Corona-Pause beendetKölner Kumede-Theater zeigt „Schläch höre kann hä jot“

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Theater_Schläch höre kann

Szene aus dem Stück

Innenstadt – Endlich wieder zurück auf der Bühne. Endlich wieder Theater spielen, das Publikum spüren, den Applaus genießen. Mit der Aufführung ihres Stücks „Schläch höre kann hä jot“, hat das Kumede-Theater in der Volksbühne am Rudolfplatz die monatelange kulturelle Corona-Pause in Köln beendet.

Die Premiere am vergangenen Samstag war „Kölns erste Indoor-Veranstaltung nach sieben Monaten Lockdown“, sagte Kumede-Geschäftsführer Uwe Baltrusch vor den rund 160 Gästen. Das mache ihn und die Theaterspielgemeinschaft des Heimatvereins Alt-Köln mächtig stolz. Obwohl die Besucherzahl im Theater wegen der derzeit geltenden Infektionsschutzmaßnahmen begrenzt ist, „fühlt es sich an wie ausverkauft“, sagte er.

Verspätete Premiere

Kurz vor Beginn hatte Volksbühnen-Geschäftsführer Axel Molinski gemeinsam mit einigen Kumede-Darstellern den mit vielen Vorhängeschlössern bestückten Bauzaun, der lange symbolisch für die Trennung von Theater und Publikum am Eingang der Volksbühne stand, für die Wiedereröffnung des Theaters bei Seite geräumt. Der Zaun soll für eine geplante „Post-Corona-Ausstellung“ dem Stadtmuseum übergeben werden.

Den vorgeschriebenen Covid-Negativ-Nachweis zum Einlass ins Theater konnten die Besucher im eigens eingerichteten Testzentrum im Foyer machen. Im Haus und während der Veranstaltungen gilt auch weiterhin Maskenpflicht. Ursprünglich hatte die Kumede die Aufführung des Vierakters aus der Feder von Karl Schmalbach schon für letzten Sommer geplant. Coronabedingt mussten alle Termine abgesagt werden.

In dem Schwank, zu dem der langjährige ehemalige Kumede-Spielleiter Hermann Hertling die kölsche Fassung geschrieben hatte, mimt Spielleiter und Regisseur Wolfgang Semrau den schwerhörigen Opa Splissenbach. Semrau begrüßte zuvor Hermann Hertling (90) als Gast im Publikum und bedankte sich für dessen Hilfe und Unterstützung. In der Spielzeit 2003/2004 hatte Hertling im gleichen Stück den „hathörijen“ Opa gespielt. „So ändern sich die Zeiten“, sagte der Schauspieler am Rande der Veranstaltung. Heute sitze er mit Hörgerät im Publikum.

Flotte und deftige Dialoge

Die Handlung des unterhaltsamen Stücks greift indes ein aktuelles Thema auf. Es geht um Betreuung, um Vorsorgevollmachten und darum, wie man am schnellsten „dä Doof em Huus, dä dat janze Veedel blamiert“, möglichst schnell los wird. Nur wenige, wie die Haushaltshilfe Nies (Birgit Vasco), hatten Opas Schrulligkeit liebgewonnen. Tochter Finchen (Susanne Kamp) und ihr Mann Köbes (herrlich gespielt von Martin Otten) dagegen wollen seine Schwerhörigkeit ausnutzen und seinen Landbesitz verkaufen.

Interessenten gibt es genug: die raffgierigen Nachbarn Agathe und Karl-Dagobert Großkopp (Iris Schmitz und Helmut Heinz) oder der „Strunz-Boor“ Pitter (Philipp Voigt), der es zudem auf die Enkeltochter Betty (Andrea Kurth), „die richtije Frau, röm un töm“, abgesehen hatte. Schließlich soll der Psychiater Professor Hektich (Gerd W. Kahnert) Opa Splissenbach ins Sanatorium „Haus Waldfrieden“ einweisen. Der Plan scheint aufzugehen, wäre da nicht die neuartige Smartphone-Hör-App von Enkelin Betty, die den Opa alles hören lässt, ohne dass es die anderen Familienmitglieder merken.

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Rund zwei Stunden lang liefern sich die Laiendarsteller vor einer liebevoll ausgestatteten Wohnzimmerkulisse flotte, teils deftige Dialoge und Wortgefechte in feinstem Kölsch. Am Ende honorierte das Premieren-Publikum den filigranen Umgang mit der kölschen Sprache und die glänzende schauspielerische Leistung aller Darsteller mit reichlich Applaus.

Mit einer Sondervorstellung am heutigen Freitag, 19 Uhr, unterstützt das Ensemble die Organisation „Helfen durch Geben“. Weitere Aufführungen an den Wochenenden bis 27. Juni in der Volksbühne. Tickets für die Vorführung sind bei kölnticket erhältlich.  

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