Fast Fashion, also die schnelle Mode, Saisonware, ist ein Treiber des Klimawandels. Sie ist ressourcenaufwendig, braucht bei der Erzeugung hohe Mengen an Energie und Wasser. Nach Angaben des Bundesumweltministeriums kommt hinzu, dass Chemikalien in den Abwässern der Herkunftsländer zurückbleiben. Beim Waschen gelangt außerdem Mikroplastik ins Abwasser. Dazu kommt, dass die Industrie jährlich mehr CO2 ausstößt als internationale Flüge und Kreuzfahrten. 

Slow fashion in Köln-Ehrenfeld etabliert

Die Gegenbewegung, slow fashion, ist derzeit allgegenwärtig. Beispielsweise liegen Vintage-Mode und Second-Hand-Shopping im Trend – auch in Köln. Das Rautenstrauch-Joest-Museum zeigte in einer Ausstellung die schädlichen Facetten der Fast-Fashion.

Einen anderen Weg geht Marie-Lune Simard. An der Klarastraße in Ehrenfeld hat sie ein Ladenlokal angemietet, in dem sich Kleidungsstücke tauschen lassen. „2ndish – The Circularity Club“, heißt er, der Kreislauf-Club. Seit dem 26. November 2022 gibt es das Geschäft, „aber die Idee ist seit zwei Jahren in meinem Kopf“, sagt Simard, die studierte Biologin ist.

Das Besondere am Tauschen ist in ihren Augen die Neuheit der Ware, ohne einen Kauf tätigen zu müssen. Sich modisch zu kleiden, sei letztlich ja schön: „Mode macht Spaß, sie hat eine Bedeutung.“ Neben der Kleiderbörse verkauft Simard auch eigens per Upcycling hergestellte Produkte. Upcycling bedeutet, scheinbar nutzlose Produkte wieder neu aufzubereiten, um sie durch Wiederverwertung dem Kreislauf zurückzufügen. So entstehen im 2ndish beispielsweise Kissen. Auch Schmuck oder Schuhe kann man mitnehmen, vom Abendkleid bis zur Jogginghose ist alles vorrätig. „Wir sind auch schick und modisch anspruchsvoll.“

Kölner Schulklassen kommen zu Besuch ins „2ndish“

Der Kreislauf der Textilien funktioniert dabei über eine Mitgliedschaft im Club, die vertraglich festgehalten wird. Für acht Euro im Monat lassen sich bis zu fünf Kleidungsstücke für Männer und Frauen oder Accessoires monatlich mitnehmen. Ein Familienpaket kostet 24 Euro, damit sind für zwei Erwachsene und zwei Kinder je zehn Erwachsenen- und zehn Kindertextilien inbegriffen. Die Biologin möchte nicht zu teuer sein, um ein Angebot für alle zu schaffen. Als kostenfreies Mitglied kann saubere und gut erhaltene Kleidung in dem Geschäft abgegeben und einmalig welche mitgenommen werden als Tausch. 100 Mitglieder hat der Club momentan.

In ihrem Viertel fühlt sich Simard gut aufgehoben. Sie kann sich aber auch vorstellen, dass es anderswo funktioniert. „Die Kollektionen ändern sich von Ort zu Ort. Es wäre sicher interessant zu sehen, was Menschen in Lindenthal abgeben, im Vergleich zu denen in Ehrenfeld“, sagt sie.

Ehrenfelderin plant Veranstaltungen in ihrem Geschäft

In ihrem Laden empfängt die Ehrenfelderin auch Schulklassen, die etwas über Nachhaltigkeit und die Textilindustrie lernen möchten. Sie selbst ist zweifache Mutter. Bei ihren Töchtern bemerkt sie gerade ein entstehendes modisches Bewusstsein, deshalb sei es besonders wichtig, Kindern frühzeitig den Wert von Mode zu vermitteln.

In ihrem Geschäft plant sie auch Veranstaltungen, zum Beispiel bei der Fashion Revolution Week am 24. April. Anlass ist der Brand und Einsturz des Rana Plaza, einer Textilfabrik in Bangladesch. Damals starben 1135 Arbeiterinnen und Arbeiter.

2ndish liegt an der Klarastraße 8 in 50823 Ehrenfeld. Der Laden ist Mittwoch bis Freitag von 11 bis 19 Uhr und Samstag von 11 bis 18 Uhr geöffnet.