Konzept während Corona-Pandemie entwickeltKöln bekommt ab Frühjahr ein Frühwarnsystem für Viren

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Passanten streifen durch die von Weihnachtsbeleuchtung gesäumte Hohe Straße in Köln.

Ab kommendem Frühjahr soll das Infektionsgeschehen in der Stadt Köln durch ein Frühwarnsystem besser erfasst werden.

Zehntausende Kölnerinnen und Kölner haben per Post einen Aufruf erhalten. Sie können dabei helfen, das Infektionsgeschehen in der Stadt besser und schneller zu erfassen.

Die Stadt Köln bekommt ein Frühwarnsystem für Viruserkrankungen. Ab dem kommenden Frühjahr werden 5000 Kölnerinnen und Kölner regelmäßig auf diverse Infektionen untersucht, um die Viruslast in der Stadt besser einschätzen und Trends vorhersehen zu können. Neben Viren sollen auch mögliche Krebserkrankungen sowie Gesundheitsprobleme durch Bewegungsmangel, Zucker, Alkohol, Nikotin und Internetsucht stetig untersucht werden. Auch aktuelle Themen wie die Auswirkungen von Inflation und Energiekrise auf die Gesundheit werden beleuchtet.

Schon lange drängt Martin Hellmich auf das Projekt. Er ist Leiter der Studie „Cologne Corona-Surveillance“ (CoCoS). Im Rahmen dieser Studie wurde durch Tests und Befragungen unter zufällig adressierten Personen aus Köln in drei Runden die Dunkelziffer der Corona-Infektionen untersucht – mit teils überraschenden Ergebnissen. So ist es Hellmich zufolge etwa möglich, dass die Dunkelziffer die tatsächlich erfassten Infektionen zwischenzeitlich um ein Fünffaches überstieg.

Kölner Statistiker will „Infektionswellen deutlich früher erkennen“

Über die durchgeführten Studien hat Hellmich rund 1000 Kölnerinnen und Kölner gefunden, die grundsätzlich bereit sind, Teil einer „Wächterkohorte“ zu werden, die regelmäßig auf ihren Gesundheitszustand überprüft wird. Weitere 4000 will er nun gemeinsam mit dem Gesundheitsamt gewinnen. Dafür hat die Stadt 30.000 Briefe an zufällig adressierte, volljährige Kölnerinnen und Kölner verschickt, die um die Teilnahme an einer Online-Befragung gebeten werden.

„Im Moment liegt unser Rücklauf bereits bei etwas mehr als zehn Prozent, wir hoffen, dass es noch mehr wird“, sagt Hellmich. „Unser Ziel sind 5000 Kölnerinnen und Kölner, mit denen wir in einem regelmäßigen Rhythmus, zum Beispiel alle drei Monate, in Kontakt treten.“ Er sei „guter Dinge“, genug Probanden zu finden.

„Wir werden die Studie im ersten Quartal 2023 auf den Weg bringen“

„Ein wichtiges Ziel wird es sein, Infektionswellen deutlich früher als bislang zu erkennen, nicht nur mit Blick auf Corona, sondern auch bei andere Viren, Influenza und RS etwa“, so Hellmich weiter. Die Konzeption der Wächterkohorte könne man voraussichtlich bis Ende März abschließen. „Wir werden die Studie im ersten Quartal 2023 auf den Weg bringen“, verspricht er.

Bis dabei jedoch repräsentative Daten herauskommen, wird noch einige Zeit vergehen. „Die Zusammensetzung der Studiengruppe muss wie bei allen epidemiologischen Studien bei der Auswertung berücksichtigt werden“, betont der Statistiker. „Wir arbeiten mit einer Gruppe williger Menschen, nicht mit einer Zufallsauswahl – auch, wenn wir die Briefe zufällig adressieren.“

Sein Team werde versuchen, die Ergebnisse im Prozess der Studie so zu gewichten, dass es eine gute Vorhersage für die nächsten Ergebnisse bekommt. „Dann können wir die Daten so umlegen, dass sie möglichst repräsentativ für die Stadt sind. Aber das dauert.“ Alter und Geschlecht seien zwar relativ leicht zu standardisieren, anders sei es etwa bei Bildungsstand und Gehalt. „Hierzu brauchen wir auch sozioökonomische Daten – wir hoffen, dass die Teilnehmenden uns diese zur Verfügung stellen wollen.“

Johannes Nießen, der Leiter des Kölner Gesundheitsamtes, unterstützt das innovative Projekt. Und appelliert an alle Kölnerinnen und Kölner, die zufällig zur Teilnahme ausgewählt wurden. „Sie kostet das nur ein paar Minuten Zeit, damit leisten Sie jedoch einen sehr wertvollen Beitrag zum Gesundheitsschutz der Kölnerinnen und Kölner“, sagte Nießen.

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