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IslamkonferenzRadikale Islamisten nahmen an Ditib-Konferenz in Köln teil

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Blick über die Ehrenfelder Moschee der Ditib zum Dom

Blick über die Ehrenfelder Moschee der Ditib zum Dom

Köln – Die Türkisch-Islamische Union Ditib pflegt offenbar enge Kontakte zu mutmaßlich führenden Islamisten der Muslimbruderschaft (MB) in Deutschland. So hat die türkische Regierung vergangene Woche in der Kölner Ditib-Zentralmoschee in Ehrenfeld eine Islamkonferenz organisiert, an der auch führende Vertreter MB-naher Organisationen teilgenommen haben. Bei dem dreitägigen Treffen, das am vergangenen Freitag endete, ging es um „die Zukunft der Muslime in Europa“.

Ein Sprecher des NRW-Innenministeriums sagte dem „Kölner Stadt-Anzeiger“, es sei bekannt, „dass die Türkei die Bewegung der Muslimbrüder unterstützt. Vor diesem Hintergrund bestehen seitens der Ditib, die in einem Abhängigkeitsverhältnis zur türkischen Religionsbehörde steht, offenbar keine Berührungsängste gegenüber der Muslimbruderschaft“.

Abschlusserklärung spricht von Besorgnis erregender Islamfeindlichkeit

Die aus Ägypten stammende größte globale Islamistenbewegung sei Beobachtungsobjekt der Verfassungsschützer, hieß es weiter. Insofern stimme es bedenklich, „dass die in der jüngeren Vergangenheit durch türkisch-nationalistische Aktivitäten in die Kritik geratene Ditib sich gegenüber der islamistischen Muslimbruderschaft nicht abgrenzt, sondern offensichtlich Beziehungen zu Personen aus diesem Spektrum pflegt“.

Islamkonferenz war nicht bekannt

Von der Islamkonferenz in der Ehrenfelder Moschee hatte die Stadt Köln laut Bezirksbürgermeister Josef Wirges (SPD) keine Kenntnis. Er höre davon zum ersten Mal, sagte er. Bei seinem letzten Treffen mit Ditib-Vertretern im Dezember habe man lediglich darüber gesprochen, wie sich das angespannte Verhältnis nach dem Erdogan-Besuch im September verbessern ließe. (pb)

Die Tagung, die Experten als Gegenentwurf zur Deutschen Islamkonferenz der Bundesregierung werten, fand nahezu unbemerkt von der Öffentlichkeit statt. Die türkische Religionsbehörde Diyanet hatte die Zusammenkunft mit mehr als 100 Teilnehmern aus 17 Ländern über ihren deutschen Ableger, die Ditib, organisiert.

In einer 18 Punkte umfassenden Abschlusserklärung, die durch Diyanet-Präsident Ali Erbaş verlesen wurde, ist von Besorgnis erregender Islamfeindlichkeit die Rede. Die Gülen-Bewegung, die der türkische Präsident Erdogan für den Putschversuch vom Juli 2016 verantwortlich macht, wird wie der IS und die PKK als Terrororganisation bezeichnet. Erbaş betonte, dass es keinen „deutschen oder europäischen Islam“ gebe. Das stünde im Widerspruch zur Universalität des Islam.

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