„Wünsche mir mehr Transparenz“Kölner Kinderklinik-Chef über Impfungen für Kleinkinder

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Nach einiger Zeit lässt die Wirksamkeit der Corona-Impfstoffe nach.

Herr Prof. Dötsch, Biontech und Pfizer beurteilen ihren Impfstoff für Fünf- bis Elfjährige als „wirksam und sicher“. Stimmen Sie zu?

Bislang liegen nur konkrete Daten zur Antikörper-Produktion vor. Daraus können wir schließen: Jüngere Kinder produzieren mit einem Drittel der Dosierung so viele Antikörper wie junge Erwachsene mit einer vollen Dosierung. Das ist erfreulich. Wie gut der Schutz vor einer Infektion ist, das ist bei etwas mehr als 2000 Probanden noch unklar. Auch zur Sicherheit liegen nicht viele Informationen vor – hier bräuchte es für eine Zulassung zusätzliche Daten. Bei den Behörden werden die Unternehmen sicherlich auch mehr Daten hierzu vorlegen.

Wenn die Zulassung nun kommen sollte, erhalten Elfjährige ein Drittel der Dosierung für Zwölfjährige. Ist das nicht absurd?

Ja, so wirkt es auf den ersten Blick. Es ist natürlich denkbar, dass ein Drittel für Elfjährige eher knapp reicht, für Fünfjährige aber auch weniger ausreichen würde. Mehr Differenzierung würde helfen, um hier Klarheit zu bekommen. Auch fehlen bisher Informationen dazu, ob eine höhere Dosierung überhaupt mit einem erhöhten Risiko für unerwünschte Nebenwirkungen einhergeht. Diese Dinge bleiben abzuwarten.

Eine „solide Grundlage“ für die Zulassung – wie es Pfizer behauptet – stellen die Daten aus Ihrer Sicht also nicht dar?

Ich gehe stark davon aus, dass den Unternehmen mehr Daten vorliegen, auf deren Basis diese Beurteilung erfolgt ist. Valide ist das jedoch erst, wenn unabhängige Gremien – wie etwa die EMA (Europäische Arzneimittelbehörde, Anm. d. Red.) – eine Bewertung abgeben.

Würden Sie sich zum jetzigen Zeitpunkt mehr Transparenz wünschen?

Als Wissenschaftler wünscht man sich immer, alle Daten sehen zu können. Insofern: ja. Ohne einen genauen zweiten Blick auf die Daten wird es nicht funktionieren.

Vorausgesetzt, die Daten sind so vielversprechend wie behauptet: Sollten Zulassung und Stiko-Empfehlung mit Blick auf das Infektionsrisiko an Schulen deutlich schneller vonstattengehen als zuletzt?

Es ist leider etwas komplexer: Die Stiko ist abhängig von den Daten, mit denen die EMA Impfungen zulässt. Ich könnte mir vorstellen, dass man für Kinder mit einem erhöhten Risiko relativ schnell zu einer Empfehlung kommt. Für eine allgemeine Empfehlung könnte es denkbar sein, dass größere Datensätze abgewartet werden. Dafür spricht auch, dass wir durch unsere Teststrategie viele Infizierte an Schulen erfassen und Infektionsketten in den allermeisten Fällen durchbrechen.

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Auch zeigen aktuelle Daten aus den Kliniken, dass Kinder der Altersgruppe weiter selten schwere Verläufe erleiden. Long Covid ist nicht abschließend zu bewerten, aber wir wissen inzwischen, dass das Risiko auf Langzeitfolgen bei jüngeren Kindern gering zu sein scheint. Die Sicherheit des Impfstoffes hat angesichts der überschaubaren Gefahren durch die Erkrankung selbst eine hohe Priorität.

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