„Irgendwann in einer gerechteren Welt leben“Kölnerin verlegt feministische Bücher über Vulva bis Polyamorie

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Gründerin Natacha Jill Colin von Divana Verlag auf der letzten feministischen Buchwoche im Bürgerzentrum Ehrenfeld.

Gründerin Natacha Jill Colin von Divana Verlag auf der letzten feministischen Buchwoche im Bürgerzentrum Ehrenfeld.

Natacha Jill Colin ist Gründerin des „Divana Verlag“. Zur Feministischen Buchwoche veranstaltet sie Events in Köln. 

Vor vier Jahren fing alles an: Natacha Jill Colin steckte in einem festgefahrenen Konflikt mit ihrer früheren Partnerperson. „Ich habe irgendwann ein Bild gemalt, ohne Verstand. Als ich am Ende draufschaute, war es eine Vulva. Das war ein heilsamer Prozess“, sagt die Verlegerin.

„Malen ist eine Möglichkeit, etwas Unbewusstes zu verarbeiten“, sagt sie. Aus dem Bild ist ein kreativer Workshop entstanden, daraus ein Malbuch und schließlich ein feministischer Buchverlag. „Das lief erstaunlich gut. Ich hab relativ schnell die ersten 150 Bücher verkauft und dann die nächsten nachdrucken lassen“, erzählt Colin.

Kölnerin gründet in Bickendorf einen feministischen Buchverlag 

2022 gründete sie den Verlag Divana mit Sitz in Bickendorf. Mittlerweile sind sie ein Team aus sechs Personen. In den Büchern des Verlags geht es um alternative Lebenskonzepte, Partnerschaften, Menstruation, Sexualität, mentale Gesundheit. Sie möchten Menschen anregen zum Nachdenken, sich zu informieren und gesellschaftliche Normen zu hinterfragen. „Es ist wichtig, weil wir immer noch in einer sehr patriarchalen Gesellschaft leben, die geprägt ist von gesellschaftlichen Konformitäten“, sagt Colin.

Alles zum Thema Venloer Straße

Ich habe mich schon immer für andere eingesetzt und hatte einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Das ist, was mich antreibt, damit wir irgendwann in einer gerechteren Welt leben.
Natacha Jill Colin, Gründerin von „Divana Verlag“

Neben ihrem Vollzeitjob und als Mutter treibt die studierte Wirtschaftspsychologin ihr Herzensprojekt voran. „Ich versuche, einen Weg zu finden, die Themen auf künstlerische Weise umzusetzen.“ Feminismus habe oft etwas Kämpferisches. Beides habe seine Berechtigung und sei wichtig, betont sie. „Ich bin eher diejenige im Hintergrund, die eine Möglichkeit gibt, sich mit sich selbst auseinanderzusetzen“, sagt die 41-Jährige.

Lesung und Vulva-Malworkshop zur Feministischen Buchwoche

Schon früh dachte die Wirtschaftspsychologin, Künstlerin und Verlegerin über die Welt nach. „Schon als Kind fragte ich mich, warum machen wir das so und nicht anders“, erzählt sie. In ihrem Abibuch trägt sie den Titel „Emanze“. „Auch wenn ich den Begriff nicht mag, ich war schon immer so. Ich habe mich schon immer für andere eingesetzt und hatte einen ausgeprägten Gerechtigkeitssinn. Das ist, was mich antreibt, dass wir irgendwann in einer gerechteren Welt leben“, sagt Colin. 

Eins der verlegten Bücher „Polysecure“ von der amerikanischen Psychologin und Autorin Jessica Fern handelt von nicht-monogamen Beziehungen und Trauma. „Das Buch können alle lesen, die zwischenmenschlichen Beziehungen führen. Die Intensität ist anders, aber im Prinzip geht es immer um Kommunikation und Bedürfnisse“, so Colin. 

In der Feministischen Buchwoche veranstaltet Colin am 8. Mai, um 19.30 Uhr eine Lesung aus dem Buch „Polysecure“ im Bürgerzentrum Ehrenfeld, Venloer Straße 429. Mit dabei ist die systematischen Beraterin Jenja Leikom. „Jede Lesung ist sehr anders, weil wir das Ganze interaktiver gestalten“, so Colin. Am Donnerstag, dem 9. Mai, bietet sie um 14 Uhr einen Vulva-Malworkshop im Restaurant Daur Lang, Vorgebirgstraße 47, in der Innenstadt an.


Die Feministische Buchwoche findet vom 4. bis 12. Mai statt. Die Organisation „BücherFrauen“ rief die bundesweite Veranstaltungsreihe ins Leben, um mehr Sichtbarkeit für Autorinnen zu schaffen. Auf der Webseite finden Sie weitere Informationen und Tickets für die Lesung sowie den Workshop.

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