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Förderverein Romanische Kirchen Köln„Colonia Romanica“ – Neues Jahrbuch widmet sich ausschließlich St. Pantaleon

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Bei der Buchvorstellung stehen in St. Pantaleon (v.l.): Verlegerin Franziska Emons-Hausen, Henriette Reker, Vorsitzende des Fördervereins Romanische Kirchen Köln, Volker Hildebrandt, Pfarrer an St. Pantaleon, und Gabriele Oepen-Domschky, Geschäftsführerin des Fördervereins.

Bei der Buchvorstellung in St. Pantaleon (v.l.): Verlegerin Franziska Emons-Hausen, Henriette Reker, Vorsitzende des Fördervereins Romanische Kirchen Köln, Volker Hildebrandt, Pfarrer an St. Pantaleon, und Gabriele Oepen-Domschky, Geschäftsführerin des Fördervereins.

St. Pantaleon ist weitgehend saniert. Die Arbeiten haben auch bedeutende Erkenntnisse zur Baugeschichte und Bauweise zutage gefördert.

Die Generalsanierung von St. Pantaleon, einer der ältesten romanischen Kirchen Kölns, ist im Wesentlichen abgeschlossen. Neben dem Hauptzweck, den Sakralbau instand zu setzen und zu erhalten, haben die Arbeiten bedeutende Erkenntnisse zur Baugeschichte und Bauweise zutage gefördert. Davon zeugt der im November herausgekommene 39. Band der Reihe „Colonia Romanica“. So heißt das Jahrbuch des Fördervereins Romanische Kirchen Köln. Erstmals ist es im Emons Verlag erschienen; durchaus zu seinem Vorteil ist das Layout neu strukturiert worden. Der Band ist ausschließlich der ehemaligen Benediktinerkirche gewidmet, die dem heiligen Pantaleon sowie den Heiligen Cosmas und Damian geweiht ist.

Parallel zur Sanierung, die 2002 begann und rund 14 Millionen Euro gekostet hat, nahm das LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland bauhistorische Untersuchungen vor. Die Entfernung von schadhaftem Putz legte Befunde verschiedener Epochen frei, darunter eingemauerte Bauhölzer. Dank der Methode der Radiokarbon-Datierung ließen sich genauere Aussagen über die Entstehungszeit der Kirche treffen. Darüber berichten die Bauforscherinnen Ulrike Heckner und Anne Lambert detailliert in ihren Beiträgen. Hauptresultat der Untersuchungen: Die Kirche ist mit höchster Wahrscheinlichkeit in der ottonischen Zeit entstanden, genauer gesagt in der zweiten Hälfte des 10. Jahrhunderts. Dies ist in der Forschung häufig angezweifelt worden, obwohl alte schriftliche Quellen dafür sprachen.

Köln ist ohne seine zwölf großen romanischen Kirchen undenkbar

Aufgrund von Baubefunden gehen die Expertinnen von zwei dicht aufeinander folgenden Bauphasen aus, die erste initiiert von Erzbischof Brun von Köln, die zweite unter dem Einfluss von Theophanu, die durch ihre Heirat mit Otto II. vom Status eine byzaninischen Prinzessin zur römisch-deutschen Kaiserin aufgestiegen war. Sie war St. Pantaleon so stark verbunden, dass sie den Wunsch hatte, dort beigesetzt zu werden. Ein Bleibehälter mit ihren Überresten ist in den Sarkophag aus weißem Marmor eingelassen, der im Westwerk der Kirche steht. Im Zuge der Sanierung hat diese Stelle ein 7,10 mal 2,50 Meter umfassendes Fußbodenmosaik erhalten, geschaffen von der Künstlerin Maria Fernández Ortiz. „Sagenhaft schön“ nennt es Henriette Reker, Kölns frühere Oberbürgermeisterin und seit September Vorsitzende des Fördervereins Romanische Kirchen.

Überhaupt zeigt sie sich beeindruckt von dem Sakralbau im neuen Glanz. Und sie betont, dass Köln ohne seine zwölf großen romanischen Kirchen, deren Schlichtheit sie schätze, undenkbar sei. Betrachte man Luftaufnahmen, erkenne man, dass die Veedel sich um diese Gotteshäuser herum entwickelt hätten.

Zwei weitere Kapitel befassen sich mit dem Grabmal der Grafen von Moers, das sich im südlichen Querhaus von St. Pantaleon befindet. Es sind zwei an der Wand angebrachte Tuffsteinfiguren, die den Grafen Friedrich IV. (gestorben 1448) und seinen Sohn Vinzenz (gestorben 1499) von Moers darstellen, angetan mit Ritterrüstungen. Ursprünglich gehörten die Skulpturen zu Grabmalen, die woanders in der Kirche aufgestellt waren.

Warum sind die Grafen in Köln bestattet? Beide waren sogenannte Kölner Außenbürger. Dies waren Adelige und Herren, denen die Stadt eine jährliche Rente dafür zahlte, dass sie von ihnen Hilfe gegen Feinde erwarten konnte. An den Figuren finden sich zahlreiche Ritzungen, auch Sgraffiti genannt. Sie stammen von Reisenden, die mit diesen Spuren, zum Beispiel Monogrammen, Namen und Herzen, ein Zeichen ihrer Anwesenheit hinterlassen wollten. Dazu merkt der Steinmetz- und Steinbildhauermeister Michael Streuff, der die Figuren in seiner Werkstatt bearbeitet hat, mit schöner Nüchternheit an: Auch wenn „solche Verewigungen aus heutiger Sicht als Vandalismus bezeichnet werden müssen, beleben sie doch die geschichtliche Vorstellung und stellen selbst ein kulturgeschichtliches Zeugnis dar“.

In den folgenden Kapiteln geht es um den spätgotischen Lettner – eines der kostbarsten Ausstattungsstücke der Kirche –, die barocken Farbfenster des Chors, ein monumentales Wandgemälde, das Fragmente eines Mosaikfußbodens der Kirche zeigt, und die Rückkehr eines Tafelbildes nach St. Pantaleon.


„Colonia Romanica XXXIX“, Emons Verlag, 168 S., 22 Euro

St. Pantaleon steht auch im Mittelpunkt der neuen Vortragsreihe „Stadt-Punkte“, die das Domforum, der Förderverein Romanische Kirchen und das Katholische Bildungswerk Köln veranstalten. Der Auftakt war Ende November, Architekt Max Ernst und Fotograf Eusebius Wirdeier sprachen über die Restaurierungsarbeiten an der Kirche. Die zweite Veranstaltung in diesem Jahr findet am 8. Dezember statt: Ulrike Heckner vom LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland informiert über „neue Funde und Befunde der Bauforschung“. Beginn ist jeweils um 17.30 Uhr im Domforum, Domkloster 3.