Nur Duisburg schlechterKölner und Pendler kritisieren Verkehrssituation in Köln – besonders für Autofahrer

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Stau vor der Lanxess Arena auf der Opladener Straße in Köln-Deutz: Einer der Verkehrsknotenpunkte der Stadt.

Köln belegt in einem ADAC-Ranking zu Mobilität der 15 größten Städte Deutschlands den vorletzten Platz (Archivbild).

Eine ADAC-Umfrage stellt Köln in Hinblick auf Mobilität eine schlechte Bewertung aus. Wir haben uns die Ergebnisse genau angeguckt.

In einer Umfrage zur Zufriedenheit mit persönlicher Mobilität in der Stadt belegt Köln den vorletzten Platz. Das hat eine Befragung des ADAC von Einwohnenden und Pendlerinnen und Pendlern der 15 größten Städte Deutschlands ergeben. Im Vergleich zu 2017, der vorherigen Erhebung, ist die Zufriedenheit in der Stadt deutlich gesunken.

Der ADAC hat für den Index die positiven und negativen Bewertungen der Befragten für den Kölner Verkehr gegeneinander aufgerechnet. Gerundet kommt der ADAC für Köln dabei auf einen Wert von -4, denn: Zufrieden waren 22 Prozent der Verkehrsteilnehmenden, unzufrieden 27 Prozent. Den einzig anderen negativen Wert unter den 15 größten Städten bundesweit hat Duisburg mit -8, die den letzten Platz im Ranking belegen.

Köln von Auto-, Fahrrad- und ÖPNV-Fahrenden schlecht bewertet

Nur nach den Antworten von Autofahrenden gehend, schneidet Köln sogar deutschlandweit am schlechtesten ab. 14 Prozent der Autofahrenden sind in Köln zufrieden, 36 sind es nicht, damit landet Köln im Teilindex PKW auf dem letzten Platz mit einem Wert von -23 (2017: -12). Autofahrerinnen und Autofahrer kritisieren vor allem die Parkgebühren und die Parkmöglichkeiten in der Innenstadt, aber auch das Baustellenmanagement. Alle befragten Verkehrsteilnehmerinnen und -teilnehmer kritisierten das Verhalten von E-Scooter-Fahrern als „besonders unzufrieden stellend“. 

Für den ÖPNV gleichen sich die positiven und negativen Bewertungen in Köln aus, damit belegt die Stadt trotzdem den vorletzten Platz im Städtevergleich. Größte Pluspunkte waren die Haltestellendichte, die Länge der Wege beim Umsteigen und die Beschilderung von Bahnhöfen. Am schlechtesten kam die Zuverlässigkeit, das Preis-Leistungs-Verhältnis und die Informationen bei Störungen an. Ebenso den vorletzten Platz belegt Köln mit dem Teilindex Fahrrad bei einem Wert von -9 (2017: 6). Besonders unzufrieden waren die Befragten mit der Verkehrssicherheit. Auch auf dem vorletzten Platz, aber mit dem überwiegend zufriedenen Indexwert +14, bewerten die Kölnerinnen und Kölner, die zu Fuß gehen, ihre Stadt. 

Zwischen Einwohnenden und Pendelnden gab es in Köln in der Bewertung der Mobilitätsqualität keine großen Unterschiede. Wohl aber in der Wahl des Fortbewegungsmittels. Von den in Köln Wohnenden nutzten an drei oder mehr Tagen 84 Prozent ein Auto, 85 den ÖPNV, 60 Prozent ein Fahrrad und 93 Prozent gingen zu Fuß.

Die Pendlerinnen und Pendler hingegen fahren häufiger mit dem PKW in die Stadt, zu 91 Prozent, als mit dem ÖPNV, 67 Prozent. Anders als bei den Einwohnenden ist für sie das Auto noch immer das Verkehrsmittel der ersten Wahl – ein Problem für den überlasteten Stadtverkehr. Auf Anfrage heißt es von der Stadt Köln, man unterstützte die Deutsche Bahn dabei, den Knotenpunkt Köln auszubauen, um neue Linien und S-Bahnen im dichteren Takt abwickeln zu können. Auch arbeite sie an großen ÖPNV-Ausbauprojekten mit den umliegenden Kommunen, etwa der Verlängerung der Linie 4 über Widdersdorf in den Rhein-Erft-Kreis und der neuen Linie 17 in den Rhein-Sieg-Kreis.

Doch in beiden Fällen ist nicht damit zu rechnen, dass die Linien in den kommenden Jahren für Pendelnde zur Verfügung stehen werden. Für die Verlängerung der Linie 4 liegt frühestens 2026 eine Machbarkeitsstudie vor. Und der Bau der Linie 17 zwischen Bonn, Niederkassel und Köln hängt am Wiederaufbau des Waidmarkts nach dem Einsturz des Stadtarchivs 2009, von dem die KVB nicht vor 2031 ausgeht. Auch Pedelecs und E-Bikes seien zunehmend attraktiv, heißt es weiter in der Antwort der Verwaltung. So sollen auch die Rad-Pendler-Routen zwischen Umland und Innenstadt verbessern. 28 Prozent der Pendlerinnen und Pendler haben in Köln im vergangenen Jahr auch das Fahrrad genutzt.

Für die Umfrage wurden in Köln 307 Einwohnende und 303 Pendelnde im September 2023 gefragt, an wie vielen Tagen sie in den vergangenen zwölf Monaten sich im Stadtgebiet mit welchem Mittel fortbewegten. Deutschlandweit haben laut ADAC über 9000 Menschen an der Studie teilgenommen, damit seien die Ergebnisse bundesweit repräsentativ. Die Stadt Köln sagt hingegen, angesichts der Zahl der Kölner Befragten, dass die Ergebnisse nicht repräsentativ seien.

ADAC-Mobilitätsexperte ordnet Ergebnisse der Umfrage ein

„Der Verkehr ist stark gewachsen, der Platz auf der Straße aber derselbe geblieben“, sagt Roman Suthold, Mobilitätsexperte des ADAC in NRW. „Die kommunalen Verkehrssysteme laufen am Limit. Das spiegelt sich in Staus, längeren Pendelzeiten oder vollen Bussen und Bahnen wider.“

Städte versuchten nun, den Verkehr alternativ zum PKW zu denken, so Suthold. Seit 2022 befasst sich das Kölner Verkehrsdezernat mit dem nachhaltigen Mobilitätsplan „Besser durch Köln“. Darin würden verkehrsmittelübergreifende Strategien und Maßnahmen entwickelt, die dazu beitragen sollen, dass die Mobilitätswende weiter vorangeht, heißt es von der Stadt. Doch auch wie der Autoverkehr in Köln künftig laufen soll, wird geplant. Das „MIV Grundnetz“ soll ein Vorrangnetz für den Kfz-Verkehr werden und garantieren, dass der Autoverkehr auf bestimmten Straßen zügig durchkommt.

Suthold sagt, die Umgestaltung des Verkehrs in Deutschland insgesamt sei langwierig und von Debatten begleitet. „Das verstärkt erst einmal die Unzufriedenheit vieler Verkehrsteilnehmer mit der Mobilität in ihrer Stadt.“ In Köln zeigte sich das zuletzt rund um die Verkehrsversuche auf der Deutzer Freiheit und der Venloer Straße, die für Diskussionen in Rat und Bevölkerung sorgten.

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