Gift im BananenbreiKölnerin soll ihren Bruder heimtückisch ermordet haben

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Die Angeklagte soll ihren Bruder durch Gift im Bananenbrei getötet haben.

Köln – Wegen heimtückischen Mordes muss sich eine 63-jährige Kölnerin ab der kommenden Woche vor dem Landgericht verantworten. Der Angeklagten wird vorgeworfen, ihren 64-jährigen behinderten Bruder vergiftet zu haben. Bis zuletzt hatten die beiden in unterschiedlichen Wohnungen zusammen in einem Mehrfamilienhaus in Lindenthal gewohnt. Über Jahre hatte die Schwester das Opfer betreut, bis es offenbar zu Unstimmigkeiten innerhalb der Familie bezüglich der Pflegesituation kam.

Köln: Tödlicher Mix aus Medikamenten im Brei

Zwischen dem 19. und 21. September vergangenen Jahres – der genaue mutmaßliche Tatzeitpunkt ist laut Ermittlungsakte nicht bekannt – soll die Angeklagte ihrem Bruder einen mit mehreren Medikamenten angereicherten Bananenbrei zu Essen gegeben haben. Im Brei soll sich nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ vor allem das Schmerzmittel Oxycodon, aber auch das Antidepressivum Venlafaxin und ein Beruhigungsmittel mit Diphenhydramin befunden haben.

Durch die „Mischintoxikation“ sei der behinderte Mann schließlich bewusstlos geworden, letztlich habe laut Anklage das Einatmen von Speiseresten zum Tode geführt. Weitere Angehörige hatten den toten Mann bei Betreten seiner Wohnung entdeckt und den Notruf getätigt. Laut Anklage der Staatsanwaltschaft wollte sich die 63-jährige Schwester nach der ihr vorgeworfenen Tat ebenfalls töten, was ihr aber nicht gelang. Rettungskräfte versorgten die Verletzungen der Frau.

Kölnerin durch professionellen Betreuer ersetzt

Bereits im Alter von 19 Jahren hatte der Bruder laut Erkenntnissen der Ermittler durch einen Motoradunfall eine schwere Gesundheitsschädigung erlitten, die sich bei einem späteren Fahrradunfall noch einmal verschlimmert hatte. Der Mann litt an einer halbseitigen Lähmung und an einer Spastik, besonders ein Bein wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen. Auch soll der Mann unter epileptischen Anfällen gelitten haben und unter einer allgemeinen Verlangsamung.

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Nachdem die Angeklagte lange als offizielle Betreuerin ihres Bruders fungiert hatte, wurde sie zuletzt durch einen Berufsbetreuer ersetzt. Offenbar auf Betreiben weiterer Familienangehöriger, die der Meinung gewesen sein sollen, die Lindenthalerin sei überfordert gewesen. Über die zukünftige Wohnsituation des Bruders soll letztlich ein erbitterter Streit entstanden sein.

Anklage: Mordentschluss wegen Umzugsplänen

Der Berufsbetreuer soll einen Umzug des Mannes in eine Pflegeeinrichtung präferiert haben, wogegen sich die Schwester gewehrt haben soll. Als die Angeklagte in Urlaub fahren wollte, wurden die Umzugspläne konkreter, der Mann sollte zunächst in einer Einrichtung für Kurzzeitpflege untergebracht werden. Als die 63-Jährige davon erfahren habe, soll sie laut Staatsanwaltschaft den Entschluss gefasst haben, ihren Bruder zu töten, wohl im Rahmen eines erweiterten Suizids.

Die Familientragödie soll ab Montag vor der 11. Großen Strafkammer des Kölner Landgerichts unter Vorsitz von Richterin Sabine Kretzschmar aufgearbeitet werden. Ab 9.15 Uhr muss sich die Angeklagte in Saal 10 des Justizgebäudes verantworten, es sind sieben Verhandlungstage angesetzt. Der Frau droht wegen Mordes eine lebenslange Gefängnisstrafe. Ihre Verteidigerin Ulrike Tasic wollte sich im Vorfeld auf Anfrage dieser Zeitung nicht zu dem Sachverhalt äußern.

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