Ärger um kleine Flitzer„Hot Rods fallen in Köln ein wie Hornissenschwärme“

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Hot Rod

Die Kölner Hot Rods bei der Vorstellung im Sommer 2020.

Köln – Die Touristen und die Junggesellenabschiede sind zurück in der Stadt. Und damit auch eine neue Art der Fortbewegung, die in der Pandemie noch nicht so recht aufgefallen ist: Hot Rods, kleine Fahrzeuge, die ein bisschen aussehen wie aufgemotzte Seifenkisten. Sie fahren in Kolonnen durch die Stadt. „City Tour mal anders“ nennt es der Veranstalter „Hot Rod Brothers“, den es seit dem Sommer 2020 gibt.

Es gehe durch „die schönen Kölner Veedel, vom Eigelstein, Dom über die Altstadt, bis durch die wunderschöne Südstadt“. „Wir stellen euch die Stadt mal aus einer komplett anderen Perspektive vor.“ Die Tour dauert zwei Stunden, sie kostet ab 99 Euro inklusive Leih-Helm und Sturmhaube. Die Fahrzeuge sind bis zu 88 Stundenkilometer schnell. Alkohol ist verboten, erst am Ende gibt es ein Abschlusskölsch.

Grüner Bezirksbürgermeister gegen Hot Rods

Die Flitzer erregen nun ersten ersten Unmut. Andreas Hupke, Grünen-Bezirksbürgermeister der Innenstadt, findet, die Fahrzeuge würden einfallen wie „Hornissenschwärme“ und seien sowohl in Zeiten der Klimakrise als auch für die Kölner City ein „völlig falsches Zeichen“. „Da wird Köln als Kulisse zum Partymachen benutzt.“ Außerdem bestehe hier ein großes Gefahrenpotenzial. „Das sind praktisch E-Scooter auf vier Rädern und sie irritieren die anderen Verkehrsteilnehmer.“ Er will sich nach der Sommerpause des Themas politisch annehmen.

Politische Prüfung der Zulassung der Hot Rods

Geprüft werden können zum Beispiel, ob nicht einige der Strecken als Anliegerstraßen ausgewiesen werden könnten. Auch will er mit dem Umweltamt über den Schadstoffausstoß der Benzinmotoren sprechen. „Wenn wir die Innenstadt zu einem Wohlfühlort machen wollen, dann können wir sie nicht Spaßgruppen überlassen.“ Die Hot Rods seien nicht die einzigen Phänomene, die zu einer Ballermannisierung der Innenstadt führten. Auch ein Partybus, aus dem laute Musik und Gegröle schallt, fährt in der City herum. Ebenso wie Bierbikes (Werbung: „16 Plätze, zweistündige Fahrt, 20 Liter Freibier, professionelle Soundanlage“) lärmend durch die Straßen rollen.

Rechtlich sind die Hot Rods auf der sicheren Seite. Von der Zulassungsstelle Köln seien 27 dieser „leichten vierrädrigen Kraftfahrzeuge“ als sogenannte Selbstfahrervermietfahrzeuge zugelassen, sagte eine Stadtsprecherin. „Die Nutzung kann nicht untersagt und es können auch keine besonderen Einschränkungen für die Nutzung auf öffentlichem Straßenland erteilt werden.“

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Der Kölner Veranstalter, der auf Anfrage des „Kölner Stadt-Anzeiger“ keine Stellungnahme abgeben wollte, bietet auch dreistündige „Country Tours“ durch das Bergische Land an. „Egal ob am Rheinufer Kölns oder in Schlangenlinien hoch ins Bergische bis nach Lindlar – hier gibt es keine Grenzen. Fahrtwind im Gesicht und cruisen. Alltag aus – Motor an“, heißt es auf der Internetseite.

Zwei tödliche Unfälle

Hot-Rod-Fahrten gibt es von weiteren Anbietern unter anderem auch in Leipzig, München, Rostock, Stuttgart und Berlin. 2018 starb in Flensburg ein Hot-Rod-Fahrer, als er frontal mit einem Auto zusammenstieß. 2017 starben bei Bernkastel-Kues zwei Motorradfahrer nach einem missglückten Überholmanöver eines Hot Rods. Die Mini-Fahrzeuge kosten etwa 19.000 Euro.

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