Designer des JahresDie strengen Regeln des Kölner Preisträgers Stefan Diez

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Designer Stefan Diez

Köln – Er hat sich selbst zehn strenge Regeln gesetzt. Dazu gehören: Ein gutes Produkt bleibt lange nützlich, muss repariert werden können und muss aus erneuerbaren und recycelbaren Materialien hergestellt werden. Stefan Diez arbeitet nach diesen nachhaltigen Prinzipien und wurde deshalb vom Magazin „Architektur & Wohnen“ zum Designer des Jahres 2022 gekürt. Am Montag wurde ihm nach pandemiebedingter Verschiebung im Design Post der Award verliehen. Dort zeigt er parallel zur Messe Orgatec Beispiele seiner Entwürfe.

Den Designer-Titel gibt es seit 26 Jahren. „Er stammt aus der guten alten Zeit, als es noch keine Social Media gab“, sagt der 51-jährige Münchner, der schon für Firmen wie Thonet, Hay und Wagner gearbeitet hat, ein wenig ironisch. Es sei aber immer noch international eine der wichtigsten Auszeichnungen in der Branche. „Hier versammelt sich die Szene.“ 

Designer Stefan Diez sieht sich in der Verantwortung 

„Designer sind angesichts von Energie- und Umweltproblemen gefragt, Verantwortung zu übernehmen. Letztlich haben Designer einen enormen Einfluss auf unsere materielle Welt.“ Das heißt zum Beispiel ganz konkret bei seinem Lampensystem, dass sich die Bauteile leicht zerlegen lassen und so auch von Laien gewartet werden können. Und wenn es doch eine Werkstatt übernehmen muss, dann muss nicht gleich das ganze Teil eingeschickt werden. „Was dann sowieso niemand macht, weil so ein Paket viel Geld kostet. Dann wird doch etwas Neues gekauft.“

Dietz Sessel

Sessel mit abnehmbarem Bezug

Sein Sofasystem setzt sich aus Modulen zusammen, den Korpus – so ist das Ziel – könnte man wie eine Pfandflasche zurückgeben und dann ein anderes Modell wählen. Seine Tischunterkonstruktion besteht aus handlichen, federleichten Aluminium-Teilen, die in Skandinavien mithilfe von Wasserkraft recycelt wurden. Seine Außenmöbel haben pulverbeschichtete Alu-Profile, in die austauschbare elastische Textilbänder eingewebt werden.

Freistehende Badewanne von Stefan Diez

Sein jüngstes Projekt ist gemeinsam mit einem großen deutschen Badewannen-Hersteller eine freistehende Badewanne aus Stahlblech. Herkömmliche Badewannen würden aus nicht recycelbaren Mineralguss hergestellt. Seine umweltfreundliche Version soll bald zu bestellen sein.

Diez Tasche

Selbstbausatz für haltbare Tasche aus Polyethylen

„Aber ich bin ganz ehrlich. Einiges funktioniert auch nicht so gut.“ So endete die Zusammenarbeit mit einem großen Designunternehmen einst im Streit um eine Tasche aus Polyethylen. „Die ist so stabil wie Leder, nutze ich seit zwölf Jahren als Reisetasche.“ Die Firma wollte sie nicht produzieren, weil damit kein Geld zu verdienen sei.

Diez Sofa

Modulares Sofasystem

Und wer es selbst nicht schafft, die Textilbänder an den Außenmöbeln auszuwechseln, der findet dafür bisher noch keinen lokalen Service. Auch bei dem Sofasystem wird noch am Vertrieb gebastelt.

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Stefan Diez ist aber zuversichtlich: „Die großen Firmen sind weitblickend genug, sich beim Thema Nachhaltigkeit zu engagieren. Nicht zuletzt, weil sonst durch Auflagen und Zertifikathandel die Produkte teurer würden.“

Stefan Diez will keine Form verkaufen 

Aber macht er sich selbst als Designer durch seine strengen Regeln das eigene Handeln, das Entwerfen nicht besonders schwer? Will ein Designer nicht einfach designen? „Nein, das Klischee stimmte schon nicht mehr, als ich vor 30 Jahren studiert habe.“ Sein Ziel sei nicht, jemandem eine Form zu verkaufen, sondern etwas Sinnvolles. „Aber das muss am Ende schön sein.“ Seine allerstrengste Regel ist: „Gutes Design sucht immer auch nach Möglichkeiten, das materielle Objekt überflüssig zu machen.“ Das wäre aber in seinem Fall sehr schade.

„AW Designer des Jahres 2022 – Stefan Diez“, Design Post, Deutz-Mülheimer Straße 22a, 50679 Köln, 25. bis 29. Oktober, Dienstag bis Freitag 12 bis 20 Uhr, Samstag 9 bis 16 Uhr, Eintritt frei. 

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