Gegen AntisemitismusKölnische Gesellschaft startet „Spendenverdoppelungsaktion“

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Marcus Meier (l.) und Jürgen Wilhelm

Köln – Die Kölnische Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit möchte mit Hilfe einer „Spendenverdoppelungsaktion“ ihre Arbeit gegen Antisemitismus und Rassismus fortsetzen und ausbauen. Spenden, die zwischen dem 15. November 2019 und 15. Februar 2020 eingehen, werden von der Bethe-Stiftung verdoppelt. Von dem Geld würden Personal- und Sachkosten des seit 2013 laufenden Projekts „Rote Karte – gegen Diskriminierung, Rassismus und Antisemitismus“ getragen, so Jürgen Wilhelm, Vorsitzender der Christlich-Jüdischen Gesellschaft, die sich seit mehr als 60 Jahren für ein demokratisches Miteinander und den interreligiösen Dialog einsetzt.

„Wir können von einer gesellschaftspolitischen Katastrophe reden“, sagte Jürgen Wilhelm angesichts der jüngsten antisemitischen Vorfälle etwa in Halle, wo am 9. Oktober ein rechtsextremer Attentäter auf die Synagoge schoss und nur eine Tür vielen Menschen in der Synagoge das Leben rettete: „Stellen Sie sich vor, in Halle hätte die Tür nachgegeben.“ Der Antisemitismus sei mittlerweile auch in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Weil es in diesem Zusammenhang immer wieder zu staatlichem Versagen komme, seien im Zuge des Projekts „Rote Karte“ auch Fortbildungsangebote für Mitarbeiter von Verwaltungen und Justiz geplant. Bei Fußballspielen etwa seien tausende Polizisten im Einsatz, die Synagoge in Halle sei jedoch am Tag des Anschlags nicht geschützt worden, so Wilhelm: „Viele Entscheidungen bleiben leider sehr verwunderlich.“

Konzert an Groß Sankt Martin

Aber auch in Köln komme es zu antisemitischen Vorfällen, so die Gesellschaft. Yechiel Brukner, Rabbiner der Kölner Synagogen-Gemeinde, meide mittlerweile wegen zahlreicher antisemitischer Anfeindungen den öffentlichen Nahverkehr. Generell gelange jedoch nur ein kleiner Teil der antisemitischen Vorfälle überhaupt an die Öffentlichkeit.

„Rote Karte“ wendet sich an Jugendliche und junge Erwachsene, mit Fortbildungen und einem Buch zu Methoden und Übungen aber auch an Lehrer. Denn an manchen Schulen werde der Antisemitismus gar nicht thematisiert. Zudem wurde eine Wanderausstellung konzipiert. Die „Spendenverdoppelungsaktion“ findet nun zum dritten Mal statt. Auf mehreren Veranstaltungen will die Christlich-Jüdische Gesellschaft darauf aufmerksam machen, Auftakt soll ein Konzert am 16. November an Groß Sankt Martin zur Erinnerung an den Novemberpogrom sein.

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