Kölner Trauma-BeratungHilfe für seelisch verletzte Kinder

Lesezeit 4 Minuten
Ein kleines Mädchen sitzt zusammengekauert in einem dunklen Raum.

Erlebt ein Kind Traumatisches, hinterlässt das tiefe und langanhaltende Spuren.

Beim Projekt „TraumNetz-Köln“ erhalten Familien von traumatisierten Kindern Hilfe und Beratung.

„Traumanetz-Köln“ ist ein Projekt, das vor einem Jahr unter dem Dach des gemeinnützigen Jugendhilfeträgers „Logo“ gegründet wurde. Es richtet sich an Familien, in denen mindestens ein Familienmitglied traumatische Erfahrungen gemacht hat, im Alltag regelmäßig Symptome zeigt und damit das Zusammenleben sehr belastet. Die betroffenen Familien können die Beratung kurzfristig und kostenfrei in Anspruch nehmen. Das Angebot ist bewusst niederschwellig, die einzige Hürde ist, anzurufen oder eine E-Mail zu schreiben.

Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von „Traumanetz“ bieten keine Therapie, sondern zunächst eine Anamnese an. Sie stellen also mithilfe von detaillierten Fragen Zusammenhänge her und können nach eigenen Aussagen in der Regel nach drei Gesprächen Ideen für Ursachen benennen, weshalb die Mutter, der Vater oder das Kind in bestimmten Situationen immer wieder eskalierendes Verhalten zeigt.

Solche traumatischen Ereignisse werden im Gehirn gesondert abgespeichert, hinterlassen tiefe und langanhaltende Spuren und können auch nach Jahren bei bestimmten Triggern aktiviert werden
Astrid Petry, Familientherapeutin bei„ TraumaNetz-Köln“

„Wir versuchen, den Betroffenen klarzumachen, was im Gehirn und Nervensystem von Kindern, die schwere Schicksale, etwa einen Unfall oder Gewalt erlebt haben, vonstattengeht. Solche traumatischen Ereignisse werden im Gehirn gesondert abgespeichert, hinterlassen tiefe und langanhaltende Spuren und können auch nach Jahren bei bestimmten Triggern aktiviert werden“, sagt Familientherapeutin Astrid Petry, die gemeinsam mit dem Familientherapeuten Josch Henke die Idee hatte, sich in einem Projekt ausschließlich um Familien mit seelischen Verletzungen zu kümmern.

Auch Frühchen und Pflegekinder können Trauma-Folgen entwickeln 

Neuste psychologische Studien belegen: Auch ein zu früh geborenes Kind kann infolge von invasiven Eingriffen und auch durch die permanenten Geräusche der medizinischen Geräte, später Trauma-Folgen entwickeln. „Wir haben in der Beratung besorgte Eltern, deren Kind unter Schlaflosigkeit leidet oder nicht alleine schlafen will. Manchmal erfahren wir, dass das Kind ein Frühchen war. Wir raten den Eltern dann, den Schlaf nicht zu erzwingen, sondern auf die Situation einzugehen, das Kind anzusprechen, ein Licht einzuschalten oder sich mit ins Bett zu legen. Diese Angstphase geht vorbei“, sagt Petry, die aus ihrer langjährigen Berufserfahrung als systemische Therapeutin weiß, dass es sich immer lohnt, zu hinterfragen, was das Kind erlebt hat.

Haben das Projekt „Traumanetz-Köln“ ins Leben gerufen: Astrid Petry und Josch Henke.

Haben das Projekt „Traumanetz-Köln“ ins Leben gerufen: Astrid Petry und Josch Henke.

Traumata sind vor allem in Pflegefamilien ein großes Thema, da die meisten Pflegeeltern den Zusammenhang zwischen früheren negativen Erlebnissen ihres Pflegekindes und den heutigen Symptomen nicht kennen. Sie stehen den Aggressionsattacken des Kindes häufig hilf- und ratlos gegenüber und reagieren womöglich selbst aggressiv, in der Annahme, es handele sich um eine Trotzphase.

Alltagstaugliche Tricks für den Umgang mit traumatisierten Kindern

„Meist hilft in solchen Situationen eine deeskalierende Kommunikation. Wir versuchen, den Eltern alltagstaugliche Tricks mit auf den Weg zu geben. So ist es etwa ein Unterschied zu sagen: „Jetzt hör' endlich auf, Schluss damit!“ oder: „Ich glaube, einem Teil von Dir geht es jetzt nicht gut“. Die Eltern sollen lernen, Trotz von Triggern zu unterscheiden. „So kann es sein, dass durch die Erinnerung an alte Verletzungen beim Kind der Schalter umgelegt wurde, so dass es nicht mehr erreichbar ist“, sagt Astrid Petry.

