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Diebstahl in KölnWenn das abgeschlossene Rad samt Abstellpoller verschwindet

Lesezeit 2 Minuten
Haarnadel-Fahrradständer in der Innenstadt (Symbolfoto). 

Haarnadel-Fahrradständer in der Innenstadt (Symbolfoto). 

Köln – „Haarnadeln“ heißen die hüfthohen Stangen, die an vielen Stellen der Stadt am Straßenrand stehen und an denen Fahrräder diebstahlsicher angeschlossen werden können. Doch zumindest bei einigen der vielen tausend Haarnadeln ist es nicht weit her mit dem Diebstahlschutz.

Sie können mit einem einfachen Dreikantschlüssel aufgeschlossen, in Sekundenschnelle aus dem Boden gezogen und mitsamt des angeschlossenen Rads entwendet werden. Solche Schlüssel gibt es für wenige Euro in jedem Baumarkt. Ratsfrau Karina Syndicus (Die Fraktion) hat es selbst versucht und ihren Test in einem Video festhalten. Es wurde allein auf Twitter in zwei Tagen mehr als 32.000 Mal abgespielt.

Anleitung auf den Pollern

„Ich habe es am Eigelstein mit meinem eigenen Rad ausprobiert“, erzählt sie. Dort wurden im Zug der autofreien Umgestaltung einige der lösbaren Haarnadeln aufgestellt. Daraufhin habe sie sich in einem Kiosk einen entsprechenden Schlüssel geliehen und die Stange entriegelt. „Auf den Haarnadeln steht praktischerweise eine kleine Anleitung wie das geht“, sagt Syndicus.

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Das Video, das sie zur Veranschaulichung der Problematik gedreht hat, dauert keine Minute. In nicht einmal 20 Sekunden hat Syndicus – eine eher zierliche Frau – die Haarnadel aufgeschlossen, auf ihr Rad gelegt und damit bequem abtransportiert. Echte Diebe könnten nun ihre Beute an einen versteckten Ort bringen und in Ruhe das Fahrradschloss knacken. „Diebstahl nun viel einfacher“, twittert sie im Schlagzeilenstil, zumal die arglosen Radler ihr Gefährt sicher angekettet wähnen.

Bislang seien der Stadt keine Probleme mit Fahrraddiebstählen an den lösbaren Abstellmöglichkeiten bekannt, sagt die Verwaltung. Seit Jahrzehnten kommen die u-förmig gebogenen Stangen in der Stadt zum Einsatz, allein seit 2007 seien knapp 16.000 davon aufgestellt worden. Von diesen 16.000 seien allerdings fast alle einbetoniert und nur 181 lösbar. Letztere stehen vor allem in der Innenstadt. „Sie werden dort aufgestellt, wo Flächen temporär anders genutzt werden“, erläutert die Stadt.

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Auf dem Eigelstein zum Beispiel würden sie etwa bei Karnevalsumzügen oder beim Radrennen „aus Sicherheitsgründen“ entfernt, so wie es auch mit anderen Stadtmöbeln wie Bänken oder Blumenkübeln geschehe. Auch wenn die Abstellpoller, die pro Stück etwa 170 Euro kosten, samt Rad im Handumdrehen entwendet werden können, will die Verwaltung an ihnen festhalten: „Grundsätzlich ist geplant, lösbare Haarnadeln anlassbezogen auch in Zukunft aufzustellen.“

Syndicus sitzt als sachkundige Einwohnerin im Verkehrsausschuss und will dort dennoch eine Anfrage stellen, wie die Stadt mit den lösbaren Abstellmöglichkeiten umgehen möchte. Die Haarnadel aus ihrem Tests hat sie übrigens im Anschluss wieder zurückgesteckt und verriegelt, versichert sie. 

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