Die Pläne für „The Wid One and Two“ in Ehrenfeld sehen zahlreiche Büros, Läden, Gastronomie und Kulturräume vor – Anwohner fordern Wohnraum.
Gewerbe statt WohnenAnwohner kritisieren Pläne für modernes Quartiersprojekt in Ehrenfeld

Einige Gebäude entlang der Widdersdorfer Straße werden für „Wid One and Two“ abgerissen. Hausnummer 158, bleibt wohl erhalten.
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Ein Anwohner ist mit den Plänen gar nicht zufrieden: „Es kann nicht nachvollzogen werden, dass in Zeiten von Wohnraummangel ein derartig großes Grundstück nur mit Büroflächen bebaut wird“, schrieb er, als die Öffentlichkeit im Mai aufgefordert war, ihre Meinung zum Projekt „The Wid One and Two“ an der Widdersdorfer Straße 158 und 188a zu äußern.
Denn auf den beiden nahe beieinander liegenden, aber durch ein „Fremdgrundstück“ getrennten und insgesamt gut drei Hektar großen Arealen möchte der Düsseldorfer Projektentwickler „Alfons und Alfreda AG“ einen „modernen Büro- und Gewerbe-Campus“ hochziehen.
Gewerbeflächen statt Wohnungen an der Widdersdorfer Straße
Etwas konkreter heißt das: Jede Menge Büros, auch Räume für Läden, Gastronomie, Kunst, Kultur und Bildung sowie Freizeit und Sport. Aber eben keine Wohnungen. In einer Beschlussvorlage zu diesem Planungskonzept, die kürzlich auf der Tagesordnung der Ehrenfelder Bezirksvertretung (BV) stand, versucht das Stadtplanungsamt, diesen und ähnliche Einwände zu entkräften.
Zum „Zielbildprozess Kölner Weststadt“, also der künftigen Entwicklung auf dem etwa 500 Hektar großen Gebiet zwischen Militärring, Aachener Straße, Melatengürtel und Venloer Straße, gehöre auch die Schaffung von innenstadtnahen Gewerbeflächen. Wohnungen entstehen anderswo innerhalb dieses Großgebiets, etwa auf dem Max-Becker-Areal gleich nebenan.
Auch die Pläne für die Bebauung von „Wid One and Two“ entsprächen diesem Gesamtkonzept. Die jetzt dort stehenden Läden, Fertigungshallen und Bürogebäude sollen weitestgehend abgerissen und durch acht bis zehn größere Blocks ersetzt werden. Diese Blocks sollen mit Gebäudeteilen unterschiedlicher Höhe zwischen einem bis zu sieben Geschossen kleinteilig und abwechslungsreich gestaltet werden. Außerdem sind vier „Hochpunkte“ mit bis zu zwölf Geschossen vorgesehen.
Bedenken zu „Wid One and Two“: Kleinteiligkeit und Begrünung gefordert
Dabei sollen die Sockel der Gebäude den Klinker-Look der architektonischen Umgebung aufgreifen, weiter oben sind Fassaden- und Dachbegrünung sowie Fotovoltaikanlagen geplant. Kraftfahrzeuge werden in Tiefgagen untergebracht, damit „Wid One and Two“ autofrei ist, und für Radfahrer und Fußgänger gibt’s begrünte Wege zwischen den Blocks, die das Projektgelände mit Nachbarquartieren verbinden, etwa dem Max-Becker-Areal. Auch an vier Platz- und Aufenthaltsflächen ist gedacht.
Die Ehrenfelder Bezirksvertreter teilen allerdings die Bedenken einiger Anwohner und des Rahmenplanungsbeirats Braunfeld/Müngersdorf/Ehrenfeld, hier könne im schlimmsten Fall wieder ein in sich geschlossenes, für die Öffentlichkeit uninteressantes Gewerbegebiet entstehen. Sie beantragten, dass in einer künftigen Baugenehmigung die versprochene „Kleinteiligkeit der Baukörper“ oder die Begrünung und Durchwegung des Gebiets „festgesetzt“ werden.
„Zur Belebung des neuen Quartiers, aber auch der gesamten Nachbarschaft sollen in den Erdgeschossen auf etwa fünf Prozent der geplanten Geschossfläche Räume für kleine Events wie Literatur- und Musikveranstaltungen, Theateraufführungen oder Ausstellungen, kleinteilige Läden“ bereitgestellt werden. Dieser Passus wurde wörtlich aus dem BV-Antrag zum „Green Campus“ an der Oskar-Jäger-Straße übernommen, vermutlich wird er im Zusammenhang mit der „Weststadt“ noch häufiger gebraucht. Der Stadtentwicklungsausschuss hat die Wünsche der BV inzwischen übernommen.