Blaue FunkenTanzoffizier will Mr. Gay werden

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Maurice Schmitz und Marie Steffens

Maurice Schmitz und Marie Steffens

Köln – Maurice Schmitz ist 21 Jahre alt, macht eine Lehre als Versicherungskaufmann. Er hat, möglich auch dank der Unterstützung seines Arbeitgebers, ein zeitaufwendiges Hobby : Er ist Tanzoffizier der Blauen Funken. Am Wochenende wird er allerdings nicht in blau-weißer Uniform die Bühne betreten, sondern sich, ganz in Zivil, bei der Mr. Gay Germany-Wahl einer Jury stellen. Er steht im Finale der letzten sechs im Wettbewerb verbliebenen Kandidaten, das am heutigen Samstag ab 19 Uhr auf der Bühne des schwul-lesbischen Weihnachtsmarkts „Heavenue“ am Rudolfplatz stattfinden wird.

„Bei Mr. Gay Germany handelt es sich nicht um einen klassischen Schönheitswettbewerb“, sagt Schmitz, der zwar aus dem eigenen Schwulsein auch bisher kein Geheimnis machte, sich mit seiner Teilnahme aber erstmals offiziell outet. „Vielmehr steht hier das eigene soziale Projekt im Fokus, für das man sich einsetzt. Meines heißt „Love makes a family – not gender“ und ich möchte mehr Akzeptanz, Toleranz und Respekt für Regenbogenfamilien erreichen. Auch zwei Männer oder zwei Frauen können Kinder liebevoll und erfolgreich aufziehen.“

Workshops in Schulen zum Thema Schwulsein

Es gäbe leider viel zu viele Kinder in Kinderheimen, die keine Pflegefamilie fänden – darüber möchte Schmitz informieren. „Für Kindergärten und Grundschulen möchte ich ein Paket aus verschiedenen Produkten erstellen, mit denen man das Thema spielerisch und kinderfreundlich bearbeiten kann. In den weiterführenden Schulen würde ich dann gerne mit Workshops zum Thema arbeiten. Ich finde es wichtig“, so Schmitz weiter, „gerade in den Bereichen, die ein Teil unserer Zukunft sind, zu arbeiten.“ Denn wenn hier das Anderssein kein Problem mehr sei, übertrage sich diese Einstellung auch in andere Lebensbereiche.

Ausstieg nach dieser Session

Dass er schwul ist, war beim Traditionskorps bislang nie ein Thema. „Ich bin total froh, dass ich bei den Blauen Funken bin. Dort nimmt man die Menschen so, wie sie sind“, schwärmt Maurice. „Aber woanders wurde schon getuschelt. Denn oft bin ich alleine zu Veranstaltungen gekommen oder habe Freundinnen mitgebracht.“

Schon in seiner ersten Session feierte er mit seiner Marie, Marie Steffens, beachtliche Erfolge in den Sälen der Stadt. Sein Funken-Vize-Präsident Armin Hoffmann bescheinigt ihm „eine erstaunliche Präsenz auf der Bühne, das macht er toll.“ Umso mehr bedauert er, dass Maurice seine aktive Zeit als Tanzoffizier nach dieser Session beenden wird. Alle zwei Jahre einen Neuen einzuarbeiten sei mit hohem Aufwand verbunden, zumal für die Tanzpartnerin und den Trainer des Paares, Jens Hermes-Cédileau. Das offizielle Auswahlverfahren für einen Nachfolger wird erst nach der Session gestartet, Interessenten können sich ab sofort bei den Blauen Funken melden. 

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