Für 92 Millionen EuroEuphorie vor Baubeginn der Heliosschule in Köln-Ehrenfeld

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Heliosgelände

Die Rheinlandhalle in Ehrenfeld bekommt eine Schule als Nachbarn. Daher muss für die Warenanlieferung der Geschäfte eine sichere Lösung gefunden werden.

Köln-Ehrenfeld – Die „Bambusinseln“ sorgten für Stirnrunzeln. Grünen-Fraktionsvorsitzende Christiane Martin zeigte sich irritiert von der Pflanzenauswahl für den künftigen Innenhof im Erdgeschoss der Heliosschule. Essbare Obstsorten wären eher nach dem Geschmack der Bezirksvertreterin gewesen. Architekt Norbert Meis begründete die Wahl damit, dass er etwas Immergrünes an dieser Stelle wolle. Zudem werde der Innenhof kaum genügend Licht bieten für einen heimischen Obstbaum.

An der positiven Grundhaltung gegenüber der aus einer Grund- und einer Gesamtschule bestehenden Heliosschule änderte das freilich nichts. Fast alle Politiker wirkten euphorisiert vom Gedanken, dass auf dem Heliosgelände bald der Bau einer Schule beginnen soll. Die „Inklusive Universitätsschule“ wird zwar von vielen als Bildungseinrichtung für das Viertel gesehen, dürfte jedoch dank des pädagogischen Konzepts und als Lehrschule für angehende Lehrerinnen und Lehrer auch über die Stadtteilgrenze hinaus Anklang finden.

Großer Schritt in der Entwicklung der Industriebranche

Es ist nicht irgendein Gebäude, das demnächst an der Ecke Vogelsanger Straße/Ehrenfeldgürtel in die Höhe gezogen wird. Die Heliosschule stellt einen ersten großen Schritt in der Entwicklung der langjährigen Industriebrache dar. Die Bildungseinrichtung für mehr als 1000 Schüler soll zudem ein kulturelles Zentrum für die Bürger sowie Treffpunkt und Kommunikationszentrale des Stadtteils unterhalb des Leuchtturmes sein.

Heliosschule

So soll der Schulbau an der Ecke Vogelsanger Straße/Gürtel aussehen.

Bis auf eine Nein-Stimme von FDP-Piraten-Vertreterin Marlis Pöttgen, die bei ihrer Meinung blieb, dass der zu verkehrsreiche Standort sich nicht für eine Schule eigne, votierten alle Bezirksvertreter mit Ja zum Schulbau. Der Rat soll in seiner heutigen Sitzung endgültig grünes Licht geben. Bevor es auf dem Areal, wo bereits eine tiefe Baugrube ausgehoben ist, losgeht, bedarf es allerdings noch einer Baugenehmigung.

Projekt mit knapp 92 Millionen Euro kalkuliert

Das Verfahren läuft. Michael Gräbener vom Amt für Schulentwicklung, rechnet damit, dass das mit knapp 92 Millionen Euro kalkulierte Projekt bald starten kann. Um mögliche Risiken durch Kostensteigerungen beim Bau auffangen zu können, hat der Ausschuss für Gebäudewirtschaft empfohlen, die Summe zur Absicherung von zehn Prozent auf 25 Prozent der Bausumme heraufzusetzen. Die Ehrenfelder Bezirksvertretung schloss sich dem an.

Die Eröffnung der Schule ist für das Schuljahr 2024/25 vorgesehen. Gräbener wies jedoch darauf hin, dass die Lage am Bau derzeit „entfesselt“ sei. Es herrsche große Nachfrage, entsprechend schwer sei es, „Firmen auf eine Baustelle zu bekommen und sie am Arbeiten zu halten“. Das Innere der Schule hat mit herkömmlichen Schulbauten nicht viel gemein. Statt Fluren, die nach dem Ertönen der Klingel möglichst leergefegt sind, Klassenzimmern und Fachräumen gibt es Lernlandschaften, Kommunikations- und Arbeitszonen.

Bauliche Besonderheiten

„Wir mussten ein völlig neues Brandschutzkonzept vorlegen“, erklärte Michael Gräbener. Den „notwendigen Flur“, wie man den Fluchtweg in Richtung Treppen bezeichnet, sucht man in der Heliosschule vergebens.

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Weitere bauliche Besonderheiten sind die Dachterrasse mit Zonen zum Toben und zum Ausruhen, aber auch für gärtnerische Aktivitäten. Ungewöhnlich wird auch eine acht Meter hohe begrünte Mauer werden. Sie soll das Schulgelände zum Schnellimbiss am Ehrenfeldgürtel abgrenzen. Der Schulhof hat in der Baubeschreibung schon einen Namen: Heliosplatz. Es soll ein offener Freiraum für alle werden.

Weitere Bauvorhaben auf dem Heliosgelände

Zunächst aber ist von einer Umzäunung des Hofs die Rede. Den darüber verwunderten Bezirksvertretern erklärte Michael Gräbener, dass dies notwendig sei, so lange in der unmittelbaren Nachbarschaft der Schule noch gebaut werde. Außer für die Schule gibt es auf dem Heliosgelände ja noch die weiteren Bauvorhaben, die voraussichtlich erst nach Fertigstellung der Schule in Angriff genommen werden. Somit dürfte auf dem Gelände noch für viele Jahre Baustellenverkehr herrschen.

Das Augenmerk der Ehrenfelder Bezirksvertreter galt außerdem dem Lieferverkehr für die Geschäfte in der Rheinlandhalle. Noch immer ist hier keine zufriedenstellende Lösung gefunden. Unbedingt vermeiden möchten die Politiker, dass Lastwagen von der Heliosstraße aus um die Halle herumkurven. Sie würden dabei nämlich den offenen Schulhof passieren. Hier sehen die Politiker eine potenzielle Gefährdung der Kinder.

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