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Bahnknoten-Konferenz in KölnAlle 150 Sekunden eine S-Bahn – Kann der Plan gelingen?

Lesezeit 4 Minuten
Neue S-Bahn in Köln-Deutz Simulation

Schöne neue S-Bahn-Welt: Ab 2032 könnten die neuen Züge an einem neuen Bahnsteig in Deutz halten. 

Bei der Kölner Bahnknotenkonferenz stehen der S-Bahn-Ausbau und die Digitalisierung im Mittelpunkt. Was die Pläne vorsehen.

Waren die Pläne der Deutschen Bahn zu ehrgeizig, die Generalsanierung von 40 wichtigen Strecken in Deutschland bis 2030 durchzuziehen? Was wird aus der Digitalisierung, die über Jahre als zentraler Baustein für einen zuverlässigen Bahnverkehr galt und deshalb möglichst schnell vorangetrieben werden sollte? Steht sie auf der Kippe? Welche Folgen könnte das für den Ausbau der S-Bahn rund um Köln haben, deren Netz sich bis 2040 von derzeit fünf auf zehn Linien verdoppeln soll?

Um diese Fragen geht es bei der 5. Bahnknotenkonferenz am Montag (30. Juni) in der Köln-Messe, bei der auch eine Planungsvereinbarung für den Ausbau der Westspange unterschrieben wird. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

Ausbau der Westspange für die S-Bahn. Was heißt das im Detail?

Die Bahnstrecke zwischen dem Hansaring und Hürth-Kalscheuren wird um zwei Gleise erweitert, auf denen ausschließlich S-Bahnen fahren sollen. Heute müssen sich auf dieser Strecke Fern-, Güter- und Regionalzüge die Gleise teilen. Das führt immer wieder zu Verspätungen und Zugausfällen.

Mit der separaten Infrastruktur für die S-Bahn wird eine Entflechtung der verschiedenen Verkehre möglich. Das soll den Bahnbetrieb im Großraum Köln zuverlässiger machen.

Wie geht es konkret weiter?

Bei der Bahnkonferenz am Montag in der Köln-Messe wird die Planungsvereinbarung für den Ausbau unterschrieben. Die Finanzierung steht. Der Bund und das Land Nordrhein-Westfalen haben sich Mitte 2021 auf die Finanzierung der Westspange verständigt. Nach der bisherigen Kalkulation soll der Ausbau etwa 2,3 Milliarden Euro kosten. Das dürfte nach den Erfahrungen mit anderen Projekten wegen stark gestiegenen Baukosten aber nicht reichen.

Ist die Finanzierung gesichert?

Der Bund hat zugesagt, 75 Prozent über das Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz zur Verfügung zu stellen, mithilfe dessen der Bund die Bundesländer bei Investitionen in Verkehrsprojekte unterstützt. Das Land NRW wird zusätzlich bis zu 900 Millionen Euro beisteuern.

Das ist viel Geld. Was wird sich nach dem Ausbau konkret verbessern?

Nach Abschluss der Bauarbeiten sollen elektrische S-Bahn-Züge der geplanten Linien S 15, 16 und 17 über die Westspange fahren. Bisher sind dort noch teilweise dieselbetriebene Regionalbahnen unterwegs. Die neuen S-Bahnen werden in einem kürzeren Abstand fahren. Bis zu 24 Züge pro Stunde und Richtung sind möglich.

Bahnknoten Köln: Das Programm wurde abgespeckt

Was ist mit der Digitalisierung des Bahnknotens Köln?

Vor zwei Wochen hat die Bahn angekündigt, das Programm abzuspecken und zeitlich zu strecken, weil die Finanzierung nicht gesichert ist. Das gilt für den Ausbau der Infrastruktur und die Umrüstung der Züge. Der ehrgeizige Plan, auf einigen Strecken bis 2029 den Zugverkehr schon ohne Signale steuern zu können, ist vom Tisch.

Vorerst geht es nur noch darum, das European Train Control System (ETCS) bundesweit auf dem Level 1 auszurollen, bei dem weiter mit Signaltechnik gefahren wird. Auch die Generalsanierung von 40 stark befahrenen Strecken bundesweit soll zeitlich um vier Jahre bis 2035 gestreckt werden. Die neue Bundesregierung hatte im Koalitionsvertrag vereinbart, die Strategie überprüfen und möglicherweise anzupassen.

Haben diese Entscheidungen Folgen für den S-Bahn-Ausbau?

Nein, heißt es beim Verkehrsverband go.Rheinland. „Das Betriebskonzept der S-Bahnen für das Zielnetz 2032 ist nicht abhängig von der Digitalisierung des Bahnknotens“, sagt Geschäftsführer Norbert Reinkober. „Wenn die notwendigen infrastrukturellen Voraussetzungen geschaffen werden, können wir auch ohne Digitalisierung den anvisierten Takt von zweieinhalb Minuten im Bahnknoten Köln anbieten. Wir sind im ständigen Austausch mit DB InfraGo zu dem Thema und werden weiter darauf drängen, dass dieses Ziel nicht in Gefahr gerät.“

Takt von zweieinhalb Minuten im Bahnknoten Köln kann gelingen

Welche Voraussetzungen sind das?

Vor allem die Erweiterung des Kölner Hauptbahnhofs und des Bahnhofs Köln-Messe/Deutz um jeweils einen S-Bahnsteig mit zwei Gleisen. Beide Bauprojekte sind in der Planung schon weit fortgeschritten.

Die Verkehrsverbände go.Rheinland und VRR haben 90 neue S-Bahnen bestellt, die ab 2029 geliefert werden sollen und für den Einsatz von Digitaltechnik vorbereitet sind: ein Auftrag von insgesamt fünf Milliarden Euro. 

Moderne Züge, aber konventionelle Signaltechnik. Was hat das für Folgen?

Die neuen Züge können zunächst auch ohne Digitaltechnik eingesetzt werden. Wenn die S-Bahnen wie bisher geplant ab 2040 im Zwei-Minuten-Takt fahren sollen, geht das nur mit dem ETCS-System (European Train Control System, deutsch Europäisches Zugbeeinflussungssystem).

Welche neuen Haltepunkte geplant sind

Wird es beim Ausbau der Westspange auch neue Stationen geben?

Ja.  Derzeit geplant sind Haltepunkte an der Aachener Straße, der Weißhausstraße und in Klettenberg mit Umsteigemöglichkeiten auf die KVB.

Die Bahnbrücken in der Innenstadt sollen ab Mitte 2028 ausgetauscht werden. Hat das auch etwas mit dem Ausbau der Westspange zu tun?

Ja. Es geht um vier Brücken in der Innenstadt: Venloer Straße, Vogelsanger Straße, Zülpicher Straße und Luxemburger Straße, die ab Mitte 2028 erneuert werden. Deshalb wird zwischen dem Hauptbahnhof und Hürth-Kalscheuren 16 Monate lang kein Zug fahren. Die Verkehrskonzepte stehen noch nicht, laut Bahn haben die Abstimmungen mit der Stadt bereits begonnen. Alle vier Bauwerke stammen aus den Jahren 1885 und 1886.