Debütroman von Valerie KorteRomantische Komödie auf der Kölner Schäl Sick

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Valerie Korte hat mit ihrem Debütroman „Aus allen Wolken fällt man auch mal weich” eine romantische Komödie geschrieben, die in Köln spielt.

Köln – Die Wolken am Himmel über Dellbrück ziehen schon fast herbstlich dahin. Die perfekte Kulisse für das Treffen mit der Autorin Valerie Korte. Denn deren Debütroman, soeben beim Kölner Lübbe Verlag erschienen, verspricht Trost: „Aus allen Wolken fällt man auch mal weich“ steht lässig gepinselt auf dem Cover, darunter wird ein Sofa zum Sehnsuchtsort.

Zunächst plumpst die Hauptfigur Julia allerdings ziemlich unsanft aus ihrer Beziehung, zieht zusammen mit Tochter Fee von Rodenkirchen in eine Mülheimer Souterrain-Wohnung. Dort lebt sie ihr perfektes Leben weiter – aber nur auf Instagram, um mit inszenierten Fotos die selbst entworfenen Armbänder aus ökologisch gefärbter Paketkordel zu vermarkten. Der Mülheimer Stadtgarten wird auf dem Verkaufs-Profil zu ihrem Garten, die Raufasertapete zur Flügeltür retuschiert. Denn Julia braucht Geld. Abgesehen davon würde sie nur zu gerne mal den gutaussehenden Bildhauer Alex aus dem Haus gegenüber von Nahem sehen.

„Das Happy End ist in diesem Genre natürlich gesetzt“, erklärt Korte und bestellt im Eiscafé an der Dellbrücker Hauptstraße den Erdbeerbecher. Die Kunst liege in der romantischen Komödie darin, die Wendungen und Missverständnisse bis zum glücklichen Finale als Autorin mit Knistern, Witz, Gefühl und etwas Drama auszugestalten. Die Figuren müssten lebensnah sein, sonst funktioniere es nicht. Korte ist das mit ihrem Debüt definitiv gelungen: Die Geschichte zieht unweigerlich rein, amüsiert, und bestens unterhalten taucht die Leserin erst am Ende wieder daraus auf – die Verfilmung schon vor dem inneren Auge. „Florian David Fitz als Alex und Nora Tschirner – blond gefärbt – als Julia“, schlägt Korte spontan vor.

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Die Idee zu dem Buch kam Korte, nachdem sie im Bekanntenkreis von einer Frau hörte, die wie Julia aus einem Alltagsgegenstand ein Livestyle-Produkt gemacht und über Instagram edel inszeniert und teuer verkauft. „Ohne einen Markennamen nennen zu wollen: Es ist überspitzt gesagt so, als würde jemand aus gefärbtem Klopapier Statement-Ketten wickeln und dann Models auf Schlossterrassen damit fotografieren.“ Als sie sich die Bilder angeschaut habe, habe sie selbst an sich beobachten können, wie der Wunsch nach dem Produkt in ihr aufstieg. „Ich fand das entlarvend und als Vorgang irgendwie literarisch.“

Das Buch

Der Roman „Aus allen Wolken fällt man auch mal weich” ist beim Kölner Verlag Lübbe erschienen. Er kostet 10 Euro. 

Valerie Korte winkt einem vorbeilaufenden Mann. „Die Kinder gehen zusammen zur Schule“, erklärt sie. Während des Germanistik-Studiums hat sie auch in Schottland und später in Berlin, München und dem Ruhrpott gelebt und als Sachbuch-Lektorin gearbeitet.

Kölsches Heimatgefühl

An Dellbrück mag sie das kleinstädtische Flair in einer Millionenstadt. Kölsches Heimat-Gefühl gibt es in ihrem Roman zur Genüge. Da ist zum Beispiel die rüstig-betagte Nachbarin, die in breitem Dialekt mit Julia berät, wie man der Liebe auf die Sprünge helfen könnte. „Dieser Oma-Typ meiner Kindheit mit den festgesprühten weißblonden Locken, dem orangefarbenen Lippenstift und dem Herz auf der rheinischen Zunge ist im Aussterben begriffen, fürchte ich“, sagt Korte. Erst neulich habe sie aber noch zwei schicke, hochbetagte Damen nachmittags im Brauhaus ihr Kölsch trinken sehen. „Schöne Role Models.“

Die Instagram-Inszenierungen in ihrem Buch sind ein witziges Stilmittel, aber auch Kritik an den sozialen Medien schwingt mit. „Ist ja nichts Neues, dass Frauen und Mädchen durch unrealistische Bilder unter Druck gesetzt werden.“ Instagram treibe das auf die Spitze. „Wenn man ständig aufgeräumte, hübsch dekorierte Wohnungen, glamourös verbrachte Freizeit, Erfolgsmeldungen und schöne Körper sieht, ist das im besten Fall ermüdend, im schlechten setzt es unter Druck“, sagt sie. Korte hat den Recherche-Account jetzt auch gegen einen eigenen Autorinnen-Account eingetauscht. „Nun erfahre ich die Zwänge am eigenen Leib“, sagt sie. „Die Fotos, auf denen ich aussehe wie ein Mann Mitte Fünfzig, will ich natürlich auch nicht posten.“

Hilfreicher Austausch unter Autoren

Mehrmals pro Woche fährt die 43-Jährige mit der Linie 3 in den Schreibraum im Pantaleonsviertel. Dort brüten auch andere über entstehenden Romanen, Kinderbüchern, alternativen Text-Projekten. „Der Austausch ist total hilfreich, und man kann hier Workshops und Veranstaltungen durchführen“, sagt Korte über den vom Verein „Literaturszene Köln“ getragenen Coworking-Space für Autorinnen und Autoren, dessen Miete das Kulturamt übernimmt.

Nachdem sich Korte 43 Jahre Zeit mit ihrem Debüt gelassen hat, weil die „starke innere Lektorin“ sie lange am Schreiben hinderte, liegt sie nun schon in den letzten Zügen für ihr zweites Buch. Es wird im März bei Lübbe erscheinen und spielt ebenfalls in Köln: Gartenbauerin Svea verliebt sich beim Rückenkurs in Lars, Landschaftsarchitekt bei der Stadt. Den Klüngel verarbeitet Korte im Zweitwerk genauso wie den Karneval. Dass die kommende Session wegen Corona ganz ausfallen könnte, daran will sie lieber noch nicht denken. Andererseits, fügt sie pragmatisch hinzu, habe sie dann mehr Zeit für das dritte Buch.

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