Experten sehen BedarfKölner CDU will Anlaufstelle für Drogensüchtige in Chorweiler

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Suchtberatungsstelle Chorweiler (3)

Der Weserplatz in Chorweiler

Köln-Chorweiler – Wenn es in Köln um die Drogenproblematik geht, liegt der Fokus vor allem auf innerstädtischen Hotspots wie dem Neumarkt und dem Ebertplatz. Roman Friedrich weiß allerdings, dass Drogen und Suchterkrankungen auch in Chorweiler ein Problem darstellen.

„Die Szene ist nicht so sichtbar, wie in der Innenstadt“, sagt er. „Konsumiert wird hier eher in der eigenen Wohnung, oder in einem Hausflur oder einer verwinkelten Ecke.“ Als ein Hotspot könne der Weserplatz in Chorweiler-Nord ausgemacht werden, meint er. „Da besteht ein Treffpunkt, an dem sich Suchtkranke regelmäßig treffen, konsumiert wird dort aber in erster Linie die legale Droge Alkohol.“

Drogenberatungsstelle in Köln-Chorweiler fehlt

Als Streetworker der GAG beschäftigt sich Friedrich schon seit Jahren mit der Problematik. Über die Jahre hat er bereits einige traurige Schicksale und Todesfälle miterleben müssen. Die CDU-Fraktion der Bezirksvertretung Chorweiler, der Friedrich angehört, hatte das Thema daher vor kurzem auf die Tagesordnung des Gremiums gebracht. In einer Anfrage an die Verwaltung erkundigte sich diese, wann das Drogenhilfekonzept umgesetzt werde und wann die Einweihung einer Drogenberatungsstelle im Bezirk erfolgen werde.

Gemeint ist das Drogenhilfekonzept, das 2020 von Gesundheitsausschuss und Stadtrat beschlossen worden war. Denn dieses sieht eine „sozialräumliche Ausrichtung“ vor, nach der Einrichtungen der Drogenhilfe in einzelnen Quartieren, gegebenenfalls auch für spezifische Zielgruppen, aufgebaut werden sollen um Teilhabechancen von Drogenabhängigen zu stärken. An solchen Einrichtungen fehlt es bislang im Bezirk Chorweiler.

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In seiner Übersicht der bestehenden Einrichtungen zählt das Drogenhilfekonzept zwar eine Außenstelle der Jugendsuchtberatung „ansprechbar“ der Drogenhilfe Köln auf, doch das in den Räumen des Jugendfreizeitwerks am Athener Ring untergebrachte Angebot wurde bereits vor einigen Jahren wieder eingestellt, wie die Leiterin des Jugendfreizeitwerks Sophia Willms weiß – wohl auch, weil es von zu wenigen Betroffenen in Anspruch genommen wurde.

Warum dies so ist, ist auch für Roman Friedrich nur schwer verständlich. „Ich habe selbst einige Klienten an diese Einrichtung vermittelt, aber offensichtlich waren die Hürden dabei noch zu hoch. Viele Süchtige in Chorweiler würden sich mit einer speziellen Gemengelage von Hürden konfrontiert sehen, vielfach etwa die Sprache. „Manche der Suchtkranken gehören auch speziellen und abgeschotteten Kulturgemeinschaften an, die nur schwer für Informationen von außen zugänglich sind“, sagt Friedrich.

Suchtkranke brauchen sichere Anlaufstelle

Er glaubt auch, dass der Erfolg einer Suchtberatungsstelle sehr von den dort beschäftigten Personen abhängt – und von einer gesicherten Finanzierung. „Die Beratungsstelle im Jugendfreizeitwerk war projektbasiert, und wenn man als Suchtkranker eine Stelle in Anspruch nimmt, von der man weiß, dass sie irgendwann weg ist, ist das Vertrauen nicht so da und die Motivation schwindet schnell.“

Mehr Erfolg verspricht er sich daher von einer Suchtberatung mit mehr „aufsuchendem“ Charakter. „Man braucht hier eine enge Verbindung zu den Akteuren vor Ort, das ist so ein wenig Chorweilers Besonderheit“, sagt er. „Man muss in allen Communitys präsent sein und proaktiv auf diese zugehen – auch auf mögliche Netzwerkpartner und sozialen Träger, von denen ja sehr viele im Bezirk aktiv sind.“

Darüber, wann eine neue Suchtberatungsstelle in Chorweiler ihre Arbeit aufnehmen könne, konnte die Verwaltung jedoch noch keine Angaben machen. In der Antwort auf die Anfrage der CDU heißt es, die Einrichtung einer Suchtberatungsstelle sei in Vorbereitung, zurzeit sei man noch in Gesprächen mit möglichen Trägern. Über den weiteren Verlauf des Vorhabens soll die Bezirksvertretung regelmäßig informiert werden.

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