Angehörige verzweifelnIn einigen Kölner Kliniken herrscht striktes Besuchsverbot

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Heilig-Geist-Krankenhaus

Das Heilig-Geist-Krankenhaus in Longerich.

  • Die Besuchsregelungen in Kölner Krankenhäusern in der Corona-Krise sind völlig uneinheitlich.
  • Die Corona-Schutzverordnung des Landes sieht keine Besuchsverbote vor.
  • Die Angehörige verzweifeln und scheitern im Beantragen von Ausnahmeregelungen.

Köln – Die 87-jährige Gertrud Heller liegt bereits seit zwei Wochen im Heilig-Geist-Krankenhaus in Longerich. Seit sie mit dem Krankenwagen eingeliefert wurde, hat sie keinen Angehörigen sehen dürfen. Das Haus der Cellitinnen ist eines der ersten Krankenhäuser gewesen, das bereits Mitte Oktober ein Besuchsverbot verhängt hat. Der Zustand der hoch betagten schwer herzkranken Frau, die ihren richtigen Namen nicht in der Zeitung lesen möchte, habe sich während des Krankenhausaufenthalts massiv verschlechtert, berichtet Bruno Müller, ein Freund der Familie, dem „Kölner Stadt-Anzeiger“. Die Tochter sei regelrecht verzweifelt, weil es ihr nicht gelinge, ihre Mutter zumindest kurz zu sehen. Die Seniorin leide psychisch sehr und habe stark abgebaut. „Sie wird wohl am Ende als Pflegefall die Klinik verlassen.“

Müller findet diesen Umgang mit schwerkranken Patienten und ihren Angehörigen unmenschlich. „Das verstößt gegen die Menschenwürde und stellt unser Wertesystem einer humanen Gesellschaft insgesamt in Frage.“ Dabei hätten doch Politiker nach der ersten Welle versprochen, dass man Alte und Kranke nicht mehr einfach allein lassen werde, sagt Müller. Gerade wenn es Menschen schlecht gehe.

Kölner Krankenhaus regeln Besuche unterschiedlich

Ob man in Köln in einem Krankenhaus als Patient noch Besuch von seinen Lieben bekommen darf, das hängt derzeit schlicht davon ab, in welchem Krankenhaus man landet. Es gibt keine einheitlichen Regelungen: Während Patienten in der Uniklinik derzeit noch maximal eine Stunde täglich Besuch von einem Angehörigen bekommen können, haben die katholischen Häuser der Cellitinnen – Heilig-Geist-Krankenhaus, Franziskus-Hospital, St.-Vinzenz-Hospital und St.-Marien-Hospital – allesamt Besuchsverbote erlassen. In den Städtischen Kliniken dagegen ist derzeit eine halbe Stunde täglich Besuch von einem Angehörigen erlaubt.

In der aktuellen Corona-Schutzverordnung des Landes Nordrhein-Westfalen sind Besuchsverbote derzeit nicht vorgesehen – weder in Pflegeheimen noch in Krankenhäusern. Die Crux: Für die Heime hat das Land der Schutzverordnung die ergänzende Allgemeinverfügung „Pflege und Besuche“ beigefügt. Diese legt fest, dass Besuche verpflichtend täglich ermöglicht werden müssen. Diese Allgemeinverfügung wurde aber nicht auf die Krankenhäuser ausgeweitet.

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Also kann jeder Krankenhausträger derzeit qua Hausrecht eigenverantwortlich entscheiden, ob die Türen für Besuch geschlossen werden oder nicht. Aufsichtsbehörde für die jeweiligen Regelungen ist das Gesundheitsamt Köln. Dieses bestätigte, dass ein Gebrauch des Hausrechtes wie im Fall der Häuser der Cellitinnen legitim sei.

