Gülperi Capars beruflicher Aufstieg ist bemerkenswert. Mit 17 kam sie aus dem türkischen Ort Ovacik nach Deutschland. Sie begann als Näherin, arbeitete später als fest angestellte Reinigungskraft - und heute ist sie Geschäftsführerin des Restaurants Lily am Alter Markt. Am 25. März feiert sie Jubiläum, blickt dann auf eine 30-jährige Laufbahn als Restaurantleiterin - allerdings in zwei verschiedenen Lokalen - zurück. Capar erzählt von ihrer Hartnäckigkeit, der Offenheit der Kölner und verlockenden Schnitzeln.
-> Wie kam das Kind zu seinem Namen? Vor der Eröffnung hatten wir schon alles fertig, aber noch keinen Namen. Ich fragte den Innenarchitekten um Rat. Er meinte, er habe gelesen, dass hier zur Zeit der Römer in Köln eine Frau ihre Lilien verkauft habe. Seitdem sei das Gebäude nach diesen Lilien benannt. Deswegen kam es zu Lily. Wenn man von außen darauf schaut, sieht man an der Fassade im fünften Stock die Statue einer Lilienverkäuferin. -> Wie sah Ihr Werdegang vor der Eröffnung des Restaurants aus? 1979 bin ich aus der Türkei nach Köln gekommen. Dann habe ich in vielen verschiedenen Firmen gearbeitet, aber nie lange. Ich war Näherin, Metzgerin, habe in der Schokoladenfabrik und in der Gastronomie als Kartoffelschälerin gearbeitet. Nach der Geburt meines ersten Sohnes wollte ich ein festes Arbeitsverhältnis eingehen und habe mich bei der Stadt Köln als Reinigungskraft beworben. Immer wieder wurde ich abgelehnt, bis ich gesagt habe: "Ich komme so oft wieder, bis Sie mich nehmen." Dann bekam ich einen Job. Am 16. März 1988 eröffnete meine Familie das Restaurant Heval in der Krefelder Straße. Ich kündigte den Job bei der Stadt und half im Lokal. Schweren Herzens habe ich es 2015 abgegeben, und seitdem betreibe ich das Lily am Alter Markt. -> Was kommt bei Ihnen auf den Teller? Auf der Speisekarte stehen unter anderem anatolische Spezialitäten des Hauses, Vorspeisen aus der Ägäis und Mediterranes vom Grill.
-> Welche Gäste kommen her? Wegen der Lage kommen viele Touristen und Messe-Gäste. Aber ich habe auch Stammgäste. Die sind kurdisch, türkisch, armenisch, alevitisch, aber auch deutsch. Das Publikum hier hat ein sehr gemischtes Profil. -> Was gefällt Ihnen besonders an der Altstadt? Die schönen Häuser, die Museen und die Nähe zum Rathaus. Wenn im Standesamt geheiratet wird, kommen die Menschen her, um ihre Hochzeit zu feiern. Die kölsche Kultur finde ich auch gut. Kölner sind offen, und es gibt hier so viele Leute aus verschiedenen Ländern. Es ist eine Multi-Kulti-Stadt. Ich fühle mich zu Hause. -> Worauf sind Sie stolz? Ich bin stolz darauf, dass ich das alles hier auf die Beine gestellt habe. Es war nicht leicht, solange das Restaurant noch nicht bekannt war. Ein halbes Jahr nach der Eröffnung habe ich gesehen, dass die Altstadt voll ist, aber meine Terrasse leer. Erst nachdem ich die Speisekarte mehrmals geändert hatte, kamen mehr Gäste. Manche kommen jetzt erstmal wegen der Schnitzel hierhin, die wir inzwischen anbieten, entscheiden sich dann aber um und bestellen statt deutscher Hausmannskost mediterrane Speisen - und lieben es. Ich freue mich, dass ich mit meinem Angebot von den Kölnern angenommen wurde. -> Was ist hier so besonders? In mein Restaurant kommen Menschen mit sehr gegensätzlichen Meinungen, gerade zur politischen Lage in der Türkei. Über das gemeinsame Essen und Feiern kommen sie sich näher. Wichtig ist, dass sich alle wohlfühlen. Das türkische Konsulat sollte mir einen Friedenspreis verleihen (lacht).
Möchten Sie eine Gaststätte, eine Kneipe oder einen Club für die Serie vorschlagen? Schicken Sie der Redaktion eine E-Mail. ksta-stadtteile@dumont.de
Die Öffnungszeiten
Das Restaurant Lily befindet sich seit 2015 am Alter Markt 45. Für 10,50 Euro bekommt man eine Portion Içli Köfte (Grießbällchen mit Hackfleischfüllung) und für 4 Euro ein Glas Raki (türkischer Anisée). Geöffnet ist von Sonntag bis Donnerstag von 11 bis 0 Uhr, freitags und samstags von 11 bis 3 Uhr. Reservierungen können online auf der Webseite oder über die Telefonnummer 0221/299 48 966 gemacht werden. (amo) www.restaurant-lyly.de
