Ebay-Raub in Köln-DeutzAngeklagter stöhnte Frauen ins Telefon

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Seit Mittwoch wird dem dreifachen Familienvater vor dem Landgericht der Prozess gemacht

Köln – Im Prozess gegen einen 59-Jährigen, der im Sommer 2018 eine Frau in deren Wohnung in Deutz überfallen und verletzt hat, verdichten sich die Hinweise, dass er keinen Raub im Sinn hatte, sondern von einem sexuellen Motiv getrieben war. Entsprechend äußerte sich am Freitag vor dem Landgericht der psychiatrische Gutachter, nachdem er Akten eines Verfahrens gesichtet hatte, das in München gegen den Mann geführt wird.

Bei Ebay hatte Maria S. (41) ein Babybett zum Verkauf angeboten. Theo S. (alle Namen geändert) meldete sich, sie vereinbarten, dass er das Bett am 31. August um 10 Uhr abholen würde. Kaum hereingelassen, griff er die Frau an. Er versuchte, sie zu knebeln und zu fesseln, und stach mit einem Messer zu. Bei der Polizei erklärte er, Motiv der Tat seien finanzielle Probleme.

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Aus den Münchner Akten geht hervor, das über den Mobilfunkanschluss eines verstorbenen Manns, den Theo S. benutzt haben soll, mehrfach Frauen angerufen wurden, die ein Kinderbett anboten, in einem Fall einen Kinderschreibtisch. Der Anrufer habe Kaufinteresse simuliert, bald aber sei die Gesprächssituation „umgeschlagen“, sagte der Sachverständige. Der Mann, in dem Theo S. vermutet wird, habe gestöhnt und „sexuelle Bedrohungen“ geäußert. In keinem Fall aber kam der vermeintliche Interessent vorbei. Ansonsten ähnele das Schema der Vorgehensweise in Köln, und auch das „Zeitfenster“ passe, so der Gutachter.

Rape-Videos im Computer gefunden

Im Zeugenstand hatte Theo S.’ Lebensgefährtin ausgesagt, er habe ihr gegenüber geäußert, auf Anzeigen hin fremde Frauen angerufen zu haben. Überdies haben bayrische Ermittler mitgeteilt, dass auf einem PC, der Theo S. zugeordnet wird, eine Vielzahl von „Rape-Videos“ gefunden worden seien: Filme, in denen Vergewaltigungen dargestellt werden.

Das Verfahren habe eine „gewisse Dynamik“ gewonnen mit dem Ergebnis, dass das ursprünglich angenommene Motiv des Raubs fragwürdig geworden sei, resümierte der Vorsitzende Richter. Für den Prozess sind weitere Termine vorgesehen.

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