Wir kennen die Funktionsweise von Gehirnen und wissen, dass Menschen, die traumatische Verletzungen erlebt haben, sich in Situationen, die sie daran erinnern, hilflos und ohnmächtig fühlen
Josch Henke, Familientherapeut bei „TraumaNetz-Köln“

Josch Henke ergänzt: „Manchmal schreiben wir den Eltern Brückensätze auf Karteikarten und geben sie ihnen mit.“ Darauf steht zum Beispiel: Sagen Sie statt „Jetzt fang endlich mal an!“ lieber „Du hast vielleicht das Gefühl, Du kannst es nicht schaffen, aber lass es uns gemeinsam machen!“ Bei traumatisierten Kindern komme man nur mit Regeln meist nicht weiter. Man sollte eher schauen, was hinter dem Verhalten des Kindes steckt: Ist es nur bockig oder lustlos, überfordert? Welche Angst gewinnt gerade die Oberhand?

Mögliche Symptome eines frühkindlichen Traumas  

„Wir sind keine Hellseher, aber wir sind mit Traumpädagogik und Neurobiologie vertraut, kennen die Funktionsweise von Gehirnen und wissen, dass Menschen, die traumatische Verletzungen erlebt haben, sich in Situationen, die sie daran erinnern, hilflos und ohnmächtig fühlen“, sagt Henke. Reizbarkeit, Ungeduld oder schlechte Laune, Schlaflosigkeit, Agression, emotionale Taubheit, Passivität, Misstrauen, Scham- und Schuld- und Überforderungsgefühle, Schulangst, Traurigkeit, Hoffnungslosigkeit, negatives Denken — all das sind Symptome, die auf eine frühkindliche Traumatisierung hinweisen können.

Darauf sollten Eltern mit Zeit, Liebe und Geduld reagieren — statt nur auf die Einhaltung von Regeln zu pochen. „Die Dosis macht das Gift. Wenn man über Jahre das Gefühl von Ohnmacht erlebt, Mobbing-Situationen ausgesetzt ist, nicht schlafen kann, dann muss dringend gehandelt werden. Kinder sind viel gefährdeter, traumatische Erlebnisse abzuspeichern als Erwachsene, weil sie ein viel kleineres Handlungsfenster haben“, sagt Henke.

„Traumanetz-Köln“ hat auch Beratung für pädagogische Fachkräfte im Programm, damit sie Auffälligkeiten früh erkennen, sensibler damit umgehen und so den betroffenen Kindern Sicherheit bieten können. In dem vergangenen Jahr hat „Traumanetz“ 31 Familien, die in der Regel von Kinderärzten oder dem Jugendamt vermittelt wurden, beraten. Der Bedarf ist groß, um noch mehr Betroffenen helfen zu können, ist das Projekt auf Spenden angewiesen.

So können Sie helfen

  • Mit unserer neuen Jahresaktion „wir helfen: weil jedes Kind wertvoll ist“ bitten wir um Spenden für Projekte und Initiativen in Köln und der Region, die Kindern und Jugendlichen eine gute körperliche und geistige Entwicklung ermöglichen. Damit jeder junge Mensch einen Platz findet, an dem er gesund, sicher und glücklich aufwachsen kann.
  • Die Spendenkonten lauten: „wir helfen – Der Unterstützungsverein von M. DuMont Schauberg e. V.“
  • Kreissparkasse Köln, IBAN: DE03 3705 0299 0000 1621 55
  • Sparkasse Köln-Bonn, IBAN: DE21 3705 0198 0022 2522 25
  • Wünschen Sie eine Spendenquittung, notieren Sie bitte +S+ im Verwendungszweck. Wollen Sie nicht in der Spenderliste genannt werden, vermerken Sie bitte ein +A+. Legen Sie auf beides Wert, schreiben Sie +AS+. Bitte geben Sie auch Ihre Adresse an, damit eine Spendenquittung ausgestellt werden kann. Danke!
  • Kontakt: „wir helfen e.V.“, Amsterdamer Straße 192, 50735 Köln, Telefon: 0221-2242789 (Allgemeines, Anträge), 0221-224-2130 (Redaktion) 0221-224-2840 (Spenden) wirhelfen@kstamedien.de
  • Mehr Infos finden Sie auf unserer Vereinshomepage >>
KStA abonnieren