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Deutsche BahnJeder dritte Fahrgast kommt verspätet an – Ansturm auf 9-Euro-Ticket

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Die Trassen zum Kölner Hauptbahnhof sollen bevorzugt saniert werden.

Köln/Berlin – Die Bahnstrecken in Köln und die Trassen über Düsseldorf und Duisburg bis Dortmund zählen zu den hochbelasteten Schienenkorridoren in Deutschland. Deswegen bekommen sie eine Sanierung verpasst, die sie danach mehrere Jahre baustellenfrei machen soll.

Der Ausbau soll ab 2024 beginnen und bis zum Ende des Jahrzehnts dauern, hat Bahnchef Richard Lutz am Montag auf einer Pressekonferenz versprochen. Danach sollen Fern- und Regionalzüge endlich wieder pünktlicher unterwegs sein.

Was das für den Großraum Köln bedeutet, könnte konkreter schon bei der vierten Kölner Bahnknoten-Konferenz am 13. Juni in der Köln-Messe besprochen werden.

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Bahnchef Richard Lutz spricht von „Dilemma“ der Bahn

Angesichts neuer Fahrgastrekorde im Fernverkehr hat Bahnchef Lutz ein radikales Umsteuern im Baustellenmanagement angekündigt. „Wir haben ein kurzfristig kaum auflösbares Dilemma. Gleichzeitig Wachsen und Modernisieren ist an zu vielen Tagen und auf zu vielen Korridoren nicht mehr mit guter Betriebsqualität und Pünktlichkeit möglich.“

Die Betriebslage habe sich seit dem letzten Quartal 2021 zugespitzt, weil „Fahrgäste und Güterverkehrskunden nach der Corona-Pandemie schneller zurückkehren, als wir erwartet haben“, sagte Lutz. „Der Trend zu klimafreundlicher Mobilität ist ungebrochen.“

Den Mai werde die Bahn im Fernverkehr mit 13,5 Millionen Fahrgästen abschließen. Das sei der reisestärkste Mai in der DB-Geschichte. Dass jeder dritte Fahrgast sein Ziel aber nur mit zum Teil großen Verspätungen erreiche, sei nicht länger hinnehmbar.

Beim Umbau der überlasteten Infrastruktur wird die Bahn sich deshalb auf den vielbefahrenen Teil des Streckennetzes konzentrieren. Rund 3500 Kilometer seien hochbelastet. „25 Prozent aller Züge befahren zehn Prozent unserer Strecken“, so Lutz. Diese Strecken sollen jetzt ab 2024 so saniert und zu einem Hochleistungsnetz werden, das anschließend für mehrere Jahre baustellenfrei bleiben müsse.

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„Wir werden lieber eine große statt vieler kleiner Sperrpausen einlegen und auf diese zwei bis drei Korridore pro Jahr angehen.“ Welche zusätzlichen Kosten das verursache, müsse wie die gesamte Planung in den kommenden Monaten mit der Bundesregierung und der Bahnbranche besprochen werden. Erste Eckpunkte sollen noch vor der Sommerpause vorgestellt worden.

Ziel sei eine am Gemeinwohl orientierte Infrastruktur aus einem Guss. „Für mich bedeutet das vor allem eine Ausrichtung auf die verkehrs- und klimapolitischen Ziele der Bundesregierung.“

Bahn verkauft 2,7 Millionen 9-Euro-Tickets

„Wir sind noch nie so viele Züge gefahren“, sagte der Bahnchef. Das 9-Euro-Ticket, das ab 1. Juni genutzt werden kann und das bisher allein über den Bahnvertrieb 2,7 Millionen Mal verkauft wurde, sei ein „wirklicher Renner“.

Auf bestimmten Verbindungen rechne man mit einer hohen Nachfrage. Ganz genau lasse sich das nicht abschätzen. „Wir werden noch nachsteuern müssen.“ Klar scheint: Auf die Pünktlichkeit wird sich der erwartete Fahrgast-Ansturm nicht positiv auswirken, obwohl die Bahn 700 zusätzliche Kräfte aktiviert hat, die auf den großen Bahnhöfen bei der Abfertigung der Züge helfen sollen.

Gewerkschaft: „Kunden müssen durch Tal der Tränen“

Die angekündigte „Generalsanierung“ bei der Bahn wird aus Gewerkschaftssicht den Fahrgästen viel Geduld abverlangen. „Die Bahnverkehrsunternehmen und die Kunden werden durch ein Tal der Tränen gehen“, sagte der Vorsitzende der Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft, Klaus-Dieter Hommel, am Montag.

„Es wird Jahre dauern, bis es besser wird. Aber die Kunden werden das honorieren, weil die Situation auf der Straße auch nicht besser wird und sie umweltbewusst sind“, bemerkte Hommel, der auch Vizechef des Bahn-Aufsichtsrats ist. (mit dpa)

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