Nach Premiere in EhrenfeldKeine Anträge für weitere Muezzinrufe in Köln

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Das Bild zeigt Imam Mustafa Kader, der vor der Moschee zum Freitagsgebet ruft.

Viel Andrang: Imam Mustafa Kader ruft am 14.Oktober erstmals in Köln öffentlich zum Freitagsgebet.

Die Ditib-Zentralmoschee in Ehrenfeld bleibt vorerst die einzige Kölner Moschee, die freitags öffentlich zum Gebet rufen lässt. Die Ditib äußerte sich dazu, ob es seit der bundesweit beachteten Premiere Beschwerden gab.

Zwei Monate nach dem ersten öffentlichen Gebetsruf des Muezzin an der Ehrenfelder Zentralmoschee haben bislang keine weiteren Moscheegemeinden in Köln den Ruf zum Freitagsgebet bei der Stadt beantragt. Das teilte eine Sprecherin der Verwaltung mit.

Rund zehn Gemeinden hatten sich laut Stadt dafür interessiert, den Muezzin freitags für fünf Minuten zwischen 12 und 15 Uhr öffentlich zum Gebet rufen zu lassen – doch letztlich beantragte nur die Türkisch-Islamische Union der Anstalt für Religion (Ditib) als Betreiber der Moschee in Ehrenfeld die Erlaubnis.

Dafür braucht es unter anderem ein Schallgutachten und eine Information der Nachbarn. Die Premiere fand am 14. Oktober unter bundesweitem Medienrummel statt.

Das Bild zeigt Murat Sahinarslan, Direktor des Moschee-Forums, der vor der Moschee steht.

Bislang hat Murat Sahinarslan, Direktor des Moschee-Forums, laut eigener Aussage keine Beschwerden erhalten.

Laut eigener Aussage hat die Ditib seitdem keine Beschwerden erhalten. Der Direktor des Moschee-Forums, Murat Sahinarslan, sagte: „Bis heute haben wir keine einzige E-Mail zum Thema Gebetsruf verzeichnen können oder Anrufe aus der Nachbarschaft erhalten.“

Im Januar will die Ditib die Nachbarschaft zum Austausch einladen. Seit dem ersten Ruf am 14. Oktober hat laut Sahinarslan das Interesse an den Führungen durch die Moschee zugenommen.

Nur bei sehr wenig Verkehr ist der Gebetsruf am Freitag dann auf der Straßenebene zu hören, da die Lautsprecher knapp zwölf Meter über der Straßenebene liegen.“
Murat Sahinarslan, Ditib-Moscheeforum

Der Ruf wird aus dem Inneren über zwei kleine Lautsprecher am Eingang zum Gebetsaal nach außen übertragen, er darf nicht lauter als 60 Dezibel sein, also etwa so laut wie Föhn. Der Eingang zur Moschee an der Ecke Innere Kanalstraße/Venloer Straße liegt auf dem Vorplatz, auf den eine lange Treppe führt.

Sahinarslan sagt: „Nur bei sehr wenig Verkehr ist der Gebetsruf am Freitag dann auf der Straßenebene zu hören, da die Lautsprecher knapp zwölf Meter über der Straßenebene liegen.“ Im Gebetssaal haben rund 1200 Gläubige Platz.

Das Bild zeigt den Eingang zum Gebetssaal der Ditib-Zentralmoschee in Köln sowie zwei Lautsprecher.

So sehen die zwei Lautsprecher aus, die den Muezzinruf nach außen übertragen.

Bei der Premiere am 14. Oktober rief der Muezzin ausnahmsweise per Mikrofon auf dem Vorplatz zum Freitagsgebet, weil so viele Journalisten mit Kameras und Fotoapparat vor Ort waren. Üblicherweise ruft er aus dem Gebetssaal zum Gebet und es wird per Lautsprecher übertragen.

In anderen Städten wie Düren ist das seit Jahrzehnten gelebte Praxis, in Deutschland gilt das Recht auf freie Religionsausübung. Das Pilotprojekt läuft zwei Jahre, danach analysieren Stadt und Ditib, ob es weitergeht.

In Ankara wird heute Applaus geklatscht.“
Fritz Schramma, Alt-OB

Oberbürgermeisterin Henriette Reker (parteilos) hatte das Pilotprojekt für alle Kölner Moscheegemeinden Ende 2021 ermöglicht. Für Kritik sorgte vor allem, dass die Ditib es nun als erstes nutzte. Sie untersteht der Kontrolle und Aufsicht des staatlichen Präsidiums für religiöse Angelegenheiten der Türkei (Diyanet), die wiederum dem türkischen Präsidenten Recep Tayyip Erdogan untersteht.  Unter anderem hatte Alt-OB Fritz Schramma (CDU) gesagt: „In Ankara wird heute Applaus geklatscht.“

Mit Blick auf die vergangenen zwei Monate sagte Ehrenfelds Bürgermeister Volker Spelthahn (Grüne): „In Ehrenfeld ist es eine ganz normale Sache, dass die Kölner Muslime ihre Religionsfreiheit ausleben dürfen.“

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