Hennes VIII. im Kölner ZooFC-Maskottchen, gehörnter Ehemann, liebevoller Stiefvater

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Der Geißbock ist nicht nur im Kölner Zoo ein Star.

  • FC-Maskottchen Hennes VIII. hat schon viel erlebt: Europaleague, Abstieg und nun den Wiederaufstieg.
  • Doch nicht nur im Stadion, auch im Kölner Zoo ist er ein bewunderter Star. Hier, zwischen FC-Devotionalien und seiner untreuen Frau Anneliese, erholt er sich von den Strapazen seiner Auftritte bei den Heimspielen.
  • „Er ist ständig am Fressen”, sagt sein Pfleger über ihn. Eine kleine Charakterstudie des Geißbock-Stars – und eine Ahnengalerie der FC-Böcke vor ihm.

Köln – Wäre man eine Afrikanische Zwergziege, man wollte sein wie Hennes, dann wäre man berühmt. Hätte Wikipedia-Eintrag und Facebook-Kanal und wäre viel auf Reisen. Man würde respektiert von den Artgenossen und von den Fans verehrt. Hätte bei jedem Heimspiel seines liebsten Fußballvereins den besten Platz. Im Leben eines Ziegenbocks gäbe es wohl nichts Größeres.

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Der berühmteste Zwergzieckenbock Deutschlands – mindestens.

Acht Geißböcke waren bisher Hennes, Heiligtum des 1. FC Köln und – neben dem Adler Attila von Eintracht Frankfurt – einziges lebendes Wappentier im deutschen Fußball. Der aktuelle Amtsträger ist 2014 auf den Clemenshof im Kölner Zoo gezogen. Dort „ist er ständig am Fressen“, sagt Reviertierpfleger Jens Krause. 

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Zurzeit stehe die Umstellung von trockenem Heufutter der Wintermonate auf nährstoffreicheres Gras und Laub im Sommer an, sagt Krause. „Aber Stück für Stück, sonst verkraftet der Magen das nicht.“ Und wenn Hennes mal nicht fresse, dann sei er „am Wiederkäuen“, sagt Krause, also irgendwie doch am Fressen. Das liege ihm in den Genen. Seine Urahnen in Westafrika hätten nur dürre Gräser vorgefunden und viel davon fressen müssen, um über den Tag zu kommen. Hennes kann seine Herkunft eben nicht verleugnen.

Dabei hatte er genug Zeit, sich an die westeuropäischen Bedingungen zu gewöhnen, wurde er doch in Bergisch Gladbach geboren, am 10. März 2007. Hennes war gerade mal ein Jahr alt, als er sich bei einer Online-Umfrage in der Sommerpause 2008 gegen vier Konkurrenten durchsetzte und zum ersten demokratisch gewählten Amtsträger wurde – denn sämtliche Vorgänger wurden vom Klub ernannt. Seither wird er zu jedem Heimspiel ins Stadion gefahren. Sein Pflichtspieldebüt gab er am 24. August 2008 gegen Eintracht Frankfurt. Das Spiel endete 1:1. Nach elf Jahren im Amt ist der jetzige nach 2014 sein zweiter Aufstieg.

An die großen Momente der Vereinsgeschichte erinnern Wimpel und Fotos im „kleinen Geißbockheim“, Hennes’ Wohnzimmer im Zoo. Im Gehege, das er sich mit Klaus, der Moorschnucke und ein paar Bergischen Schlotterkämmen – schwarzen Haushühnern – teilt, kann er sich mit einer per Kontakt ausgelösten elektrischen Bürste pflegen. Abends, wenn der Tierpark geschlossen wird, lässt ihn Krause auch mal rüber zu den Frauen und Kindern im Nachbargehege. Das anstrengende Rumgehüpfe der Kitze erträgt der kastrierte Bock – im Fachjargon „Mönch“ – jedoch nur ein paar Stunden. „Deshalb ist er froh, wenn er wieder zu Hause ist. Dort hat er seine dann Ruhe“, sagt Krause.

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Der Bock inmitten von FC-Devotionalien in seinem Zuhause

Eine Frau gibt es auch im Leben von Hennes VIII., Anneliese, seine große Liebe. Vor einem Jahr ließ sich Anneliese von Ziegenbock Thor besteigen, während Hennes im Stadion Dienst schob – ein vom Zoo kalkulierter Paarungsakt. Doch Hennes wich nicht von Annelieses Seite, zog die kleinen Zwillinge groß. „Er war ein liebevoller Stiefvater“, sagt Krause. Schon Annelieses inzwischen verstorbene Vorgängerin (auch Anneliese) bekam Jungtiere von anderen Böcken, und auch die hat Hennes akzeptiert. Wahrscheinlich ahnte er, dass er dem starken Thor vom Gehege nebenan körperlich unterlegen ist.

Dennoch hat der „verkappte Draufgänger“, wie ihn Krause nennt, ganz schön Energie. Ende März 2014 ging die einmal mit ihm durch, als Hennes in der Halbzeitpause des Heimspiels gegen den VfR Aalen vom Spielfeldrand ausbüxte und quer über den Rasen lief. Ein anderes Mal, im März 2015, ging mit Stürmer Anthony Ujah die Energie durch, packte Hennes im Jubelrausch an den Hörnern – und entschuldigte sich später.

All diese Eskapaden kosten viel Kraft. Hennes VIII. ist zwar im besten Geißbock-Alter – Tiere seiner Art haben eine Lebenserwartung von 15 bis 18 Jahren – aber trotzdem tut die Sommerpause zur Regeneration nun ganz gut. Alle sieben Vorgänger sind im Amt gestorben. Um die Amtsdauer Hennes I. zu erreichen, müsste der VIII. noch fünf Jahre am Leben bleiben.

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