Meine RegionMeine Artikel
AboAbonnieren

Quartier in EhrenfeldKölner „Coty-Gelände“ soll wegen historischer Verbindungen umbenannt werden

2 min
Blick auf die Einfahrt „Coty-Gelände“, das umbenannt werden soll.

Ein neuer Name wird für das „Coty-Gelände“ gesucht, und zwar schnell.

Das Kölner „Coty-Gelände“ soll umbenannt werden, da der Firmengründer antikommunistische, antisemitische und faschistische Ideen propagierte.

Das „Coty-Gelände“ ist im Bezirk Ehrenfeld in aller Munde – noch. Auf dem 17 Hektar großen, seit Jahrzehnten unzugänglichen und bis 2021 von dem Kosmetikkonzern Coty genutzten Areal zwischen Venloer Straße und Wilhelm-Mauser-Straße soll ein urbanes Quartier mit etwa 1900 Wohnungen, mit Gewerbe, Kultur und Freiflächen entstehen.

Das Konzept hat der neue Eigentümer, der Immobilienentwickler Instone Real Estate, in Workshops mit Bürgern entwickelt, bei Politik und Verwaltung ist man voll des Lobes für das bisherige Verfahren. Doch urplötzlich hat „Coty-Gelände“ gute Chancen, im Bezirk das Unwort des Jahres zu werden.

Namensdebatte in Bickendorf – Grüne wollen „Coty-Gelände“ umbenennen

Das liegt allerdings nicht am Nutzungskonzept, sondern allein an der Bezeichnung. Nach einem Hinweis aus seinem privaten Umfeld hatte sich Grünen-Bezirksvertreter Tobias Scholz zur Biografie des 1874 geborenen Firmengründers Francois Coty schlau gemacht und war dabei auf die anrüchige Vergangenheit des Parfüm-Fabrikanten als Propagandist obsessiv antikommunistischer, antisemitischer und faschistischer Ideen gestoßen.

Schon auf der Coty gewidmeten Wikipedia-Seite ist nachzulesen, dass er dafür in Frankreich ein Presse-Imperium mit 53 Zeitungen gründete und sich die Aktienmehrheit beim Traditionsblatt „Le Figaro“ sicherte. In den 1930er Jahren hatte Coty sogar eine rechtsextreme paramilitärische Organisation ins Leben gerufen, die sich an demokratiefeindlichen Unruhen beteiligte.

Die Grünen-Fraktion in der Ehrenfelder Bezirksvertretung beantragte deshalb, der Name „Coty-Gelände“ solle in Verwaltungsvorlagen nicht mehr verwendet werden. Auch, weil es „keinerlei historisch gewachsene Verbindung“ zwischen dem Coty-Konzern, der das Gelände in Bickendorf 2016 übernommen hatte, und der Stadt Köln gebe. Auf der Suche nach einem neuen Namen könne man sich beispielsweise an dem kölschen Traditionsunternehmen 4711 orientieren, das dort nach dem Auszug aus Ehrenfeld für Jahrzehnte seinen Hauptstandort hatte. Oder an der Ziegelei beziehungsweise am Mauser-Werk, die in den 1920er- bis 1940er Jahren hier ansässig waren.

Mit der Namensänderung solle man sich nun nicht allzu viel Zeit lassen, mahnten einige der Bezirksvertreter, die den Antrag einstimmig unterstützten, damit sich der Name nicht weiter einbürgere. Die Umbenennung wird nun „im Rahmen eines Bürgerbeteiligungsverfahrens“ von der Verwaltung auf den Weg gebracht.