So rechtfertigen die Celltinnenin Köln ihr Vorgehen

Die Sprecherin der Krankenhäuser der Stiftung der Cellitinnen, Susanne Bieber, verteidigte die strenge Besuchsregelung als zwingende Maßnahme, um Patienten, Ärzte und Pfleger in der sich zuspitzenden Pandemielage bestmöglich vor dem Risiko zu schützen, dass Besucher das Virus in die Häuser hereintragen. Ziel sei es auch, sicherzustellen, dass ausreichend gesunde Ärzte und Pflegepersonal zur Verfügung stünden. Bieber verwies darauf, dass es durchaus Einzelfallregelungen gebe: etwa für Palliativpatienten – also für Patienten, die an einer unheilbar fortgeschrittenen Erkrankung litten. „Wenn sich Angehörige an uns wenden, entscheidet das Team der Station über etwaige Ausnahmen.“ 

Wo Kölner einen Corona-Test machen können

Corona-Teststellen in Köln

Personen mit Covid-19-Symptomen sollen ihren Hausarzt oder den ärztlichen Bereitschaftsdienst (Nummer: 116117) kontaktieren. Wer akute Atemnot hat, soll sofort den Notruf 112 wählen.

Bei Hausärzten kann sich jeder testen lassen, ob man nun zur Risikogruppe gehört, aus einem Risikogebiet eingereist ist, eine rote Warnung über die Corona-App erhalten hat oder sich ohne triftigen Grund auf das Coronavirus untersuchen lassen möchte. Es gelten die Öffnungszeiten des jeweiligen Arzts.

Im Infektionsschutzzentrum Uniklinik können sich montags bis freitags von 9 bis 16 Uhr Einreisende aus Risikogebieten, Angehörige einer Risikogruppe und Menschen mit roter App-Meldung testen lassen.

Im Infektionsschutzzentrum Neumarkt (Gesundheitsamt) können sich montags bis freitags von 9 bis 17 Uhr Einreisende aus Risikogebieten und Menschen mit einer roten App-Warnung testen lassen. 

Am Hauptbahnhof können sich täglich von 7 bis 23 Uhr Einreisende aus Risikogebieten und Menschen mit einer roten App-Warnung testen lassen. Ein Test ohne konkreten Anlass kostet 59 Euro.

Am Flughafen können sich jeden Tag 24 Stunden lang Einreisende aus Risikogebieten und Menschen mit einer roten App-Warnung testen lassen. Ein Test ohne konkreten Anlass kostet 59 Euro.

Mein Corona-Schnelltest in der Lintgasse 14 bietet Antigen-Schnelltests an. Das Angebot kostet 35,90 Euro, online muss ein Termin vereinbart werden. Menschen mit Symptomen dürfen nicht kommen.

Den „Corona Walk-in in der Bonner Straße 178 kann man ohne Termin aufsuchen. Der Test kostet 75 Euro.

Die Firma Medicare Logistic, bietet im Josef-Haubrich-Hof 5 Antigen-Schnelltests für 39,90 Euro einen mobilen Testservice für Unternehmen, Schulen und sonstige Einrichtungen an. Online-Termin erforderlich.

In der Schildergasse 24 hat die Firma Smart-med-Test ein Zentrum eröffnet. Antigen-Schnelltests kosten 37,80 Euro, PCR-Tests 87,98 Euro, Antikörpertests, mit denen eine durchgemachte Corona-Infektion nachgewiesen werden sollen, kosten 47,80 Euro. Online-Termin erforderlich.

In medizinischen Laboren können sich Einreisende aus Risikogebieten oder Angehörige einer Risikogruppe testen lassen – mit einer ärztlichen Überweisung oder als Selbstzahler (die Kosten variieren). Die Labore raten jedoch davon ab, direkt dort hin zu gehen, da die Einrichtungen derzeit stark überlastet sind.

In Rodenkirchen ist Anfang Dezember ein neues PCR-Testzentrum in der Ringstraße 44 eröffnet worden. Ein Test kostet 81 Euro, der Befund soll nach 24 Stunden vorliegen. (og)

Im Fall der betagten Dame sei eine Ausnahmeregelung von Ärzten und Sozialdienst rigoros abgelehnt worden, erzählt Bruno Müller. Es sei eine unglaublich schwere Abwägung zwischen Gesundheitsschutz und Ethik, gibt Sigrid Krebs, Sprecherin der Städtischen Kliniken, zu bedenken. Allen sei ja bewusst, wie wichtig gerade für schwer Kranke der Zuspruch der Angehörigen sei. Der Krisenstab der Stadt Köln wird sich in seiner Sitzung am Freitag mit den Besuchsregelungen in den Krankenhäusern befassen. 

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