Das Restaurant in Kalk steht offenbar im Zentrum des seit Monaten schwelenden Kölner Drogenkriegs.
Explosion vor RestaurantPolizei Köln verfolgt mehrere Theorien zu den Tätern

Diesen Mann hat eine Überwachungskamera am Tatort gefilmt – er wird von der Polizei gesucht.
Copyright: Arton Krasniqi
Zwei Tage nach dem Sprengstoffanschlag auf das kurdische Lokal „Saman“ nahe dem Polizeipräsidium in Köln-Kalk werten die Ermittler Aufnahmen aus Überwachungskameras am Tatort aus.
„Die Staatsanwaltschaft geht aufgrund der bisherigen Ermittlungsergebnisse von einer vorsätzlich herbeigeführten Explosion aus. Die Ermittlungen zur Explosionsursache, zur Motivlage der Täter und zu etwaigen Zusammenhängen zu hier bereits anhängigen Ermittlungsverfahren aus dem Bereich Organisierter Drogenkriminalität dauern an“, erklärte Behördensprecher Ulrich Bremer dem „Kölner Stadt-Anzeiger“.
Das Attentat galt mutmaßlich dem Besitzer des Lokals. Der Gastronom soll der Vater des inhaftierten Chefs einer Kalker Rauschgiftbande sein, die nach dem Raub von 350 Kilogramm Cannabis seit Juni 2024 einen Drogenkrieg sondergleichen mit Geiselnahmen, Folter, Bombenanschlägen und Mordversuchen durchgezogen haben soll.
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Köln: Lokal war wohl Treffpunkt der Rauschgiftbande
Das Restaurant „Saman“ taucht laut Staatsanwaltschaft als Treffpunkt für die Rauschgiftbande auf, um weitere Schritte auf der Jagd nach den Drogenräubern zu koordinieren und Verdächtige aus den eigenen Reihen zu verhören.
Bis heute konnte die Bande um den mutmaßlichen Boss Sermet A., 23, die Lieferung im Wert von 1,5 Millionen Euro durch niederländische Großdealer nicht bezahlen. Das Attentat auf das Lokal in Kalk soll durch zwei Männer erfolgt sein. Nach einem sucht die Polizei jetzt mit einem Standbild aus einer Überwachungskamera. Wie in der Vergangenheit auch könnte der Angriff auf das Konto angeheuerter Gangster aus den Niederlanden gehen.
Köln: Explosion wegen unbeglichener Rechnungen im Milieu?
Die Ermittlungsgruppe „Fusion“ verfolgt offenbar mehrere Motivlagen. Zum einen könnte die Explosion als Warnung der niederländischen Lieferanten für den Vater gedacht gewesen sein, da sein Sohn in Untersuchungshaft sitzt und nicht erreichbar ist. Zweite Theorie: Offene Rechnungen. Schließlich soll der Sohn Sermet A., ein Deutsch-Iraker mit kurdischen Wurzeln, die Geiselnahme eines Paares aus Bochum organisiert haben, die ebenfalls in Verdacht gerieten, hinter dem Cannabisraub zu stecken.
Am 4. Juli 2024 kidnappten etliche Mitglieder seiner Bande sowie angeheuerte Kriminelle aus Holland den Mann und seine Partnerin, verfrachteten beide in eine Villa nach Rodenkirchen, um ihnen unter Folter zu entlocken, wo sich der gestohlene Stoff befindet. Ein Spezialeinsatzkommando der Polizei beendete tags darauf die Geiselnahme.
Wie der „Kölner Stadt-Anzeiger“ erfuhr, sollen die Geiseln zu einem libanesischen Clan aus dem Ruhrgebiet gehören, der im großen Stil mit Rauschgift handelt. Gegen die Entführten ermittelt die Kölner Staatsanwaltschaft nach eigenen Angaben ebenfalls, weil sie kurz vor ihrer Gefangennahme 50 Gramm Marihuana als Testkauf an die Kölner Drogenbande übergeben haben sollen.
Die dritte mögliche Theorie: In die Geiselnahme sind Abkömmlinge zweier weiterer kurdisch-libanesischer Clans aus dem Ruhrgebiet involviert. Beide Sippen rangieren laut Lagebild des Landeskriminalamts unter den zehn größten kriminellen Großfamilien.