Diskussion um RochusplatzVerlegung der Venloer Straße umstritten

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Blick vom Westcenter: Der Verkehr der Venloer Straße führt an der Vorderseite der Rochuskapelle vorbei.

Blick vom Westcenter: Der Verkehr der Venloer Straße führt an der Vorderseite der Rochuskapelle vorbei.

Bickendorf – Wird es der Ortsmittelpunkt für alle Bewohner oder der Ort, an dem die soziale Trennung des Stadtteils erst recht sichtbar wird? Die Diskussion um die Gestaltung des Rochusplatzes kommt in Fahrt. Ein Überblick zu den Positionen und möglichen Szenarien:

Wann wird der Platz fertig sein?

Vor Sommer 2020 wird sich auf der von der Verwaltung zur Umgestaltung vorgesehenen Platzfläche noch nichts tun. So lange dauert es wohl bis der Neubau der GAG Immobilien AG vollendet ist. Zwischen Äußerer Kanalstraße und Vitalisstraße entstehen 105 Wohnungen und Ladenlokale mit insgesamt 3500 Quadratmetern Größe. Ob danach mit der Umgestaltung begonnen werden kann, ist abhängig von politischen Beschlüssen.

Auf der Venloer Straße, unmittelbar vor der kleinen Kapelle, ist auch viel Schwerlastverkehr unterwegs.

Auf der Venloer Straße, unmittelbar vor der kleinen Kapelle, ist auch viel Schwerlastverkehr unterwegs.

Welche Beschlüsse für den Rochusplatz stehen noch aus?

Es gibt noch keinen Planungsbeschluss. Was zurzeit existiert sind lediglich Vorplanungen, wobei es zwei Varianten gibt, die sich jedoch nur in Details voneinander unterscheiden. Sie beziehen sich aber nur auf die Fläche zwischen dem Westcenter-Hochhaus und den vorgelagerten Flachbauten auf der einen Seite und dem in Bau befindlichen neuen GAG-Komplex. In der jüngsten Sitzung der Bezirksvertretung Ehrenfeld wurde ein Beschluss zu weiteren Planungen der künftigen Platzfläche gefasst. Dabei ging es um die Beauftragung eines Bodengutachtens sowie um die technische Planung für einen Fontänenbrunnen, der als prägendes Element bei der künftigen Platzgestaltung vorgesehen ist. Zugleich wurde beschlossen, dass bei den Planungen der Gesamtmaßnahme die Möglichkeit einer Fahrbahnverlegung der Venloer Straße sowie eines Kreisverkehres an der Einmündung Wilhelm-Mauser-Straße berücksichtigt werden sollen.

Was will die Initiative „Künstler für Bickendorf“?

Sie will die Verlegung der Venloer Straße nach Süden. Sie soll in einem bogenförmigen Verlauf auf der Rückseite der Rochuskapelle entlang geführt werden. Ziel ist eine Platzfläche um die Kapelle herum, die vom älteren Teil Bickendorfs an der Rochusstraße ohne Überqueren der Venloer Straße erreicht werden könnte. Auf diesem Platz sollen sich Wochenmarkt und andere Veranstaltungen abspielen.

Animation zum geänderten Straßenverlauf: Dabei soll ein Bogen um die Kapelle führen.

Animation zum geänderten Straßenverlauf: Dabei soll ein Bogen um die Kapelle führen.

Warum ist die Stadtverwaltung zurückhaltend gegenüber diesem Vorschlag?

Hier argumentiert die Stadtverwaltung, dass die bisherigen Planungen für den Rochusplatz – ohne Verschwenkung der Straße – später als städtebauliches Vorhaben bezuschusst würden. Die Verlagerung der Straße sowie einen Kreisverkehr müsste die Stadt komplett selber finanzieren, weil es sich um ein rein straßenbauliches Projekt handeln würde. Laut Stadtplanungsamt müsste jedoch die Planung der Freiflächen so lange zurückgestellt werden.

Zwar sind Straßenverlegung und Kreisverkehr in den Vorplanungen berücksichtigt worden – für eine Machbarkeitsprüfung und eine konkrete Planung des Vorschlags der Künstlerinitiative wären drei bis fünf Jahre nötig. Es sei aber weder im Interesse der Bürger noch der Gewerbetreibenden, dass der Rochusplatz noch mehrere Jahre in einem provisorischen Zustand bleibe.

Wäre das Westcenter-Hochhaus von einem geänderten Straßenverlauf betroffen?

Auf jeden Fall. Ein Kreisverkehr würde die Fahrbahn ein Stück näher als heute an den Zugang zum Supermarkt führen. Auch die Venloer Straße würde dichter an der dort liegenden Ladenzeile und dem Zugang zur Ladenpassage entlang verlaufen. Zudem würde die Freifläche zu den GAG-Neubauten deutlich kleiner.

Was sagt der Investor des Westcenters?

Die Wertgrund Immobilien AG hat sich inzwischen klar gegen den Vorschlag der Künstlerinitiative positioniert. Geschäftsführer Moritz Kaltschmid befürchtet, dass auf diese Weise eine soziale Spaltung des Stadtteils herbeigeführt werde. Genau das Gegenteil würde durch die bisherige Planung der Stadtverwaltung erreicht. Hierdurch entstehe ein großer Platz, während bei einer Fahrbahnverschwenkung zwei kleinere Platzflächen geschaffen würden.

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Gibt es weitere Argumente gegen eine Verschwenkung?

Sowohl die Verwaltung als auch die Wertgrund AG kritisieren, dass für die Bewohner südlich der Venloer Straße – also im Westcenter sowie in den GAG-Bauten – der Zugang zur U-Bahn nur noch mit einem Überqueren der Straße verbunden sei. Die Verwaltung verweist zudem darauf, dass die Denkmalpflege nicht zustimmen würde, weil der historische Verlauf der Straße vor dem Portal der Rochuskapelle liege.

Wie sehen es die Bickendorfer?

Dazu gibt es keine belastbaren Zahlen. Die Künstlerinitiative beruft sich auf 3000 Unterschriften. Diese wurden jedoch im Jahr 2010 gesammelt. Bei Versammlungen wurde bislang eher wenig gegen ihren Vorschlag argumentiert. Beobachtern zufolge war bei solchen Versammlungen aber nie ein repräsentativer Schnitt der Bewohner Bickendorfs anwesend.

Zur Umgestaltung des Rochusplatzes gibt es Informationen im Internet:

www.stadt-koeln.de

www.bickendorf.info/rochusplatz

www.kuenstlerfuerbickendorf.de

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