Digitales Wohnhaus in Köln-EhrenfeldTüren und Briefkästen lassen sich per App öffen

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Die Tür lässt sich mit dem Handy öffnen.

Köln-Ehrenfeld – Das Licht und die Rollläden der Wohnung mit dem Smartphone steuern und sogar die Haustür mit einer App öffnen, statt mit einem Schlüssel - was zunächst futuristisch klingt, ist für Til Ohlmeyer inzwischen Alltag. Der 25-Jährige lebt schließlich im „digitalsten Mietwohnhaus Kölns”.

Das steht seit Mai letzten Jahres am Melatengürtel. „Anfangs habe ich dann doch eher die Lichtschalter benutzt, als die App, aber man gewöhnt sich sehr schnell an diese Steuerung”, erklärt der gebürtige Arnsberger.

Wohnen ohne Schlüssel in Köln-Ehrenfeld

Gebaut wurde das App-gesteuerte Haus von der Metropol Immobiliengruppe, für die Ohlmeyer auch selbst in der strategischen Unternehmensentwicklung tätig ist. Dass er nun aber in dem Haus wohnt, sei „Fügung” gewesen: „Ich habe vorher in einer WG gewohnt, wollte dann aber in eine eigene Wohnung ziehen”, erzählt Ohlmeyer, der schließlich im Wohnhaus seines Unternehmens fündig geworden ist - und seitdem keinen Haustürschlüssel mehr besitzt.

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Til Ohlmeyer arbeitet selbst für Metropol und lebt seit etwa einem Jahr im digitalsten Mietshaus Kölns.

Dass sich das Haus amDifitalers  von anderen unterscheidet, merkt man schon beim Blick aufs Klingelbrett. Dieses besteht nämlich aus einem Touchscreen inklusive Suchfunktion für die Namen der Mieter. Eine klassische Klingel hat Ohlmeyer in seiner Wohnung dabei auch nicht. Wenn man bei ihm klingelt, erhält er das entsprechende Signal direkt aufs Handy, über die Metropol-App kann er die Tür dann öffnen. Auch dann, wenn er selbst nicht zuhause ist: „Es ist eine Kamera in die Klingel eingebaut, sodass ich über das Smartphone sehen kann, wer vor der Türe steht”, erklärt der 25-Jährige.

Tiefgarage mit der App öffnen

Auch die Türen zu seiner Wohnung, zur Tiefgarage oder dem Fahrradkeller kann Ohlmeyer mit seinem Handy öffnen, sogar sein Briefkasten ist voll automatisiert: „Alle Mieter haben aber auch noch eine Chipkarte, die man alternativ zum Öffnen nutzen kann.”

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Über die Metropol-App können die Nachbarn zudem miteinander chatten, die Hausverwaltung kann direkt kontaktiert und der persönliche Ecoscore eingesehen werden: Dieser gibt Auskunft darüber, wie viel Strom und Wasser man verbraucht oder wie viel man geheizt hat: „Das hat einen sehr guten Lerneffekt”, meint Ohlmeyer, „anhand der Werte kann man zum Beispiel sein Dusch- oder Heizverhalten anpassen, was bei den steigenden Preisen ein nützliches Feature ist.”

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Das Haus am Melatengürtel 107-109 wurde im Mai 2021 fertiggestellt und umfasst 32 Wohneinheiten.

Wenn man seine komplette Wohnung mit Hilfe des Smartphones steuert, ist man natürlich noch etwas mehr auf sein Handy angewiesen, als ohnehin schon - was etwa tun, wenn man das gute Stücke verliert? „Das ist im Grunde genauso, wie wenn man seinen Schlüssel verliert - das Handy ist ja gesichert, sodass keiner Zugriff auf die App und die Daten hat”, sagt Ohlmeyer, der ganz auf die Sicherheit der Metropol-App baut: „Für einen Einbrecher ist es einfacher, ein Schloss zu knacken, als sich in die App zu hacken.”

Gäste können die App nutzen

Stattdessen, so erklärt der Metropol-Mitarbeiter, bringe der Verzicht auf klassische Schließsysteme viele Vorteile mit sich. So ist es möglich, Gastzugänge für Freunde, Familienangehörige oder Handwerker bereitzustellen. Diese müssen sich dafür ebenfalls die App des Unternehmens herunterladen und können dann einen zeitlich befristeten Zugangscode nutzen, um in die Wohnung zu gelangen: „Ein Nachbar hatte sich einmal ausgesperrt, konnte sich dann aber mit seinen Daten auf meinem Handy einloggen und wieder in seine Wohnung gehen”, schildert Ohlmeyer einen weiteren Vorteil. Schließlich, so fügt er lachend hinzu, sei der fehlende Schlüssel auch ein Gegenstand weniger, den man verlieren könne.

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In dem kleinen Kasten in der Wand laufen die Drähte für die Technik zur smarten Steuerung zusammen.

Wenn der Akku des Smartphones erschöpft sein sollte, müssen die Mieter übrigens auch nicht im Regen stehen: In diesem Fall können sie entweder die Chipkarte nutzen, um ins Haus zu kommen, oder auf ein Ladekabel zurückgreifen, das versteckt auf dem Grundstück angebracht ist: „Einige Freunde fragten am Anfang, ob man diese Features eigentlich braucht", erzählt Ohlmeyer, „wenn ich ihnen dann aber alles gezeigt habe, waren sie von den Möglichkeiten doch beeindruckt."

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Praktisch sind die genannten Funktionen ohne Zweifel, dem ein oder anderen wird das Leben im „digitalsten Mietwohnhaus” der Stadt dann aber doch ein wenig zu digitalisiert sein. Geschenkt ist das Wohnen in diesem dabei natürlich auch nicht: Die Mietkosten für die 32 Wohnungen des Komplexes liegen durchschnittlich bei kalten 17 Euro pro Quadratmeter. Bei einer Zweizimmerwohnung mit rund 40 Quadratmetern macht das 680 Euro, bei drei Zimmern und 90 Quadratmetern 1530 Euro: „Das ist nicht wenig, aber gemessen an der Ausstattung und den generellen Neubau-Mietpreisen voll im Verhältnis”, so Ohlmeyer. 

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