Knatsch hinter den KulissenKommt das große Spielcasino für Köln überhaupt noch?

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Auf dem Parkplatz neben dem Ottoplatz (Markierung) will das landeseigene Unternehmen Westspiel eine Spielbank bauen.

Auf dem Parkplatz neben dem Ottoplatz (Markierung) will das landeseigene Unternehmen Westspiel eine Spielbank bauen.

  • In zentraler Kölner Lage, direkt neben dem Deutzer Bahnhof, soll eine große Spielbank gebaut werden. Soweit die Pläne.
  • Doch ob dort jemals ein Kasino entstehen wird, ist inzwischen völlig ungewiss – denn es gibt Streit.
  • Hier erfahren Sie die Hintergründe.

Köln – Eine neue Spielbank am Deutzer Ottoplatz soll der Stadtkasse über einen Anteil am Gewinn jährlich fünf Millionen Euro einbringen. Ein Architektenwettbewerb für das Gebäude endete bereits im Dezember 2016, doch das Grundstück ist noch immer unbebaut.

Ob dort jemals ein Kasino entstehen wird, ist inzwischen völlig ungewiss. Der Betreiber Westspiel und die Stadtverwaltung streiten sich über die Gestaltung der Fassaden und den Inhalt des Kaufvertrags. Während die Stadt darauf drängt, dass die Immobilie ausschließlich als Spielbank genutzt werden darf, will das Unternehmen sich die Möglichkeit offen halten, das Gebäude auch anders zu nutzen, um dort etwa Büros oder ein Hotel unterzubringen. Dabei würde es sich um eine sogenannte Drittverwertung handeln. Eine Einigung ist derzeit nicht in Sicht.

Westspiel hatte in den zurückliegenden Gesprächen mit der Stadt zwar betont, an dem Bau eines Kasinos auf dem Grundstück östlich des Ottoplatzes und westlich des Parkhauses der Lanxess-Arena festhalten zu wollen. Nach Informationen des „Kölner Stadt-Anzeiger“ besteht seit einiger Zeit aber zwischen beiden Seiten kein Kontakt. „Wir sind im vergangenen Jahr so auseinandergegangen, dass Westspiel sich noch einmal berät und sich dann bei uns meldet“, sagte Anne Luise Müller, Leiterin des Stadtplanungsamtes auf Anfrage.

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Eine Rückmeldung habe es bislang noch nicht gegeben. Deshalb habe die Verwaltung Westspiel vor Karneval erneut angeschrieben, um zu erfahren, wie es denn nun weitergehen soll – eine Antwort seitens des landeseigenen Unternehmens steht noch immer aus. „Beide Seiten schieben sich gegenseitig den Schwarzen Peter zu, weshalb sich nichts mehr bewegt“, beschreibt ein Kenner des Projekts die festgefahrene Situation.

Zwischen Westspiel und der Stadt sind vor allem die Gestaltung der Kopfseiten des Kasinos und die Lage der Zufahrt zur Tiefgarage Streitthemen. Zwar hatte das Büro AIP im Architektenwettbewerb 2016 den ersten Platz belegt, der Entwurf war aber vor allem bei den Ratsfraktionen umstritten. Als Westspiel nacharbeiten sollte, kam es offenbar zu einer Vermischung des Siegerentwurfs mit dem des zweitplatzierten Büros Allmann Sattler Wappner, das auch die östliche Domumgebung neu gestaltet hat. Auch damit zeigte sich die Stadt nicht zufrieden und forderte eine erneute Verbesserung, die bislang noch aussteht.

Untergrund bereitet Probleme

Im Januar 2018 war zudem bekannt geworden, dass der Untergrund des Grundstücks Probleme bereitet, weil sich dort ein U-Bahn-Tunnel sowie die Überreste einer preußischen Festungsmauer befinden. „Das ist sicherlich eine Herausforderung, dort zu bauen, aber es ist auf jeden Fall möglich“, sagte Müller. Auch die Landesregierung teilte jetzt auf Anfrage der SPD-Fraktion mit, dass es bautechnisch möglich sei, an dem Standort in Deutz ein Spielbankgebäude zu errichten. Gleichwohl wäre der Bau eines Fundaments im Vergleich zu weniger komplizierten Arealen deutlich teurer.

Der Kaufvertrag bereitet dem Vernehmen nach den größten Ärger. Die Stadt verlangt für das Grundstück fünf Millionen Euro, will sich dafür aber zusichern lassen, dass Westspiel es tatsächlich nur für den Bau eines Kasinos verwendet. Das Unternehmen wiederum will sich die Option einer anderen Nutzung offenhalten, falls sich der Betrieb einer Spielbank an diesem Standort doch nicht rechnen sollte. Das hängt unter anderem wohl damit zusammen, dass sich eine ausschließliche Verwendung als Kasino negativ auf die Unternehmensbilanz auswirken könnte. Die Absicht der Landesregierung, Westspiel an einen privaten Investor zu verkaufen, dürfte dabei ebenfalls eine Rolle spielen.

Baubeginn war für 2018 geplant

Wie zu erfahren war, könnte sich die Stadt vorstellen, einer von Westspiel favorisierten Drittverwertung zuzustimmen, falls in den Kaufvertrag eine Klausel eingebaut wird, derzufolge die Verwaltung jeglicher anderen Nutzung der Immobilie zuerst zustimmen müsste. So behielte die Stadt eine gewisse Kontrolle über das Areal, auf dem sich bislang ein Parkplatz und eine Grünfläche befinden. Eine Bebauung an dieser Stelle ist aus städtebaulicher Sicht zwingend notwendig, damit der vor einigen Jahren neu gestaltete Ottoplatz vor dem Deutzer Bahnhof eine Abschlusskante erhält. Die damaligen Planungen gingen davon aus, dass nördlich der Fläche ein neues Gebäude entstehen wird.

Der ursprüngliche Zeitplan von Westspiel sah vor, 2018 mit den Bauarbeiten zu beginnen. Die Spielbank sollte spätestens 2021 eröffnen. Die Kosten für den Rohbau sollten ursprünglich 23 Millionen Euro betragen. Die Betreiber erwarten rund 300.000 Besucher jährlich, was der Zahl des Duisburger Kasinos entspricht, das ebenfalls von Westspiel betrieben wird. Nach Angaben der Landesregierung liegt bislang kein neuer Zeitplan vor. Das Unternehmen selbst hat sich auf Anfrage nicht zum aktuellen Stand des Projekts geäußert.

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