Chronistin Georgia FriedrichTrauerfeier für Gründerin der Kölner Filmerbe-Stiftung

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StifterinGeorgiaFriedrich mit der Urkunde 03022020

Georgia Friedrich (gestorben am 5. März 2020)

Köln – Gestorben ist Georgia Friedrich, Gründerin der Kölner Filmerbe-Stiftung, bereits am 5. März 2020. Lange verhinderte die Corona-Pandemie eine würdige Trauerfeier für die Psychologin, Dozentin, Chronistin und Dokumentaristin, die seit 1969 in Köln lebte. Am vergangenen Sonntag ist die Gedenkfeier zu ihren Ehren in der Antoniterkirche nachgeholt worden.

Viele eigene Filmaufnahmen

Die Stiftung, die sich die Bewahrung des privaten Kölner Filmerbes zum Ziel gesetzt hat, war im Jahr 2019 Georgia Friedrichs letztes großes Projekt. Die 1943 geborene Berlinerin fotografierte und filmte jahrzehntelang leidenschaftlich gern. Ihre eigenen Filmaufnahmen wurden erstmals von einem größeren Kreis wahrgenommen, als sie im Jahr 2007 Szenen ihrer frühen Köln-Filme nach einem Aufruf der Kölner Tageszeitungen einreichte, initiiert durch die heutige Vorstandsvorsitzende der Stiftung Friedrike Bing, umgesetzt durch den Filmemacher Hermann Rheindorf. Unter den Teilnehmerinnen war auch Gerty Brügelmann aus der einst die Altstadt prägende Textilfabrikantenfamilie Brügelmann, die über ein eigenes Filmarchiv mit fast 100jähriger Geschichte verfügt. 

Kein Platz für den Nachlass

In der Folge entstanden zahlreiche Projekte, zum Beispiel zur Dokumentation der Geschichte des Kölner Karnevals. Inzwischen ist das Archiv nicht nur eine Anlaufstelle für historische Szenen aus Köln und vom Rhein – Aufnahmen von Menschen und Orten aus aller Welt, gedreht von Kölnerinnen und Kölnern, gelangen über das Archiv via Internet zu den Menschen in ihren Ursprungsländern und ermöglichen ihnen seltene Einblicke in die eigene Geschichte. 

Hermann Rheindorf

Hermann Rheindorf

Als 2013 im Rahmen einer Veranstaltung im NS-Dokumentationszentrum der Stadt Köln Zeitzeuginnen öffentlich einforderten, Hermann Rheindorfs Verfilmung der Geschichte Kölns in der NS-Zeit allen Kölner Schulen zur Verfügung zu stellen, ergriff sie die Initiative und bemühte sich gemeinsam mit Vertretern der Kölnischen Gesellschaft für christlich-jüdische Zusammenarbeit und des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln bei Stadt, Land und Stiftungen vergeblich um Anerkennung.

Auch ihr Wunsch, eine dauerhafte Heimat für ihren persönlichen Nachlass zu finden, in der mit ihrer Sammlung geforscht und gearbeitet wird, erfüllte sich nicht. So reifte die Idee für eine eigene Stiftung – die Gründungsurkunde hielt sie kaum drei Monate vor ihrem Tod in den Händen. Im Juli 2022 stellte sich die Kölner Filmerbe-Stiftung der Öffentlichkeit vor.

Von Köln in die Welt 

Georgia Friedrich bezog 1969 mit ihrem Ehemann, dem Pastor Helmut Friedrich, das Pfarrhaus der Bickendorfer Epiphanias Kirche. Dort war lange der Mittelpunkt ihres Lebens und Arbeitens. Nach dem Studium arbeitete sie zunächst in de evangelischen Familienberatung in Köln und als Psychologin in einem Kinderheim. Früh gehört sie zu denjenigen, die eine eigene Betreuung für so genannte „Gastarbeiter“-Kinder auf die Beine stellen, als diese in deutschen Kindergärten oft noch keine Plätze bekommen. Selbst gedrehte Filmaufnahmen dokumentieren die Pionierarbeit.

Später arbeitete sie in der Mission der evangelischen Kirche für den gesamten Nahen Osten auf Zypern, ihr Mann betreute gleichzeitig als Seelsorger die Angestellten großer Baustellen von deutschen Firmen in der arabischen Welt. Mit Anfang 40 wurde Friedrich Präsidentin des Verbandes der „Evangelischen Europäischen Eheberaterinnen“.

1994 wurde Friedrich für drei Jahre nach Nepal und Indien berufen, um dort Klinische Psychologie als Lehrfach an der Universität in Katmandu einzuführen und Studien zu den Lebensverhältnissen von Frauen durchzuführen. Sie schrieb ein Deutsch-nepalesisches Wörterbuch – bis heute das einzige auf dem Buchmarkt. Als Krisenmanagerin arbeitete Georgia Friedrich in der Folge in Kriegsgebieten wie dem Balkan und Ost-Timor. Nach dem Tod ihres Mannes gründete sie die „Helmut und Georgia Friedrich Stiftung“, um Studierende des Psychologischen Instituts der Universität Bonn zu fördern.

www.koelnerfilmerbestiftung.de

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