Inspiration vom NebentischRodenkirchener Autorin Carla Berling bringt Roman heraus

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Carla Berling mit ihrem jüngsten Werk

Carla Berling mit ihrem jüngsten Werk

Rodenkirchen – Mit ihrem Temperament und ihrer sichtbaren Lust am Vorlesen fasziniert Carla Berling regelmäßig ihr Publikum, so auch beim jüngsten „Heimspiel“ im Brauhaus Steep’s. Es war rappelvoll, es wurde viel gelacht und am Ende gab es Bravo-Rufe. Die Mayersche Buchhandlung Köhl hatte die Lesung organisiert und aus Platzgründen in den Brauhaussaal verlagert.

Carla Berling ist Rodenkirchener Buchautorin, stand mit dem Krimi „Mordkapelle“ auf der Spiegel-Bestsellerliste und präsentierte jetzt erstmals ihr brandneues Buch „Der Alte muss weg“. Es dreht sich darin alles um Steffi, die eigentlich mit allem unzufrieden ist und nach Veränderung sucht.

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Aber keinesfalls möchte sie auf Designerküche, Sparbuch und Reihenhaus verzichten. Fein beobachtetes Rodenkirchener Lokalkolorit ist dabei, viele Klischees werden bedient – mit einem frechen Augenzwinkern schreibt Carla Berling ihre Geschichte und erzählt im locker-leichten Plauderton. Heiter bis wolkig ist der Lesestoff – ein Mix aus Humor und Nachdenklichkeit.

Die 59-jährige Autorin, die ursprünglich Einzelhandelskauffrau gelernt hat, stammt aus Ostwestfalen. Im Jahr 2000 kam sie in den Köln-Bonner Raum und wohnt seit 2015 in Rodenkirchen. Sie ist seit 1985 mit ihrem Mann verheiratet und hat zwei erwachsene Söhne.

Im Steep’s las Berling aus ihrer „Komödie mit Krimitouch“.

Im Steep’s las Berling aus ihrer „Komödie mit Krimitouch“.

Sie lebte zeitweise in finanziell schwierigen Verhältnissen, hat sich aber mit viel Fleiß und Energie nach oben gekämpft. Ihre Bücher hat sie zunächst im Selbstverlag herausgebracht, darunter mehrere Krimis. In der Regel braucht sie ein Jahr für ein Buch von der Idee bis zur Abgabe.

Frau Berling, Ihr neues Buch lässt sich schwer einordnen. Ist es ein Krimi, ein spöttischer Frauenroman oder eine Art Ratgeber für Lebensfragen?

Manche haben das Buch als spannende „Dramödie“ bezeichnet. Ich würde sagen, es ist eine Komödie mit Krimitouch. Eine Lektüre für Paare, nicht nur für Frauen. Es geht ja im Grunde um die Botschaft, Mut zu haben und eingefahrene Pfade zu verlassen. Gerade in langen Beziehungen sucht man ja das unerwartete Glück nicht mehr so gern. Auf keinen Fall will ich aber mit erhobenem Zeigefinger daher kommen.

Ihre Hauptfigur Steffi will ihren Ehemann umbringen, weil sie ihr Leben so öde findet. Wie kamen Sie auf diese niederträchtige Idee?

Im Grunde habe ich zwei Erlebnisse miteinander verbunden, die ich nie vergessen werde. Da ist einmal die Szene: Älteres Paar, er löst in der Küche Kreuzworträtsel, sie sitzt im Nebenzimmer. Nur die Uhr tickt. Unerträglich langweilig. Ich dachte, was wäre, wenn hier einmal richtig etwas passieren würde. Die andere Szene erlebte ich in Rodenkirchen. Unfreiwillig hörte ich das Gespräch von fünf Frauen mit, spätes Mittelalter. Sie tranken Aperölchen und Weinchen und lästerten über ihre Männer. Da löste sich ein Rädchen in meinem Schreiberhirn und ich erschuf Steffi. Mehrere Personen und Querverbindungen erfand ich dazu. Der Rest ist Handwerk.

Wo haben Sie das Handwerk gelernt?

Das habe ich mir selbst beigebracht. Mitte der 90er Jahre waren mein Mann und ich so arm, dass wir den Strom nicht mehr bezahlen konnten. Ich beschloss, ein Buch zu schreiben, um über die Runden zu kommen. Das hat natürlich nicht funktioniert. Wild entschlossen wollte ich beim Schreiben bleiben und habe ich mich bei einer Lokalzeitung in Bad Oeynhausen vorgestellt. Dort hat man sich erst geziert, mir aber dann doch eine Chance gegeben. Bei meinem ersten Auftrag habe ich eine ganze Nacht gebraucht für 20 Zeilen. Aber ich habe mich schnell gesteigert. Im Jahr 2008 startete ich die Buch-Serie „Jesses Maria – Wechseljahre“, veröffentlichte selbst und ging damit auf kabarettistische Lesetouren, die sehr erfolgreich waren. Damit habe ich das Studium meiner Söhne finanziert. Ich habe dann Krimis mit Lokalkolorit geschrieben und weiterhin selbst veröffentlicht, bis dann 2012 der Heyne-Verlag auf mich aufmerksam wurde und meine drei jüngsten Krimis kaufte und heraus brachte.

Ihre Bücher sind erfolgreich, aber auch Ihre Lesungen. Was mögen Sie lieber?

Schreiben ist eine einsame Sache. Meine Söhne sind aus dem Haus, der Hund ist tot, mein Mann viel unterwegs. Deshalb bin ich sehr gern auf Lesereisen unterwegs, ab Mitte September wieder in vielen deutschen Städten und in der Schweiz. Ich bin ja ein aktiver Mensch. Mittlerweile bin ich gut vernetzt und auch der Heyne-Verlag unterstützt mich. Wo ich einmal war, werde ich gern wieder eingeladen. Früher musste ich 3000 Bewerbungen für 30 Lesungen verschicken. Das ist vorbei.

Was lesen wir als nächstes von Ihnen?

Im Winter erscheint Krimi Nummer fünf, eine Komödie ist für 2020 geplant und dazwischen ein Roman, der bereits fertig ist. 2021 kommt dann wieder eine Komödie.

DAS BUCH

Carla Berling: „Der Alte muss weg“, Heyne-Verlag, 317 Seiten, 9,99 Euro

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