Fliegende IntensivstationKölner Pilot brachte im Ausland Erkrankte in die Heimat

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Michael Büscher beim Gespräch

Michael Büscher beim Gespräch

  • Michael Büscher ist Pilot. Als solcher fliegt er Prominente um die Welt.
  • Zuvor flog er Menschen zurück nach Deutschland, die während eines Auslandaufenthalts schwer erkrankt sind.
  • Was er dabei erlebt hat und wie viel so ein Privat-Flug kostet, hat er unserer Autorin bei einem Kaffee erzählt.

KÖln – Mein heutiger Gesprächspartner gehört zu den Menschen, die man sich aufgrund ihres Berufes fast automatisch in Uniform vorstellt. Michael Büscher ist Pilot, hat jedoch nie im Cockpit eines klassischen Passagier-Jets oder Frachtfliegers gesessen, sondern befördert prominente Persönlichkeiten. „Celebrities aus dem Showbiz?“, frage ich und sehe vor meinem geistigen Auge bereits Barbara Streisand mit ihren Hündchen Miss Violet und Miss Scarlett auf dem Schoß auf einem Fensterplatz sitzen.

Pilot für Rot-Kreuz-Flugzeuge

Büscher lächelt und erklärt, dass er überwiegend Persönlichkeiten aus der Wirtschaft fliege. Mehr dürfe er auch gar nicht verraten. Bevor er in den Dienst eines Privatflugzeug-Anbieters trat, war der 53-Jährige viele Jahre im Rettungsbereich tätig. „Hubschrauber?“ – „Nein, Rot-Kreuz-Flugzeuge.“ Hubschrauber seien ja nur für die sogenannte Primärrettung in der Luft, fügt der gebürtige Bielefelder hinzu. Er hingegen habe Menschen nach Deutschland zurückgeflogen, die während eines Auslandaufenthalts erkrankt oder verunfallt seien; ähnlich, wie es auch der ADAC tue.

„Kann der Patient selber bestimmen, wo er behandelt werden möchte?, frage ich. „Das ist meistens eine finanzielle Frage.“ Wenn die Behandlung im Ausland sehr teuer sei, dränge die Krankenkasse auf einen Transport, weil sich die circa 100000 Euro Kosten für den Flug schnell amortisierten.

Flieger wie Intensivstation

„Hun-dert-tau-send?“, wiederhole ich. Büscher nickt und erklärt, dass ich mir die Flieger für die Urlaubsrettung wie Intensiv-Zimmer im Krankenhaus vorstellen müsse – mit Arzt und Sanitäter an Bord. Derartige Flüge würden im Übrigen viel öfter durchgeführt, als man glaube, vor allem in der Urlaubszeit. „Ich schätze, in Köln sind das täglich zehn“, betont der Mann, der schon als Kind Pilot werden wollte.

„Könnte man notfalls auch in de Luft operieren?“ – „Nein.“ Bei akuter Lebensgefahr würde man einen Patienten erst gar nicht transportieren, erklärt mein Gegenüber und sagt in dem Zusammenhang auch, dass unsere Vorstellungen von Kliniken im Ausland oft nicht mit der Realität übereinstimmten. „Es ist schon lange nicht mehr so, dass wir uns hier für die Erste Welt halten sollten.“ Woanders sei es vielleicht politisch heikel, aber medizinisch top.

Erlebnis in Libyen

„Was war für Sie das Einprägsamste, was Sie bei der Urlaubsrettung erlebt haben?“ – Das sei noch vor den kriegerischen Auseinandersetzungen in Libyen gewesen. „Ich hatte eine Pilotin dabei, aber die durfte nach der Landung in Tripolis nichts machen.“ Sie habe dem Auftanker nicht mal sagen dürfen, wie viel Treibstoff sie benötigten. „Sie war einfach nicht existent, weil sie Frau war. Ich kannte das bis dahin nicht, dass man jemanden so offensichtlich seines Geschlechtes wegen ignoriert. Und ich befürchte, es ist heute auch nicht besser geworden.“

„Menschen in Notlage helfen zu können, ist sicher unglaublich befriedigend“, unterstelle ich. „Ja, aber auch unglaublich anstrengend und familienfeindlich, weil man immer auf Abruf sitzt“, sagt Büscher und denkt dabei an die Vor-Handy-Zeiten, als man sich noch mit dem Piepser auf dem Nachttisch schlafen legte. Außerdem gehe es einem natürlich selber nahe, wenn man einen Patienten mal nicht heil nach Hause bringen könne.

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Zurück zum Transport von Prominenten. „Könnte auch ich Sie buchen?“, frage ich. – „Klar!“ „Und wie tief müsste ich in die Tasche greifen, damit Sie mich und meinen nicht mehr so ganz Schoßhund-formatigen Vierbeiner befördern? – „Wo möchten Sie denn hin?“ – „An den Comer See“, sage ich einfach mal. Büscher rechnet. „Circa 15000 Euro.“ – „Ups!“– „Aber dafür könnten außer Ihrem Hund acht weitere Personen mitkommen.“

Unsere Serie Zwei Kaffee, bitte! Wie reagieren Menschen – was erzählen sie, wenn man ihnen auf der Straße begegnet und sie zum Kaffee einlädt?

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