Nach Polizeieinsatz mit TodesfolgeBereits mehr als 40 Verletzte nach Taser-Einsätzen durch Kölner Polizei

Lesezeit 2 Minuten
Ein Polizist zieht einen Taser aus dem Einsatzgürtel.

Alle Kölner Polizeiwachen haben den knallgelben Taser inzwischen im Einsatz.

Laut Polizei verhinderte der Taser in vielen Fällen eine Eskalation mit potenziell Schwerverletzten.

Noch immer ist nicht klar, ob oder in welchem Maße der Einsatz eines Polizei-Tasers am Wochenende den Tod eines Randalierers im Kunibertsviertel verursacht oder zumindest mitverschuldet haben könnte. Polizei, Staatsanwaltschaft und Rechtsmedizin versuchen derzeit, das  herauszufinden. Die Obduktion brachte kein klares Ergebnis zur Frage der Todesursache, sagte Oberstaatsanwalt Ulrich Bremer Immerhin konnte das Opfer inzwischen identifiziert werden: ein 41 Jahre alter kroatischer Staatsbürger. Wo er zuletzt gewohnt hat, ob er in Köln lebte, ist laut Staatsanwaltschaft noch unbekannt.

Der aufgebrachte Mann war am Sonntagfrüh nach einem Bordellbesuch in einem Streifenwagen kollabiert, nachdem ein Notarzt ihm ein Beruhigungsmittel verabreicht hatte. Wenige Stunden später war er in einem Krankenhaus gestorben.

Ob der Mann vorerkrankt war, steht noch nicht fest. Ob er möglicherweise Drogen, Alkohol oder andere Medikamente im Blut hatte, soll ein chemisch-toxikologisches Gutachten klären.

Alles zum Thema Herbert Reul

Aus der Politik, wo der polizeiliche Einsatz der Elektroschocker unter den Parteien durchaus umstritten ist, sind nach dem Vorfall in Köln bislang nur vorsichtige Äußerungen zu vernehmen. Der allgemeine Tenor lautet: Man wolle erst das Ergebnis der Ermittlungen abwarten, ehe man urteile.

Köln: Polizei sieht Taser positiv – Kritik von den Grünen

Innenminister Herbert Reul (CDU) und die Polizei sehen den Taser grundsätzlich positiv. Verletzungsfrei enden Einsätze mit dem so genannten Distanz-Elektro-Impulsgerät (DEIG) allerdings nicht immer. In Köln sei der Taser seit seiner Einführung vor eineinhalb Jahren bislang gegen 78 Menschen und ein Tier eingesetzt worden, berichtet eine Polizeisprecherin. Dabei seien insgesamt 47 Personen verletzt worden. „41 erlitten oberflächige Hautverletzungen durch die Pfeilspitzen. Bei vier Personen kam es nach dem Einsatz des DEIG zu einer Verletzung durch einen Sturz. Zwei Personen erlitten nicht näher erfasste sonstige Verletzungen“, sagt die Sprecherin.

In weiteren 328 Fällen reichte laut Polizei die bloße Androhung des Einsatzes aus, um Angreifer in Schach zu halten. Meistens dient der Taser dazu, unbewaffnete Randalierer zu überwältigen.

Die Rückmeldungen der Beamtinnen und Beamten, die das Gerät schon benutzt haben, seien „durchweg positiv“, betont die Sprecherin. „In vielen Situationen, in denen ein Angriff unmittelbar bevorstand, konnte allein aufgrund der Androhung des DEIG, die Gefahr abgewendet werden.“ Der Taser schütze die Einsatzkräfte wie auch das polizeiliche Gegenüber „in vielen schwierigen Einsatzsituationen vor körperlichen Auseinandersetzungen, die unabsehbar schwere Verletzungen bei allen Beteiligten verursachen können“.

Die Grünen in NRW dagegen sehen den Taser grundsätzlich als eine „potenziell tödliche Waffe“. Sie befürchten, dass er mitunter zu leichtfertig eingesetzt werden könne.

KStA abonnieren