Die Freude am direkten Austausch

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Händler Stephan Dümchen aus Berlin mit einem seiner Wiking-Automobilmodelle. Lars Schwarze kam eigens aus Essen, um ein neues Schmuckstück für seine Sammlung zu erstehen.

Händler Stephan Dümchen aus Berlin mit einem seiner Wiking-Automobilmodelle. Lars Schwarze kam eigens aus Essen, um ein neues Schmuckstück für seine Sammlung zu erstehen.

Mülheim –  Ob Miniatureisenbahn, Modellautomobil oder Blechkarussell – die Auswahl an Sammlerobjekten war beim ersten Modellspielzeugmarkt dieses Jahres in der Stadthalle Mülheim riesig. „Wir haben hier 75 Aussteller, die mehrere tausend Sammlerschätze auf ihren Tischen zur Schau stellen und verkaufen“, so Organisator Jürgen Hörner. „Da bleiben kaum Wünsche beim Sammlerherz offen. Und wer fündig geworden ist, der kann seine neuerworbene Lokomotive direkt hier vor Ort testen.“

Denn neben Hörner, der die „Adler-Märkte“ seit 2008 organisiert, steht am Eingang der Halle der selbstgebaute Testkoffer für Dampfloks und andere Zugmaschinen im Kleinstformat. „Auf der Testgleisanlage können die Käufer ausprobieren, ob die gekauften Loks einwandfrei laufen: Licht, Antrieb und Soundeffekte sollen schließlich in Ordnung sein“, so Hörner. „Denn die meisten Exemplare hier sind gebraucht. Wenn sie nicht funktionieren, kann der Käufer sie sofort umtauschen lassen.“ Ein großer Vorteil gegenüber dem größten Konkurrenten der Modellspielzeugmärkte, erklärt Hörner. „So fallen Risikokäufe wie im Internet weg und die Besucher gehen mit dem guten Gefühl nach Hause, dass ihre neuen Schätze wirklich funktionieren.“

Von dem Angebot Gebrauch machte auch Sammler Lars Schwarze, der für den Markt mit einem Freund aus Essen angereist ist. Den Modellspielzeugmarkt besuchte er, um seine Sammlung aus City-, Nahverkehrs- und Stadtbahnzügen weiter auszubauen. „Seit ein paar Monaten habe ich mich auf diesen Themenbereich spezialisiert“, so Schwarze. „Deshalb suche ich hier nach neuen Modellen – eine Nahverkehrslok habe ich schon gefunden.“

Händler Stephan Dümchen aus Berlin mit einem seiner Wiking-Automobilmodelle. Lars Schwarze kam eigens aus Essen, um ein neues Schmuckstück für seine Sammlung zu erstehen.

Händler Stephan Dümchen aus Berlin mit einem seiner Wiking-Automobilmodelle. Lars Schwarze kam eigens aus Essen, um ein neues Schmuckstück für seine Sammlung zu erstehen.

Bislang zählt seine Sammlung schon zehn Lokomotiven. Dazu kommen rund 50 Nahverkehrs- und 40 Güterwaggons. Den Reiz seines Hobbys erklärt Schwarze mit der Schönheit der Modelle. „Die detailgetreue Nachbildung der großen Lokomotiven und Waggons im kleinen Maßstab – das finde ich einfach schön. Ich wurde schon früh mit dem Virus Eisenbahn infiziert.“

An die Anfänge seiner Leidenschaft erinnert er sich gut: „Mit sechs Jahren haben meine Eltern mir mein erstes Modelleisenbahn-Set geschenkt. Seitdem hat mich das Thema nicht mehr losgelassen.“ Und auch im Beruf will Schwarze mit den Schienen verbunden bleiben – allerdings im großen Format. Nach dem Abitur strebt er eine Ausbildung im Bereich Eisenbahnverkehrswesen an. „Entweder als Lokführer im Regionalverkehr oder bei den städtischen Verkehrsbetrieben“, so der Eisenbahnfan. „Die Schönheit sehe ich da im Großen genauso wie im Kleinen.“

Um sich über diese Faszination auszutauschen nähmen viele Besucher und Händler – so wie Schwarze, der aus Essen kommt – auch längere Anfahrten in Kauf, so Hörner. „Wir haben bei den 36 Märkten, die wir pro Jahr in ganz Nordrhein-Westfalen anbieten, sogar öfter Anbieter aus den Niederlanden oder Belgien dabei“, so der Organisator. „Bei rund 500 Besuchern auf unserem Markt wie hier in Mülheim lohnt sich das.“

Die weiteste Anfahrt bei diesem ersten Treffen des Jahres hatte aber wohl Händler Stephan Dümchen aus Berlin, der ohnehin in Köln gewesen ist, um Freunde zu besuchen. „Da wollte ich die Chance nutzen, meine Sammlung von Miniatur-Automobilen vorzuführen“, so der 60-Jährige. „Meine Favoriten sind die Wiking-Autos. Die hab’ ich mir schon in den 60er Jahren für 60 Pfennig von meinem Taschengeld gekauft – so fing alles an.“ Mittlerweile hat Schwarze seine Sammlung auf rund 5 000 Modelle ausgebaut, obwohl er das Hobby zwischenzeitlich ab der Pubertät ruhen ließ. „Das ist bei den meisten so. Dann kommen erstmal die Mädels, das Mofa oder das Auto“, erklärt Dümchen. „Aber irgendwann holt die Sammellust einen wieder ein.“ Daher macht er sich um den Nachwuchs in der Szene, trotz weniger junger Besucher, wenig Sorgen: „Viele packt die Sammellust dann wieder ab Mitte 30 – und dann lässt sie viele nie wieder los.“

Der nächste Modellspielzeugmarkt in Köln findet am 1. März im Theater am Tanzbrunnen statt. Der Eintritt kostet 6 Euro.

www.adler-maerkte.de

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