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Wut und EmpörungBeliebter Kölner Schulpfarrer muss gehen

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Pfarrer Peters

Schulseelsorger Dirk Peters

Köln – Die Wellen im Ursulinengymnasium schlagen hoch. Eltern und Schülerinnen und Schüler sind wütend und traurig: Der in der Schulgemeinschaft hoch geschätzte und beliebte Schulseelsorger Dirk Peters soll noch in diesem Jahr seine Arbeit aufgeben. Das hat das Erzbistum angeordnet. Es sei der „ausdrückliche Wunsch von Pfarrer Peters gewesen, an unserer Schule zu bleiben“, schreiben die beiden Leiterinnen der in der Ursulinenschule vereinten Schulformen Gymnasium und Realschule in einem Brief an alle Eltern. Die Entscheidung sei für die Schule „sehr schmerzhaft“. Der Seelsorger, der über 15 Jahre die Schule geprägt habe, hinterlasse eine „Lücke, die wir nicht füllen können“. Über den Brief hinaus will sich Schulleiterin Monika Burbaum aber nicht öffentlich äußern.

Priorität Gemeindeseelsorge

Wie es heißt, wurde der Schritt von Seiten des Erzbistums mit dem Priestermangel und den sich daraus ergebenden Umstrukturierungen begründet. Die Bistumsleitung zieht im Erzbistum Priester aus der Schul- und Krankenhausseelsorge ab, um sie in den Gemeinden als Priester einzusetzen, wo inzwischen die wenigen Priester immer mehr Gemeinden parallel betreuen müssen. Der künftige Fokus soll eher auf der Seelsorge in den Gemeinden liegen.

In der Schulgemeinde will man das nicht einfach so glauben. Viele sehen die Abberufung in einem Zusammenhang damit, dass sich der beliebte Geistliche regelmäßig für eine progressive Kirche positioniert hat.

Peters will Veränderung der Kirche

Peters hatte zum Beispiel die Regenbogenfahne an der Schule rausgehängt und sich auch öffentlich mit der „#OutinChurch“-Bewegung solidarisiert. Eine „macht-, amts- und dogmenfixierte Kirche“ sei „tot“ hatte er beispielweise im vergangenen Jahr bei einer Demonstration vor dem Bischofshaus gesagt und dazu aufgerufen, zu kämpfen für eine „systemische Veränderung“ der Kirche, eine Teilung und Kontrolle der Macht, einen wertschätzenden Umgang mit „allen Formen des Liebens" und den Zugang von Frauen „zu allen Weihe- und Dienstämtern“.

Hier „muss einfach ein direkter Zusammenhang gesehen werden, obwohl Kardinal Woelki das natürlich niemals eingestehen würde“, schrieb eine Lehrerin der Ursulinenschule an diese Zeitung. Sie habe einfach genug „von den mittelalterlichen und menschenverachtenden Methoden des Erzbistums.“ Aus Angst vor Konsequenzen durch das Erzbistum will sie anonym bleiben. Und eine Mutter zog die Parallele zu dem Fall des Katholischen Hochschulpfarrers Klaus Thranberend, der nach einem Konflikt um ein kritisches Positionspapier die KHG verlassen hatte.

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Diese Deutung weist das Erzbistum auf Anfrage entschieden zurück. Ein Zusammenhang „zwischen der kritischen Haltung des Priesters und einem längst anstehenden neuen Einsatz" sei nicht gegeben. Vielmehr entspreche es dem üblichen Verfahren, dass in der Seelsorge nach 10 bis 15 Jahren ein Wechsel des Einsatzgebietes erfolge, damit Seelsorger die Möglichkeit hätten, ihre Fähigkeiten auch an unterschiedlichen Orten einzubringen. Ein Wechsel sei schon seit mehreren Jahren im Gespräch. 

„Wir schneiden den Zukunftsast ab“

Auch Pfarrer Peters will solche Spekulationen aus der Schulgemeinde ausdrücklich nicht kommentieren. Er lässt aber durchblicken, dass ihn, der sich als „Freund der Jugend“ bezeichnet, schmerzt, dass er diese Arbeit aufgeben muss. Ansprechpartner für Schülerinnen und Schüler in Lebenskrisen zu sein und junge Menschen für Gott zu begeistern, habe er als sehr erfüllend erlebt. Er betont jedoch, dass er versöhnt und mit großer Dankbarkeit für die wertvollen 15 Jahre als Schulseelsorger gehe.

In einem Gespräch mit Kardinal Rainer Woelki hatte er zuvor erfolglos dargelegt, warum er die Entscheidung, die Schulseelsorger aus den Schulen des Erzbistums abzuziehen, falsch findet. Die Schulseelsorge sei ein absolut zukunftsträchtiges Arbeitsfeld. „An keinem anderen Ort kann man junge Menschen als Kirche so kontinuierlich und intensiv über Jahre und eingebunden in den Schulalltag begleiten.“ Für immer mehr Kinder und Jugendliche ist, so lässt sich nüchtern hinzufügen, ist inzwischen die Schule der einzige Ort, an dem überhaupt noch ein Kontakt zu Religion und Kirche geknüpft wird. „Wir schneiden uns also den Zukunftsast selbst ab“, formuliert er. Von Seiten des Erzbistums sei jedenfalls nicht geplant, einen neuen Schulseelsorger einzusetzen, teilte die Schule mit.

Zukünftige Stelle ist unklar

Wie es nach dem Ausscheiden als Schulseelsorger für Peters weitergehen wird, ist noch unklar. Die Gespräche über eine zukünftige Tätigkeit laufen noch. Der Kardinal hat ihm angeboten, ihn auf Wunsch freizustellen. Das heißt, er könnte auf eigenen Wunsch in einem anderen Bistum als Priester arbeiten. Ob er das Erzbistum verlässt, weiß Peters allerdings noch nicht. Es gebe auch durchaus reizvolle Stellen im Erzbistum, die er sich vorstellen könne.

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