Köln Ehrenfelder Modelabel "Hehlerei"Neue Mode aus alten Klamotten

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Ehrenfeld  – Wenn ein Mode-Projekt einen Titel wie „Textile Delikte“ trägt, mag man als Laie Schlimmes befürchten. Doch völlig unbegründet: Die Kleidung, die ein Wochenende lang in der ehemaligen Fabrikhalle in der Marienstraße zum Verkauf ausgestellt war, ist alles andere als ein modisches Verbrechen, sondern stattdessen farbenfroh, stylish – und nah am Zeitgeist, für den die Nachhaltigkeit von Mode immer wichtiger wird. Denn die Jacken, Kapuzenpullover, Hosen und T-Shirts waren weder neu, noch wurden sie von einem Modedesigner gestaltet.

Gestaltung von "Merchandise"-Artikel

Hinter „Textile Delikte“ steckt die „Hehlerei“, ein Modelabel, das sich auf die Gestaltung von Merchandise-Artikeln von Musikern, Künstlern, sowie auf Work- und Teamwear spezialisiert hat. Der Clou dabei: Für ihre Kollektionen lassen sie keine neuen Klamotten produzieren, sondern verwenden ausschließlich Altkleidung, die ausgebessert, veredelt und umgestaltet wird - „Upcyling“ wird diese Herangehensweise genannt. „Altkleidung ist als Ressource ja praktisch unfassbar“, meint Manuel Krings, der die „Hehlerei“ gemeinsam mit zwei Partnern mitgegründet hat. „Allein in Köln landen pro Jahr 6000 Tonnen Kleidung im Restmüll.“ Bundesweit sind es der Verbraucherzentrale NRW zufolge sogar gut 1,1 Millionen Tonnen Textilmüll pro Jahr. „Deshalb ist es auch unsere Mission, oder Vision, einen neuen Zugang zu Altkleidern zu bieten, den Leuten Mode als Medium zu vermitteln und sie einladen, damit zu experimentieren“, fügt Krings hinzu.

Großes Netzwerk für Kleiderspenden

Als Unternehmen gibt es die Hehlerei seit gut zwei Jahren, doch die drei Gründer arbeiten schon deutlich länger an ihrer Idee. „Wir kommen alle aus unterschiedlichen Bereichen – ich aus dem Visual Design- und Grafikbereich, die anderen beiden aus dem Mode- und Musikbereich – aber wir hatten irgendwie schon immer mit dem Plan geliebäugelt, ein Modelabel zu gründen.“ Zunächst fingen die drei Gründer daraufhin an, mit Siebdruck zu experimentieren. „Und dabei haben wir gemerkt, dass die Mode eigentlich schon da ist. Dann haben wir uns gesagt, lasst uns doch mal schauen, wie weit wir damit kommen, wenn wir nicht neu produzieren, sondern mit dem arbeiten, was schon da ist.“ Inzwischen haben sich die „Hehler“ ein großes Netzwerk an Kleiderspendern aufgebaut. „Auf der einen Seite sehr viele Privatspender – man kann seine Sachen bei uns vorbeibringen und bekommt dafür Vergünstigungen bei unsere Kollektionen. Es gibt inzwischen aber auch viele gewerbliche Spender, Textilveredler zum Beispiel. Beim Bedrucken von Kleidern fallen oft Fehldrucke an, die wissen gar nicht, wohin damit.“

Japanische Typographie und Neonfarben

Anfang des Jahres hatte die Hehlerei nun das Projekt „Textile Delikte“ ins Leben gerufen. „Die Idee dabei ist, Kölner Künstler vor die Challenge zu stellen, einfach mal mit Mode zu experimentieren“, sagt Krings, „Dabei sprechen wir ganz bewusst Leute an, die vorher eben keine Berührungspunkte mit diesem Bereich hatten.“ So wie „Steffen“, der für die erste „Textile Delikte“-Kollektion verantwortlich zeichnet. Er ist Street Artist und arbeitet vor allem mit von Pop Art inspirierten Collagen. „Ich lasse mich viel von japanischer Typographie inspirieren, auch von der Ästhetik der 80er Jahre, arbeite viel mit Neonfarben“, sagt er. Im ersten Schritt der Zusammenarbeit stellte die Hehlerei „Steffen“ nun eine Truhe mit Kleidung zur Verfügung.

„Die Kunstschaffen sind dann vollkommen frei und können entscheiden, was sie draus machen wollen. Mit ihren Skizzen und Entwürfen kommen sie dann wieder zu uns und wir sorgen für die Umsetzung“, sagt Krings. Etwas, das Steffen offensichtlich leicht von der Hand ging, denn „ich habe mir mein Sketchbook genommen und hatte das Konzept in gut zwei, drei Stunden umrissen.“

Gerne auch mal einen Comedian als Modeschöpfer 

Die neonlastige Handschrift des Künstlers war denn auch der ersten Kollektion der „Textilen Delikte“ anzusehen. Die letzte soll es nicht bleiben. „Wir würden gerne eine Serie daraus machen und in Abständen von vielleicht sechs Wochen weitere Kollektionen von anderen Künstlern herausbringen.

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Zum einen, um den Leuten zu zeigen, was man Cooles aus Secondhand-Klamotten machen kann und zum anderen, um den Künstlern Mode als Medium nahe zu bringen.“ Dabei will Manuel Krings weiterhin Künstler möglichst fern der Fashion Branche ansprechen. „Super fände ich es zum Beispiel, wenn wir einen Comedian dafür gewinnen könnten“, sagt er. https://www.hehlerei.eu

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