Bar diente als FotostudioKölner Gastronom zeigt Porträts von Kulturakteuren im MAKK

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Foto-Ausstellung Philipp Treudt

Das Fotoprojekt „Gamechanger“ von Philipp Treudt ist im Museum für Angewandte Kunst (MAKK) zu sehen.

Köln – Geschlossene Bühnen, einsame Theken. Das Kulturleben stand während des Corona-Winters lange still, die Kreativität jedoch nicht. Eine im Lockdown geborene Idee ist Philipp Treudts Fotoprojekt „Gamechanger“, das seit Freitag und noch bis zum 28. November im Museum für Angewandte Kunst (MAKK) zu sehen ist.

Kulturlandschaft wegen Corona monatelang ausgebremst

52 Porträts in Schwarz-Weiß dokumentieren die Vielfalt der Kölner Kulturlandschaft, die monatelang ausgebremst wurde. Der 42-Jährige hat ihre Macherinnen und Macher in Szene gesetzt, sichtbar gemacht und so dem Lockdown viele Gesichter verpasst. Dafür hat der Gastronom, der die Bars „Zum Scheuen Reh“ im Belgischen Viertel und „Im Schnörres“ in der Südstadt betreibt, im März seine leere Bar am Westbahnhof zu einem temporären Fotostudio umfunktioniert.

Gamechanger Franz König

Franz König von der Buchhandlung „Walther König“

„Es war alles etwas improvisiert, der Laden nicht ganz aufgeräumt“, erzählt er. Dann waren nacheinander die Kölner „Gamechanger“ zu Gast: „Das sind Personen, die grundlegend etwas verändern möchten, die mit Herzblut hinter Projekten stehen. Personen, die ihr Herz für Köln opfern“, sagt Treudt.

Gamechanger Birgit Meyer

Opernintendantin Birgit Meyer

Von Oper, Theater, Film, elektronische Musikszene bis hin zu Medien ist alles vertreten: Franz König von der Buchhandlung „Walther König“, Ines Backhaus von WDR 5, Kulturamtsleiterin Barbara Foerster, Opernintendantin Birgit Meyer, der Direktor des Museum Ludwigs Yilmaz Dziewior, Ina Wolf vom LGBTQ-Jugendtreff „Anyway“,  Kulturmanager Norbert Oberhaus, Maria Helmis, kulturpolitische Sprecherin der SPD, Artcologne-Chef Daniel Hug.

Komplette Dokumentation der Kreativszene Kölns

Der habe Treudt besonders gestärkt in seinem Vorhaben. „Ich habe ihn gefragt, ob er sich vorstellen kann, bei einer Fotoserie mitzumachen und er war sofort dabei. Nachdem ich ihn fotografiert habe, hat Daniel gefragt, ob man nicht eine komplette Dokumentation der Kreativszene Kölns daraus machen kann.“. Also habe er Empfehlungsschreiben an diverse kulturelle Institutionen der Stadt verfasst. „Da war das Projekt noch nicht richtig geboren, aber er hat mir ein blindes Vertrauen entgegengebracht“, so der 42-Jährige. Über Empfehlungen und Mundpropaganda traten immer mehr Kulturschaffende vor Treudts Linse.

Gamechanger Daniel Hug

Artcologne-Chef Daniel Hug

Auch MAKK-Direktorin Petra Hesse. „Sie erzählte mir, dass viele Ausstellungen abgesagt wurden, dass sie das MAKK gerade umbauen, aber mir Räume zur Verfügung stellen könnten. Diese Ehre habe ich mir nicht nehmen lassen und sofort zugesagt“. 60 Meter Ausstellungsfläche bespielt Treudt nun mit seiner Serie.

Kölner Museum MAKK ist große Chance für Treudt

„Ich bin extrem euphorisch und adrenalingeladen“, erzählt der Gastronom im Vorfeld der Vernissage. Das sei ein absolutes Herzensprojekt. Ein Quantensprung innerhalb seiner fotografischen Karriere: Zwei, drei kleinere Ausstellungen habe er schon gehabt – unter anderem hat er vor über einem Jahr Kölner Clubbetreiber in ihren verwaisten Lokalen fotografiert. Es entstand das Magazin „Thank you for the music“, eine mehrtägige Ausstellung fand im Ehrenfelder Club Helios37 statt.

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Das MAKK allerdings sei eine andere Liga. Wer im Museum ausstellt, ist Künstler, besagt die institutionelle Definition von Kunst. „Dank Corona habe ich das Fotografieren neu entdeckt, die Energie gefunden, mich mit dem Medium auseinanderzusetzen. Ob ich mich jetzt mehr als Künstler sehe, kann ich nicht sagen. Als Fotograf: ja“.

Das Buch zur Ausstellung gibt es im MAKK und in der Buchhandlung „Walther König“.

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