Köln – Wer am Sonntag mit der ersten Bahn fahren will, die die neue U-Bahn-Station Rathaus verlässt, der muss früh aufstehen: Um 5.16 Uhr wird sich ein Zug der Linie 5 Richtung Dom/Hauptbahnhof und weiter nach Ossendorf in Bewegung setzen. Dann geht die erste wirklich neue Haltestelle der Nord-Süd-Stadtbahn in Betrieb, und darauf ist KVB-Chef Jürgen Fenske „stolz wie Bolle“, wie er bei der offiziellen Eröffnungsfeier am Freitag versicherte.
Von Sonntag an wird die Linie 5 nicht mehr zum Reichenspergerplatz rollen, sondern vom Dom/Hauptbahnhof zur neuen Station abbiegen, an der die KVB acht Jahre lang gebaut und in die sie rund 47 Millionen Euro investiert hat. Wer aus Richtung Butz-weilerhof zum Reichenspergerplatz fahren will, muss künftig also am Dom in die Linie 16 oder 18 umsteigen. Die Züge fahren die 525 Meter lange Strecke zwischen Dom/Hauptbahnhof und Rathaus nur in einer Tunnelröhre, eine kleine Schleife macht es allerdings möglich, dass zwei Bahnen aneinander vorbeifahren können.
Neben der Eröffnung der Haltestelle Rathaus gibt es zum Fahrplanwechsel am Sonntag weitere Änderungen im KVB-Betrieb.Die Buslinie 150 wird über die bisherige Endhaltestelle Bahnhof Deutz/Messe hinaus bis zur Heinrich-Bützler-Straße verlängert – damit wird auch das Odysseum (Haltestelle Corintostraße) an die Linie angebunden. Der Nachtverkehr wird auf den Stadtbahnlinien 1, 7, 15 und 18 weiter verstärkt. So fährt beispielsweise die Linie 1 zwischen Junkersdorf und Brück nach etwa 23 Uhr generell im 15-Minuten-Takt.Die Haltestelle Deutz Kalker Bad (Linien 1, 9, 153) heißt künftig Deutz Fachhochschule.Auf den Linien 3, 4, 5, 7, 15, 16 und 18 ändern sich die Abfahrzeiten geringfügig.
Da die Bahnen durch die westliche Tunnelröhre und damit nicht unter der Philharmonie herrollen, stellt sich laut KVB derzeit nicht das Problem, ob und wenn ja wie sich der Bahnlärm im Konzertsaal bemerkbar macht. Die Ergebnisse der in diesem Jahr durchgeführten Lärmtests aus der anderen Röhre sollen Anfang 2013 vorliegen.
Der Entwurf für das neue Bauwerk stammt vom Büro Joachim Schürmann und Partner, die Ausführungsplanung von der Obermeyer Planen + Beraten GmbH. Nachtblau, Silbergrau und Rot sind die dominierenden Farben in der modernen Station: auf dem – nicht übermäßig breiten – Bahnsteig und in der Zwischenebene, bei deren Anblick Fenske sich an „Raumschiff Orion“ erinnert fühlte. An der Außenwand der Röhre sind noch die Strukturen der „Tübbinge“ zu erkennen, der Betonelemente, aus denen die Tunnelröhre zusammensetzt wurde. Die Wand schmückt zudem ein 25 Meter langes Kunstwerk aus Aluminiumtafeln des Wiener Künstlers Heimo Zobernig.
5000 Fahrgäste täglich
Die KVB rechnet im ersten Jahr mit rund 5000 Fahrgästen täglich. Wenn im Dezember 2013 die Linie 5 wie geplant weitere 370 Meter bis zum Heumarkt fahren wird und die Kunden dort in die Linien 1,7 und 9 umsteigen können, sollen es rund 15 000 sein.
Oberbürgermeister Jürgen Roters zeigte sich erfreut, dass „eine weitere Etappe“ beim Bau der Nord-Süd-Stadtbahn geschafft sei – und dass er künftig vom Baulärm unterhalb des Rathauses verschont bleibt. „Das war manchmal schwer auszuhalten“, so Roters.
Über zwei Eingänge auf dem Alter Markt erreichen die Fahrgäste die neue Station: Einer der beiden – in den auch ein Aufzug integriert ist – befindet sich in einem holzverkleideten Häuschen, das in den letzten Wochen für Diskussionen gesorgt hatte: Kritiker fühlten sich an eine Weihnachtsmarkt-Bude oder eine finnische Sauna erinnert.
Die Konstruktion ist ein Provisorium, das allerdings wohl einige Jahre Bestand haben wird. So lange nämlich, bis ein Investor gefunden ist, der an dieser Stelle ein neues Gebäude errichtet. Dort soll der Aufzug dann integriert werden und die KVB-Kunden letztlich bis auf den Rathausvorplatz bringen.
Die komplette Strecke der Nord-Süd-Stadtbahn wird nach derzeitigem Stand frühestens 2019 in Betrieb genommen.