Der 24-Jährige wurde schwer bewacht und per Helikopter zum Kölner Landgericht gebracht.
„Kölner Drogenkrieg“Kronzeuge belastet mutmaßlichen Kalker Bandenboss

Drei mutmaßliche Mitglieder einer Kölner Drogenbande müssen sich derzeit vor dem Kölner Landgericht verantworten.
Copyright: Thilo Schmülgen
Am Kölner Justizzentrum herrschte erneut höchste Alarmstufe. Ein Kronzeuge wurde per Helikopter gebracht, Polizisten bewachten mit Maschinenpistolen das Gerichtsgebäude – offenbar aus Angst vor einem Attentat. Denn der Mann, der im „Kölner Drogenkrieg“ mitgemischt hatte und nun Auskunft geben sollte, hat viele ehemaligen Komplizen verraten. Insbesondere den mutmaßlichen Boss.
Köln: Zeuge belastet mutmaßlichen Drogenboss schwer
„Sermet“ steht in großen roten Lettern auf einem Zettel, dahinter ein dickes Ausrufezeichen. Der Kronzeuge hatte das Dokument, das im Gerichtssaal gezeigt wurde, mit vielen weiteren Namen angefertigt und er wollte zeigen: Sermet A. steht über allem, er ist der Chef der Kalker Drogenbande, der nach einem Verrat und geraubtem Marihuana eine Gewaltspirale in Gang gesetzt haben soll.
Sehr eng sei er mit Sermet A. gewesen, sagte der 24-jährige Mohamed B., der in Saal 112 des Kölner Justizgebäudes mit schusssicherer Weste vor dem Vorsitzenden Richter Michael Greve und neben seiner Anwältin Karin Bölter saß. Sechs vermummte Polizisten behielten den Mann im Auge, der nach eigenen Angaben im Kölner Stadtteil Ostheim aufwuchs und dort auf die schiefe Bahn geraten sei.
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Köln: Angeklagte im aktuellen Prozess belastet
Er habe in A.s Kiosk auf dem Hohenstaufenring „abgehangen“, dort habe es einfach alles gegeben – Alkohol, Chips, Lachgas. „Klingt ja wie das Paradies“, warf Richter Greve mit sarkastischem Unterton ein. „Ja, klar!“, stimmte der Kronzeuge zu. In A.s mutmaßliche Drogengeschäfte sei er auch involviert gewesen. „Ich habe ja auch verkauft und das alles von Sermet erhalten“, berichtete der Zeuge.
Zuletzt habe Sermet A. mit einem Niederländer, der „Lago“ oder „Chinaman“ genannt wurde, Geschäfte gemacht. Er habe diesen einmal im VIP-Bereich einer Ringe-Diskothek gesehen. „Der ist eine krasse Nummer in Holland, ein richtiger Macher“, so der Zeuge. Der 24-Jährige belastete auch Angeklagte im aktuellen Fall. Auch sie sollen Mitglieder der Kalker Drogenbande gewesen sein.
Köln: Zeuge an Geiselnahme in Rodenkirchener Villa beteiligt
Der Kronzeuge muss sich sehr bald selbst vor Gericht verantworten, womöglich erwartet er sich durch die mögliche Aufklärungshilfe einen Straferlass. B. soll nicht nur in die Drogengeschäfte verwickelt, sondern auch einer der Geiselnehmer aus der Rodenkirchener Villa sein – das hatte er in einem Parallelprozess am Landgericht bereits zugegeben. Er sei aber nicht von Anfang an involviert gewesen.
In der Villa habe B. die männliche Geisel mit dem Tod bedroht. Ziel sei es laut Staatsanwalt gewesen, an Informationen zum Verbleib von 350 Kilogramm Marihuana zu kommen, die aus einer Lagerhalle in Hürth geraubt wurden. Die Geiseln konnten befreit werden. Der mutmaßliche Drogenboss Sermet A. wurde zwischenzeitlich verhaftet. Eine Anklage gegen ihn soll sehr bald erhoben werden.