchitektur, war eine Zierde für den aufstrebenden Stadtteil mit den vielen Industriebetrieben. Und ist es noch heute.

Dass er jeden Tag gern zur Arbeit gehe, habe auch mit diesem Ort zu tun, sagt Michael Küpper: „Der Charme besteht darin zu wissen, dass man sich in einem Gebäude befindet, das seit 110 Jahren im Zeichen der Körperkultur steht.“

Die ehemalige Schwimmhalle liegt unter einer 14 Meter hohen Kuppel. Einst fanden hier Ehrenfelds Arbeiter Bewegung und Hygiene abseits ihrer zumeist winzigen Wohnungen ohne Badezimmer. Heute feilen die Gäste hier an ihrer Fitness.

Die kleine Neptun-Figur aus Bronze schaut aber noch immer von einem Laufbrunnen herab. Unter ihrer Aufsicht durften einst auch Frauen schwimmen, allerdings zu anderen Zeiten als die Männer. Neben dem großen Becken gab es 28 Wannen- und 27 Brausebäder, ein Schwitzbad und zwei Lichtbäder, einen Erfrischungsraum und einen Frisörsalon.

Wenige Beschädigungen im Krieg

Im Zweiten Weltkrieg gab es vergleichsweise wenig Beschädigungen. In den 1970er Jahren stand es allerdings zeitweise nicht gut um das damals ziemlich heruntergekommene Neptunbad.

Dass es nicht abgebrochen wurde, war der Denkmalpflege zu verdanken: Erst nachdem sie das Gebäude als erhaltenswert einstufte, folgte in den 1980er Jahren die äußere Sanierung. Trotzdem wurde der Badebetrieb 1994 eingestellt, bis 1999 Markus und Stephan Theune, Betreiber der Claudiustherme investierten. Nun feiern sie auch das 20-jährige Bestehen ihrer Wellness-Landschaft.

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„Ein Jugendstil-Gebäude ist, egal wo es steht, immer etwas Besonderes“, sagt Michael Küpper. Noch immer sei er fasziniert vom Aufwand, der einst für die Badeanstalt betrieben worden sei.

Solide war das Gebäude von Architekt Johannes Baptist Kleefisch anfangs aber nicht: Schon zwei Monate nach Eröffnung des Neptunbads stürzte die Betondecke oberhalb der Schwimmhalle ein. Zwei Schüler kamen ums Leben, einer wurde schwer verletzt. Dem Erfolg des Neptunbads tat es keinen Abbruch: Schon 1912 wurden 135.000 Badegäste gezählt.

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